Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Ferrari und das Reglement 2021: Widerstand gegen FIA

Von Rob La Salle
​Der italienische Ferrari-Teamchef Mattia Binotto erläutert, was ihn am Vorschlag zum Reglement 2021 stört. «Wenn ich für Ferrari spreche, dann kann ich damit nicht einverstanden sein.»

Bis Oktober soll das Fundament für die Formel 1 ab 2021 gegossen sein: Dann will die Formel-1-Führung in Zusammenarbeit mit dem Autoverband FIA und den zehn Rennställen einen Kompromiss erzielt haben, was das neue Reglement angeht. Dabei liegt der Fokus nicht zuletzt auf dem technischen Reglement, das den Ingenieuren der Rennställe derzeit immer noch viele Freiheiten erlaubt, um leistungstechnisch davonzuziehen. Damit das nicht mehr so einfach möglich ist, will Formel-1-Sport- und Technikchef Ross Brawn ein strengeres aerodynamisches Reglement einführen, dazu sollen auch mehr standardisierte Teile zum Einsatz kommen.

Das gefällt nicht allen GP-Liebhabern, einige befürchten, dass die Autos gleich aussehen werden. Doch davon will Brawn nichts wissen. Im Rahmen einer Veranstaltung über die Zukunft der Formel 1 erklärte er: «Wenn wir die Regeln nicht so streng formulieren würden, dann würden wir unsere Ziele nicht erreichen. Es gibt natürlich Klagen, dass die Formel-1-Autos dann alle gleich aussehen.»

«Wir haben deshalb ein Experiment gewagt und die aktuellen Autos ohne Lackierungen angeschaut», erzählt der Ingenieur. «Man muss schon ein extremer Fan sein, um die Autos dann auseinanderhalten zu können. Wir sind sicher, dass die schlauen Köpfe der Formel 1 auch innerhalb dieser strengen Regeln auf unterschiedliche Lösungen kommen werden.»

Eine gewisse Freiheit im Reglement war für Ferrari immer wichtig. Der im Sommer 2018 verstorbene Firmenchef Sergio Marchionne hatte festgehalten: «Wir sind in Sachen strategischer Ausrichtung nicht auf einer Linie, und wenn sich der Sport ab 2021 in eine andere Richtung bewegt, dann wird das seitens Ferrari zu gewissen Entscheidungen zwingen. Wenn aus dem Sport eine Art Supermarkt werden sollte, dann interessiert mich das nicht die Bohne.»

Besonders das Thema vereinheitlichte Teile wie etwa die gleiche Bremsanlage in allen Autos liessen dem charismatischen Automanager die Haare zu Berge stehen. Und der heutige Ferrari-Teamchef Mattia Binotto ist ähnlicher Ansicht, wie er im Rahmen des Ungarn-GP erklärt hat: «Wenn ich für Ferrari spreche, dann kann ich damit nicht einverstanden sein. Seit wir diese Diskussion führen, haben wir betont, dass wir mit standardisierten Teilen nicht glücklich sind, und ich finde, wir bewegen uns zu stark Richtung Vereinheitlichung.»

«Wieso wir dagegen sind? Weil wir der Überzeugung sind, dass der Wettbewerb tief in der DNA der Formel 1 verankert ist, und Vereinheitlichung spricht gegen diesen Geist. Zweitens sind wir der Ansicht: Standardisierung spart nicht automatisch Geld, denn du musst dein eigenes Auto auf diese neuen Teile anpassen», so Binotto gegenüber meinem Kollegen Roberto Chinchero von der italienischen motorsport.com. «Nachhaltigkeit ist ein Schlüsselfaktor, und alle von uns sind für einen Budgetdeckel, das haben wir bereits unterzeichnet. Eine gewisse Finanzkontrolle ist unabdingbar, um die Kostenexplosion einzudämmen und die Lücke zwischen den Top-Teams und dem breiten Mittelfeld zu schliessen. Aber ich glaube nicht, dass wir vereinheitlichte Teile benötigen, um Geld zu sparen.»

Binotto ist auch mit dem Vorschlag zur neuen Aerodynamik nicht einverstanden: «Wenn wir bei null anfangen, dann birgt das sehr viele Risiken, weil wir uns auf neues Terrain begeben. Zweitens glauben wir: Die Aerodynamik sollte ein Leistungsfaktor sein, mit welchem sich ein Rennstall von den anderen abheben kann. Wir sollten den Sport nicht zu einer reinen Show umgestalten, wir dürfen nicht überreagieren. Wir bieten schon heute ein tolles Spektakel. Es gibt noch einige Punkte zu verbessern, darüber sind wir uns einige, und auf die sollten wir uns konzentrieren.»

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