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Neues Rätsel Racing-Raritäten: Ungewohnte Umgebung

Von Mathias Brunner
​Unser Rätsel «Racing-Raritäten» zeigt in dieser Woche einen Piloten in aus heutiger Sicht ungewohnter Umgebung. Wer sitzt hier am Lenkrad? Wo und wann ist das Foto enstanden? Machen auch Sie mit!

Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die Lösung vom letzten Mal: Der unvergessene Ayrton Senna mit seinem McLaren MP4/8 auf der Donington-Rennstrecke. Natürlich erkannten alle Rätselteilnehmer den leuchtend gelben Helm des Brasilianers sofort, und auch auf den Wagen zu kommen, war jetzt nicht übermässig schwierig. Woran jedoch viele scheiterten – das Bild ist bei Sonnenschein aufgenommen worden, der Europa-GP in Donington 1993 jedoch fand im strömenden Regen statt. Viele Leser hatten nicht mehr auf dem Radar, dass auch im Trockenen gefahren wurde oder dachten überhaupt nicht mehr an den im Rahmen der Formel-1-WM einmalig benutzten britischen Kurs.

Sennas Landsmann Emerson Fittipaldi erinnert sich: «Die Leute fragen mich hin und wieder: ‘Welches war das grösste Rennen von Senna?’ Schwer zu sagen, aber das, was mir sofort ins Gedächtnis springt, ist der Europa-Grand-Prix von Donington 1993. Er qualifizierte sich mit seinem unterlegenen McLaren MP4/8 mit einem Cosworth-Motor auf Platz 4, hinter Michael Schumachers Benetton B193 und den überlegenen Williams FW15C von Alain Prost und Damon Hill, die in der ersten Startreihe standen. Aber am Renntag, bei sintflutartigem Regen, war Ayrton unantastbar.»

«Ich habe das Rennen damals zuhause in Miami vor dem Fernsehschirm verfolgt, und ich war völlig hypnotisiert von Ayrtons erster Runde. Er hatte einen schlechten Start und fiel auf Platz 5 zurück, aber was ich in den nächsten 45 Sekunden auf dem Bildschirm sah, war pure Genialität. Es gibt kein anderes Wort dafür.»

«Falls Sie es noch nie gesehen haben, tippen Sie mal ‘Ayrton Senna greatest lap Donington’ bei YouTube ein, und staunen Sie. Ayrton fand Grip an Stellen, wo kein anderer Pilot auch nur daran dachte, ihn zu suchen und schoss vorbei an Karl Wendlinger, der ihn beim Start überholt hatte, an Schumacher, an Hill, an Prost. Einer nach dem anderen, und am Ende der Runde führte Senna das Feld mit einem komfortablen Vorsprung an.»

«Am nächsten Tag telefonierte ich mit ihm. ‘Ayrton, das war einfach unglaublich. Du wirst in deinem Leben nie wieder solch eine Runde fahren’, sagte ich ihm. In meinem Ohr höre ich immer noch seine Reaktion, ein verlegenes, aber glückliches Kichern.»

«Ein Jahr später war er fort. Am 1. Mai 1994, dem Tag, als er beim Grand Prix in Imola in Führung liegend von der Bahn abkam und sein Leben verlor, testete ich in Michigan meinen Penske-Mercedes der IndyCar-Serie. Ich hatte gerade einen Lauf mit vollem Tank begonnen, bestehend aus 28 Runden auf diesem wundervollen Kurs. Ich war fokussiert, aufgekratzt, am Limit, glücklich. Und dann hörte ich plötzlich meinen Teamchef im Funk: ‘Emmo, komm rein’, sagte er.»

«Das war eine ungewöhnliche Anweisung, speziell während eines Dauerlaufs, also fragte ich: ‘Warum, stimmt etwas mit dem Auto nicht?’ –  ‘Nein, nein, komm jetzt bitte einfach rein’, kam die Antwort zurück.»

«Also kam ich herein, fuhr die Boxengasse hinunter, stoppte das Auto vor der Penske-Box und fragte: ‘Also gut, Jungs, was ist los?’ – ’Deine Frau ist am Telefon und will mit dir sprechen’, sagte mein Teamchef.»

«Mir wurde flau im Magen. Ich vermutete, dass etwas Schlimmes mit unseren Kindern passiert sein musste – mir fiel kein anderer Grund ein, warum meine Mannschaft einen Anruf meiner Frau für so wichtig halten würde. Also sprang ich aus dem Auto und sprintete zum Telefon. ‘Was ist los? Sag, ist etwas mit einem der Kinder?’ fragte ich meine Frau. ‘Nein’, sagte sie mit leiser Stimme, ‘es geht um Ayrton. Emerson, er ist heute in Imola gestorben.’»

«Mir fehlten die Worte. Ich habe auch heute noch keine Worte.»

Damit zur neuen Aufgabe: Auto – klar. Strecke – mit einem scharfen Auge ebenfalls lösbar. Aber wer nur sitzt hier am Lenkrad?

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