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Ferrari: Vettel–Leclerc 2020 ohne Stallorder, vorerst

Von Mathias Brunner
​Die Stallorder bei Ferrari gab 2019 viel zu reden. Nun bestätigt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto bei einem Medientermin in Maranello: «Beide Fahrer haben freie Fahrt, es gibt keine Stallorder – vorerst.»

Was nicht alles passiert in einem Jahr. Zu Beginn der Saison 2019 sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, Team-Leader sei Sebastian Vettel, der junge Charles Leclerc müsse sich unterordnen. Wir haben dann einige Male erlebt, wie der Monegasse am Funk maulte, wenn er Platz machen musste, es gab jedoch auch die umgekehrte Situation, und Sebastian Vettel war wenig angetan von Anweisungen vom Ferrari-Kommandostand. Stallorder bei Ferrari, das war 2019 ein heisses Thema, und Binotto will das 2020 anders lösen.

Bei einem Medientermin in Maranello sagt der 50jährige Italiener: «Es wird keine Stallorder geben, die Fahrer dürfen frei nach dem Titel jagen, vorerst. Wir haben nur eine Vorschrift – das Team hat Priorität. Mindestens zu Beginn des Jahres haben Sebastian und Charles freie Fahrt. Jeder soll den Anspruch ausleben können, sich die beste Ausgangslage zu sichern, das ist am gerechtesten so.»

Binotto schränkt jedoch ein: «Vettel und Leclerc gehen auf Augenhöhe in die Saison 2020. Aber ihnen muss klar sein, dass keiner über dem Team steht. Eine Kollision wie in Brasilien ist nicht akzeptabel, sonst ziehen wir die Zügel wieder an. Wenn sich im Laufe der WM herausstellt, dass der eine Fahrer klar vorne liegt, dann schätzen wir die Situation neu ein. Sollte also der Moment kommen, an dem wir in Sachen Fahrer-WM auf einen Piloten setzen müssen, um unsere Chancen zu maximieren, dann werden wir das auch tun.»

Aber wie will Binotto sicherstellen, dass sich seine beiden Alpha-Tiere an eine Vorgabe vom Kommandostand halten? Mindestens in Bahrain und Russland hat das nicht so gut funktioniert. «Ich finde, die Anweisungen damals waren nicht richtig», antwortet Binotto. «In Bahrain tat Leclerc gut daran, an Seb vorbeizugehen, weil er ohnehin der Schnellere war. Es wäre falsch gewesen, ihn weiter hinter Vettel zu halten. In Sotschi hingegen war es keine gute Idee, die Reihenfolge kurz nach dem Start drehen zu wollen, wo doch Hamilton in der Nähe ist. Also wollten wir das später tun.»

«Warum sich Vettel und Leclerc an die Anweisungen halten werden? Weil ihnen klar ist, dass sie für ein Team fahren und dass sie auf Andere angewiesen sind. Es liegt an uns, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Anweisungen zu geben. Da haben wir gepatzt, das müssen wir besser machen.»

Wer fährt 2021 für Ferrari?

Mattia Binotto: «Ferrari hat den Vorteil, dass wir unter den Piloten sehr begehrt sind. Wir sind da in einer bevorzugten Situation. Bis Anfang Mai, so ungefähr um das Rennen in Spanien herum, wollen wir wissen, wo 2021 die Reise hingeht.»

Klar wird Binotto auf Lewis Hamilton angesprochen. «Lewis ist ein fantastischer Fahrer, die Tatsache, dass er unser Team zu schätzen weiss, macht uns sehr stolz. Aber Leclerc ist unser Mann der Zukunft, und Vettel ist ganz zentral für unser Projekt. Sebastian ist wichtig für Ferrari. Seine Aussagen über den Wagen werden aufgrund seiner Erfahrung richtungsweisend sein.»

«Seb hat im zweiten Saisonteil gezeigt, wie viel Speed in ihm steckt. Das war keine Neuigkeit für uns, eher eine Bestätigung. Manchmal gab es den einen oder anderen Fahrfehler. Auch das haben wir von ihm früher schon gesehen.»

Auf die Frage, ob sich Vettel nicht unter Druck sehen müsse, mit Hamilton als möglichem Ferrari-Fahrer 2021, meint Binotto: «Ich erkenne da keinen Druck. Seb ist ein Teil von Ferrari. Wir werden zusammen mit ihm ergründen, was er in Zukunft machen will, was wir machen wollen, was wir vielleicht noch nicht gemacht haben. Wir glauben: Wir haben mit Vettel und Leclerc das beste Fahrerduo im Feld. Für Verhandlungen mit Seb über seine Zukunft haben wir genug Zeit.»

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