Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Formel 1 2020: Ist diese Mischung die richtige?

Von Mathias Brunner
Die Formel 1 zeigt Flagge: Grüsse aus Sotschi

Die Formel 1 zeigt Flagge: Grüsse aus Sotschi

​​Die Formel-1-WM besteht 2020 erstmals aus 22 Rennen. Wir wollten wissen: Wie sieht eigentlich der Verteilschlüssel aus? Wie hat sich die WM entwickelt, wenn wir in in die letzten Dekaden zurückblicken?

Das hat es noch nie gegeben: Die kommende Formel-1-WM besteht aus 22 Grands Prix. Für die Angestellten der zehn GP-Rennställe ist das eine enorme Belastung. Die Teamchefs haben Formel-1-CEO Chase Carey klargemacht: Will der Amerikaner weiter ausbauen, die Rede ist sogar von 25 WM-Läufen, dann müssen die Teams zusätzliches Personal einstellen. Denn die heutigen Fachkräfte sind an ihrer Belastungsgrenze angelangt.

DER FORMEL-1-KALENDER 2020
Präsentationen
11. Februar: Ferrari (Maranello)
14. Februar: AlphaTauri (Salzburg)
Wintertests
19.–21. Februar: Montmeló, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
26.–28. Februar: Montmeló, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
Rennen
15. März: Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
22. März: Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
5. April: Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
19. April: Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
3. Mai: Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
10. Mai: Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
24. Mai: Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC
7. Juni Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
5. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
2. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
6. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

Wir erkennen: Von diesen 22 Rennen finden neun in Europa statt (Spanien, Monaco, Frankreich, Österreich, Grossbritannien, die Niederlande, Ungarn, Belgien, Italien), das sind knapp 40 Prozent, sieben in Asien/Ozeanien (Australien, Vietnam, China, Aserbaidschan, Singapur, Russland, Japan), etwas mehr als 30 Prozent, vier in Nord- und Südamerika (Kanada, USA, Mexiko und Brasilien) sowie zwei im Mittleren Osten (Bahrain und Abu Dhabi).

Die Mischung ist durchaus fragwürdig. Verdiente die Formel 1 früher die Bezeichnung Weltmeisterschaft eher als heute? Wie sieht der Verteilschlüssel aus, wenn wir in die Mitte der vergangenen Dekaden zurückblicken?

2005: Einige Sorgenkinder
Damals hatten wir 19 WM-Läufe – zehn in Europa, fünf in Asien/Ozeanien, zwei in Nordamerika, einer in Südamerika und einer im Mittleren Osten. Gemessen an 2020 sind seit 2005 der San-Marino-GP in Imola verschwunden (jahrelang eine gute Ausrede, um zwei Rennen auf italienischem Boden zu haben), der Europa-GP auf dem Nürburgring (eine gute Ausrede damals, um zwei Rennen auf deutschem Boden zu haben), das Rennen auf dem Hockenheimring, der Indy-GP (heute fahren wir in Austin/Texas), der Türkei-GP ausserhalb von Istanbul und der Malaysia-GP in Sepang. Bahrain gab es zwar schon, nicht aber Abu Dhabi.

1995: Völlig anderes Bild
Wir hatten 17 Rennen, die sich wie folgt aufteilten: Gleich elf Rennen in Europa (also 64 Prozent der WM), drei in Asien und Ozeanien, nur einen in Nordamerika, zwei in Südamerika und basta. Im Mittleren Osten wurde damals von einem Grand Prix nur geträumt, die Südamerika-Tournee bestand aus Brasilien und Argentinien, in Japan gab es gleich zwei Grands Prix (neben dem fabelhaften Suzuka der eher peinliche TI-Circuit in Aida), und in Australien wurde damals in Adelaide gefahren, nicht in Melbourne. Es gab noch einen Grossen Preis von Portugal.

1985: Schon damals kein New-York-GP
Mit elf von sechzehn Rennen lag der Anteil von Europa bei stattlichen 68,75 Prozent, ergänzt wurde die WM durch ein Rennen in Brasilien (damals in Rio), eines in Australien (erster Grand Prix des Landes im Rahmen der Formel-1-WM), zwei in Nordamerika (Strassen-GP in Detroit sowie Montreal) und eines in Südafrika. Gemessen an 2018 hat sich der Anteil der Rennen in Nordamerika also gehalten, Asien/Ozeanien jedoch ist von 6,25% der Rennen auf 28 geschnellt! 1985 gab es noch einen Holland-GP, der Kurs in der Steiermark hiess noch Österreichring, und der Europa-GP fand in Brands Hatch statt – weil sich die Pläne für Strassen-GP in Rom und New York (!) zerschlagen hatten.

1975: Asien, wo bist du?
14 Rennen der WM, zehn davon in Europa (= 71,43 Prozent Anteil). Dazu zwei Rennen in Südamerika, eines in Südafrika und eines in den USA. Von einem Rennen in Asien ist noch nichts zu sehen: der erste Japan-GP kam erst ein Jahr später (mit dem dramatischen Finale von Fuji zwischen Niki Lauda und James Hunt).

1965: Nur zehn Rennen!
Die Fans erhielten vor 50 Jahren eben mal die Hälfte der Rennen von 2015 serviert, also ganze zehn Grands Prix. Europa dominierte mit 70 Prozent, dazu gab es je einen Lauf in Südafrika, den USA und Mexiko.

1955: Alibiübung Indy-GP
Das Indy 500 gehörte damals zum WM-Programm, aber kaum ein europäisches Team reiste nach Amerika. Das Rennen hiess auch nicht USA-GP. Im Grunde könnten wir die Veranstaltung aus Sicht der Formel 1 glatt ignorieren. Abgesehen vom Argentinien-GP fanden die restlichen fünf Grands Prix alle in Europa statt. Genau: eine Saison, nur sieben Läufe (wenn wir Indy nicht rechnen, sogar nur sechs). Noch wilder: Die WM begann zwar schon am 16. Januar in Buenos Aires, dann aber mussten sich die Rennfans bis zum 22. Mai gedulden, um in Monaco einen weiteren Lauf zu erleben. Mit dem Monza-GP am 11. September war die Herrlichkeit schon vorbei.

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