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Laurent Mekies (Ferrari): So schätzt er Vettel ein

Von Mathias Brunner
Laurent Mekies links neben Sebastian Vettel (Mitte)

Laurent Mekies links neben Sebastian Vettel (Mitte)

​Viele Fans von Sebastian Vettel befürchten: Der vierfache Weltmeister sei bei Ferrari ein Auslaufmodell. Was sagt Ferrari-Sportdirektor Laurent Mekies zur Rolle des Heppenheimers?

Während der vergangenen GP-Saison kursierte: Sebastian Vettel könnte den Helm an den Nagel hängen. Der vierfache Weltmeister hat diese Gerüchte immer weggelächelt. Viele Menschen unterschätzen die tiefe Leidenschaft des 53fachen Grand-Prix-Siegers. Der Heppenheimer ist grimmig entschlossen, seine Mission zu Ende zu bringen und mit Ferrari Weltmeister zu werden.

Einfacher wird seine Aufgabe nicht: Der junge Charles Leclerc lernt ständig dazu, und der Monegasse war vom Grund-Speed her schon 2019 auf Augenhöhe mit Vettel. Daher befürchten einige Vettel-Fans: Sebastian sei bei Ferrari ein Auslaufmodell.

Sebastian Vettel ist der Erste, der Verständnis für faire Kritik hat, wenn seine Leistung nicht gestimmt hat. Aber wie Ferrari von aussen wahrgenommen wird und was intern in Maranello passiert, das sind oft zwei verschiedene Paar Schuhe. Ferrari-Sportdirektor Laurent Mekies hat bei den Kollegen von Autosprint über die Rolle von Vettel für den berühmtesten Rennstall der Welt gesprochen.

Der 42jährige Franzose kennt Vettel seit vielen Jahren, er war schon Wegbegleiter Sebastians, als der noch für Toro Rosso fuhr. «Natürlich ist es von Vorteil bei der Arbeit, wenn man einen Menschen schon jahrelang kennt. Sebastian Vettel ist nicht nur wegen seiner vier Titel eine geborene Führungspersönlichkeit. Er ist für unser Formel-1-Programm ganz elementar. Er findet auch in schwierigsten Situationen die richtigen Worte, er bewahrt die notwendige Ruhe, er ist unfassbar motiviert.»

Zu Beginn der Saison 2019 sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, Team-Leader sei Sebastian Vettel, der junge Charles Leclerc müsse sich unterordnen. Wir haben dann einige Male erlebt, wie der Monegasse am Funk maulte, wenn er Platz machen musste, es gab jedoch auch die umgekehrte Situation, und Sebastian Vettel war wenig angetan von Anweisungen vom Ferrari-Kommandostand, seine Position preisgeben zu müssen. Stallorder bei Ferrari, das war 2019 ein heisses Thema, und Binotto will das 2020 anders lösen.

Bei einem Medientermin in Maranello sagte der 50jährige Italiener Ende Dezember: «Es wird 2020 keine Stallorder geben, die Fahrer dürfen frei nach dem Titel jagen, vorerst. Wir haben nur eine Vorschrift – das Team hat Priorität. Mindestens zu Beginn des Jahres haben Sebastian und Charles freie Fahrt. Jeder soll den Anspruch ausleben können, sich die beste Ausgangslage zu sichern, das ist am gerechtesten so.»

Binotto schränkt jedoch ein: «Vettel und Leclerc gehen auf Augenhöhe in die Saison 2020. Aber ihnen muss klar sein, dass keiner über dem Team steht. Eine Kollision wie in Brasilien ist nicht akzeptabel, sonst ziehen wir die Zügel wieder an. Wenn sich im Laufe der WM herausstellt, dass der eine Fahrer klar vorne liegt, dann schätzen wir die Situation neu ein. Sollte also der Moment kommen, an dem wir in Sachen Fahrer-WM auf einen Piloten setzen müssen, um unsere Chancen zu maximieren, dann werden wir das auch tun.»

Aber wie will Binotto sicherstellen, dass sich seine beiden Alpha-Tiere an eine Vorgabe vom Kommandostand halten? Mindestens in Bahrain und Russland hat das nicht so gut funktioniert. «Ich finde, die Anweisungen damals waren nicht richtig», antwortete Binotto. «In Bahrain tat Leclerc gut daran, an Seb vorbeizugehen, weil er ohnehin der Schnellere war. Es wäre falsch gewesen, ihn weiter hinter Vettel zu halten. In Sotschi hingegen war es keine gute Idee, die Reihenfolge kurz nach dem Start drehen zu wollen, wo doch Hamilton in der Nähe ist. Also wollten wir das später tun.»

«Warum sich Vettel und Leclerc an die Anweisungen halten werden? Weil ihnen klar ist, dass sie für ein Team fahren und dass sie auf Andere angewiesen sind. Es liegt an uns, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Anweisungen zu geben. Da haben wir gepatzt, das müssen wir besser machen.»

Wer fährt 2021 für Ferrari?

Mattia Binotto: «Ferrari hat den Vorteil, dass wir unter den Piloten sehr begehrt sind. Wir sind da in einer bevorzugten Situation. Bis Anfang Mai, so ungefähr um das Rennen in Spanien herum, wollen wir wissen, wo 2021 die Reise hingeht.»

Klar wurde Binotto auf Lewis Hamilton angesprochen. «Lewis ist ein fantastischer Fahrer, die Tatsache, dass er unser Team zu schätzen weiss, macht uns sehr stolz. Aber Leclerc ist unser Mann der Zukunft, und Vettel ist ganz zentral für unser Projekt. Sebastian ist wichtig für Ferrari. Seine Aussagen über den Wagen werden aufgrund seiner Erfahrung richtungsweisend sein.»

«Seb hat im zweiten Saisonteil gezeigt, wie viel Speed in ihm steckt. Das war keine Neuigkeit für uns, eher eine Bestätigung. Manchmal gab es den einen oder anderen Fahrfehler. Auch das haben wir von ihm früher schon gesehen.»

Auf die Frage, ob sich Vettel nicht unter Druck sehen müsse, mit Hamilton als möglichem Ferrari-Fahrer 2021, meint Binotto: «Ich erkenne da keinen Druck. Seb ist ein Teil von Ferrari. Wir werden zusammen mit ihm ergründen, was er in Zukunft machen will, was wir machen wollen, was wir vielleicht noch nicht gemacht haben. Wir glauben: Wir haben mit Vettel und Leclerc das beste Fahrerduo im Feld. Für Verhandlungen mit Seb über seine Zukunft haben wir genug Zeit.»

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