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Charles Leclerc (Ferrari): Leute sollen FIA vertrauen

Von Rob La Salle
Charles Leclerc mit seiner Freundin Charlotte

Charles Leclerc mit seiner Freundin Charlotte

​Ferrari bleibt im Verdacht, mit dem 2019er Motor das Reglement umgangen zu haben. Es kam zu einem vertraulichen Abkommen zwischen der FIA und Ferrari. Die Gegner rasen. Charles Leclerc wundert sich.

Ferrari stand monatelang im dringenen Verdacht, Mittel und Wege gefunden zu haben, das Motorreglement zu umgehen: Die Gegner witterten, Ferrari könne die vorgeschriebene Benzinflussmenge kurzzeitig erhöhen, um mehr Leistung aus dem 1,6-Liter-V6-Turbomotor zu holen. Als die FIA-Regelhüter exaktere technische Direktiven für den Betrieb der Hybridmotoren veröffentlichten, löste sich der markante Top-Speed-Vorteil von Ferrari in Luft auf. Die Ferrari-Gegner sind überzeugt: Ein Zufall war das bestimmt nicht.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto beteuerte, man fahre jetzt mit mehr Abtrieb, um mehr Speed in den Kurven zu generieren. Dafür würden Einbussen bei der Höchstgeschwindigkeit in Kauf genommen. Der Italiener versicherte ebenfalls, der Ferrari-Motor sei zu jeder Zeit reglementkonform gewesen, es hätten zahlreiche Überprüfungen der FIA stattgefunden. Am Betrieb des Motors sei nie etwas geändert worden.

Kurz vor Schluss der Formel-1-Wintertests auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya platzte dann die Bombe. Die FIA bestätigte das Vorhandensein eines merkwürdigen Abkommens mit der Scuderia Ferrari. Der Weltverband teilte mit, man habe mit Ferrari eine «private Einigung» getroffen, was die Wirkungsweise des 2019er- Motors der Italiener betrifft; die entsprechende Untersuchung sei abgeschlossen.

«Nach gründlicher technischer Untersuchung ist die Wirkungsweisen-Analyse der Antriebseinheit von Ferrari beendet. Dabei ist eine private Einigung mit dem Team geschlossen worden. Die Details dieses Abkommens bleiben vertraulich», lautete das merkwürdige FIA-Statement. Es wurden keine Strafen verhängt, keine Punkteabzüge ausgesprochen, nichts. Dank einer fragwürdigen «privaten Einigung».

Deshalb schickten die Rennställe Mercedes, McLaren, Racing Point, Red Bull Racing, Renault, Williams und AlphaTauri ein geharnischtes Statement an die Adresse der FIA. Der Wortlaut: «Die Unterzeichneten sind überrascht und schockiert von der FIA-Mitteilung. Eine Sportbehörde hat die Verpflichtung, in höchster Integrität und Offenheit zu herrschen. Wir sind strikt gegen ein vertrauliches Abkommen zwischen Ferrari und der FIA und fordern, dass in dieser Angelegenheit alles auf den Tisch kommt, um fairen Sport sicherzustellen. Wir fordern dies im Namen der Fans, der Teilnehmer und der Aktionäre der Formel 1.»

Ferrari-Fahrer Charles Leclerc sagt zum ganzen Schlamassel in Melbourne: «Die Leute sollten der FIA vertrauen. Meiner Meinung nach ist es komplett nachvollziehbar, dass der Autoverband gar nichts erklären muss.»

«Wir haben sehr viel Zeit, Geld und Hirnschmalz investiert in die ganzen Teile. Da muss es den Menschen doch klar sein, dass der Autoverband unsere ganze Arbeit nicht einfach offenlegen kann. Ich habe Vertrauen in Ferrari. Ich habe Vertrauen in die FIA. Also ist die Sache für mich erledigt.»

Für die Gegner ist sie es freilich noch lange nicht. Red Bull-Chefberater Dr. Helmut Marko im SPEEDWEEK.com-Interview: «Wir wollen zuerst einmal im Detail wissen: ‘Was ist bei Ferrari festgestellt worden?’ Es ist ja deutlich zum Ausdruck gekommen, dass Unregelmässigkeiten festgestellt wurden. Erst wenn wir diese Informationen haben, können wir über weitere Schritte beraten. Die sieben Teams sind der Ansicht, die FIA ist verpflichtet, den Inhalt der Vereinbarung mit Ferrari kundzutun – im Sinne des Sports. Sobald wir diese Antwort haben, geht die Geschichte weiter.»

«Unsere Vorwürfe richten sich nicht gegen ein anderes Team, sondern es geht um die technische Kontrolle der Formel 1 und in der Folge darum, wie Unregelmässigkeiten durch die FIA geahndet werden. Ich erinnere daran, dass McLaren im Jahr 2007 nach dem Spionagefall ausgeschlossen wurde und 100 Millionen Strafe bezahlt musste.»

Am Samstag wollen die Teamchefs der sieben Rennställe in Melbourne darüber beraten, wie es weitergehen soll.

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