Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Corona: Lockerung in Italien, Klage gegen China

Von Rob La Salle
Die Rennabteilung von Ferrari, die «gestione sportiva»

Die Rennabteilung von Ferrari, die «gestione sportiva»

​Die Formel-1-Führung will im Juli Rennen austragen lassen, der Weg dahin ist steinig. In Italien dürfen die Menschen trotz Lockerungen ihre Region nicht verlassen. China wird wegen der Corona-Pandemie geklagt.

Jean Todt (Präsident des Autosport-Weltverbands FIA), Formel-1-CEO Chase Carey und Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn arbeiten an Plänen für einen WM-Saisonstart im Juli. Angedacht sind zwei Rennen auf dem Red Bull Ring in Spielberg (Österreich), dann zwei Läufe in Silverstone. Der Weg dahin ist lang und voller Hindernisse.
Auch AlphaTauri-Teamchef Franz Tost hat festgehalten: «Es gibt mehr Fragen als Antworten. Die ganze Situation ist extrem kompliziert, weil wir von Entscheidungen der Regierungen abhängig sind und weil so viele einzelne Faktoren alle eine Rolle spielen. Und weil sich die Situation auch ständig ändert. Natürlich würden FIA und FOM gerne so bald als möglich loslegen, aber man muss schon sehen – das sind Wunsch-Szenarien.»

«Vielleicht werden wir mit Österreich Glück haben, insofern dass sich die Lage so entwickelt hat, dass die Regierung mehr Freiheiten zulässt. Uns kann aber das Gegenteil in England passieren. Das wissen wir alles nicht.»

Die Skepsis von Franz Tost ist berechtigt: Alleine am 22. April starben in Großbritannien 763 Menschen an Covid-19, einen Tag vorher waren es sogar 828. Seit zwei Wochen sind die Zahlen der neu Infizierten anhaltend hoch, mit 4000 bis 6000 Fällen pro Tag.

Abstandsregeln, Gesichtsmaskenschutz, Reiseverbote, Versammlungsverbote, Quarantänebestimmungen, Verbote von Risikosportarten – vor diesem Hintergrund ist es schwer vorstellbar, dass Anfang Juli irgendwo in Europa ein Formel 1-Rennen durchgeführt werden kann.
 
Die italienische Regierung will ab 3. Mai die strengen Maßnahmen gegen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 schrittweise lockern, allerdings mit regionalen Unterschieden. Es ist vorgesehen, dass die Menschen im Mai ihre Wohngemeinde wieder verlassen dürfen, doch nicht ihre Region. Das heißt: Auch Mitglieder von Formel-1-Rennställen wie Ferrari und AlphaTauri oder Fachkräfte von Lieferanten wie Pirelli und Brembo sind an ihre Regionen gebunden. Die Lombardei mit Mailand (Pirelli) und die Emiglia Romagna (Ferrari) sind von der Corona-Katastrophe besonders betroffene Regionen, hier wird es Lockerungen später geben als beispielsweise im Piemont oder in den Marken, wo AlphaTauri in Faenza daheim ist.
 
Italiens Staatschef Giuseppe Conte behält sich zudem vor, die Maßnahmen wieder zu verschärfen, wenn mehr Freiheiten zu einer zweiten Infektionswelle führen.
 
2,8 Millionen italienische Staatsbürger werden ab 4. Mai wieder zur Arbeit gehen können. Unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen wird die Wirtschaft schon ab 27. April hochgefahren – Baubranche, Automobilproduktion, Mode.
 
Der österreichische Bundeskanzler Kurz hat angekündigt, man erwäge eine Grenzöffnung für Juli zu den Nachbarländern Deutschland und Tschechien, andere Länder nannte er nicht, auch die Schweiz (gestern 49 Tote) nicht, Italien schon gar nicht.
 
Vor einem Gericht im US-Bundesstaat Missouri ist inzwischen Klage gegen China eingereicht worden. Generalstaatsanwalt Eric Schmitt wirft der Regierung in Peking vor, die Welt über Covid-19 belogen und im Kampf gegen die Eindämmung des Virus SARS-CoV-2 zu wenig getan zu haben. Die Folge seien Krankheit, Tod und enormer wirtschaftlicher Schaden, auch in Missouri.
 
Eric Schmitt spricht von Pflichtverletzung: «Die chinesische Regierung muss für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden.» Das Verfahren könnte zu einer Schadenersatzforderung führen.
 
Die Klage richtet sich gegen die Regierung in Peking, die Kommunistische Partei von China, verschiedene Ministerien, die Regionalregierung der Provinz Hubei sowie die Stadtverwaltung von Wuhan, wo SARS-CoV-2 ausgebrochen ist.
 
In der Klageschrift steht: «Während der entscheidenden Wochen des anfänglichen Ausbruchs haben die chinesischen Behörden die Öffentlichkeit getäuscht, wichtige Informationen unterdrückt, Whistleblower festgenommen, die Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch trotz wachsender Hinweise bestritten, entscheidende medizinische Forschung zerstört und zugelassen, dass Millionen von Menschen dem Virus ausgesetzt werden, sogar Schutzbekleidung wurde gehortet. Dadurch ist eine weltweite Pandemie ausgelöst worden, die unnötig war und hätte verhindert werden können.»
 
Der australische Ministerpräsident Scott Morrison fordert ebenfalls eine Untersuchung des Pandemie-Ausbruchs in China und hat sich mit mehreren Regierungschefs kurzgeschlossen, darunter mit US-Präsident Donald Trump, Emmanuel Macron in Frankreich und Angela Merkel in Deutschland.

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