Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Streckenposten: Abstand halten so gut wie unmöglich

Von Mathias Brunner
Streckenposten Dave Smithson (Dritter von rechts, mit Bart) zusammen mit Kollegen und Formel-1-Champion Jenson Button

Streckenposten Dave Smithson (Dritter von rechts, mit Bart) zusammen mit Kollegen und Formel-1-Champion Jenson Button

​Dave Smithson, Kommunikationschef des «British Motorsport Marshals’ Club» (BMMC) und selber Streckenposten, warnt: «Es wird Situationen geben, da ist Abstand halten so gut wie unmöglich.»

Die Formel 1 arbeitet am WM-Beginn Anfang Juli in Österreich, geplant sind zwei Läufe, am 5. und 12. Juli. Dann soll zwei Mal in Silverstone gefahren werden. Dies alles unter Ausschluss der Öffentlichkeit und mit möglichst wenig Menschen auf der Rennanlage. Normalerweise sind zur Durchführung eines Grand Prix bis zu 4000 Fachkräfte an der Rennstrecke tätig, Formel-1-CEO Chase Carey glaubt, dass dies auch mit der Hälfte geht.

Dave Smithson ist Kommunikationschef des «British Motorsport Marshals’ Club» (BMMC) und selber Streckenposten, seit vielen Jahren auch in Silverstone. Die «Marshals» sind seit vielen Jahren die Schutzengel der Rennfahrer und haben so manche brenzlige Situation entschärft. Noch ist im Detail unklar, wie ein Grand Prix in Sachen Streckenposten durchgeführt wird. Der Brite gibt gegenüber meinem Kollegen Sam Hall von gpfans zu bedenken: «Ich weiss, dass derzeit die Frage gestellt wird – was ist das Minimum an Personal, ohne die Sicherheit zu kompromittieren? Es muss schon klar sein: Wenn etwas Schlimmes passiert, und du hast zu wenig Leute, dann gibt es keinen Weg zurück.»

Es wird darüber nachgedacht, wie das Konzept des Abstand wahrens auf einer Rennstrecke umgesetzt werden soll. Wie das in einer Box aussehen soll, hat AlphaTauri-Teamchef Franz Tost im  Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com erklärt: «Wir werden ja zwei oder sogar drei Boxen haben. Die Mechaniker, die am Auto arbeiten, die sind logischerweise näher zusammen. Aber das sind fünf, sechs Mechaniker pro Auto. Alle anderen können die Abstandsregel von einem Meter Abstand in Österreich gut einhalten. Die Reifen werden in einer anderen Abteilung vorbereitet. Auch die Elektronik arbeitet in einer eigenen Abteilung, die IT sitzt ebenfalls in einer eigenen Abteilung. Diese Techniker sind von den Mechanikern in der Box sowieso getrennt. Die IT-Techniker sitzen dann natürlich schon nebeneinander, weil ihre Computer nebeneinander aufgestellt sind. Deshalb rechne ich damit, dass wir von der österreichischen Regierung die Auflage bekommen werden, dass wir eine Maske tragen müssen.»

«Die Reifenwechsel werden überhaupt kein Problem sein. Denn da hat die ganze Crew sowieso einen Helm auf.»

Dave Smithson sagt: «Hier stellen sich uns einige Herausforderungen. Es wird Situationen geben, da ist Abstand wahren so gut wie unmöglich. Ich spreche vom Einsatz entlang der Piste, aber auch von den Fachkräften in der Boxengasse, von Feuerwehrmännern, vom medizinischen Personal. Wenn es auf der Strecke einen Vorfall gibt und du musst dich um den Piloten kümmern, dann bleibt keine Zeit, sich Gedanken über ‘social distancing’ zu machen, dann musst du handeln, um einen Menschen zu retten.»

«Ich weiss, dass derzeit viele Gespräche im Gang sind zwischen dem Verband und den Regierungen, aber wir müssen schon ergründen, was machbar ist. Wenn du ins Detail gehst, dann wird klar – es gibt einfach Situationen, in welchen Sicherheitsabstand nicht möglich ist.»

Smithson ist skeptisch, ob Schutzmasken- oder gar Helmtragepflicht der richtige Weg wäre. «Auch hier müssen wir sehen, wie praktisch das ist. Ein Streckenposten muss auf alles vorbereitet sein. Die vielleicht grösste Herausforderung der jüngeren Vergangenheit für Formel-1-Streckenposten entstand, als der Wagen von Nico Hülkenberg in Abu Dhabi 2018 umkippte. Auch ohne zusätzliche Schutzkleidung hat es eine ganze Weile gedauert, ihn sicher aus dem Wagen zu holen. Wenn wir nun davon sprechen, dass die Fachkräfte zusätzliche Schutzkleidung tragen, dann muss sichergestellt sein, dass sie ihre Arbeit dennoch schnell und effizient ausüben können.»

Der gegenwärtige Formel-1-Kalender 2020

05. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
02. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
06. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

Ohne neuen Termin
Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN

Abgesagt
Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC
Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F

Das ursprüngliche WM-Programm

15. März: Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
22. März: Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
5. April: Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
19. April: Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
3. Mai: Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
10. Mai: Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
24. Mai: Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC
7. Juni Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
5. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
2. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
6. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

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