Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Liberty Media: Wegen Corona 200 Millionen Dollar weg

Von Adam Cooper
Formel-1-CEO Chase Carey in Melbourne 2020

Formel-1-CEO Chase Carey in Melbourne 2020

​Das US-amerikanische Medienunternehmen Liberty Media hat als Inhaber der kommerziellen F1-Rechte an der Coronakrise schwer zu nagen: 200 Millionen weniger Einnahmen, gemessen am Vorjahr.

Liberty Media hat die Geschäftszahlen des ersten Quartals 2020 veröffentlicht. Die Coronakrise und die Rennpause haben bei der «Formula One Group» zu einem Umsatzeinbruch von mehr als 200 Millionen Dollar geführt. Vor einem Jahr gab das US-amerikanische Medienunternehmen bekannt: Von Januar bis März 2019 wurden 246 Millionen Dollar eingenommen, nun sind es eben mal 39 Millionen.

Die Einnahmen im Formel-1-Sport stammen vor allem aus vier Quellen: Antrittsgebühren der Rennveranstalter, Erlös aus dem Verkauf der Fernsehrechte, Geld durch Bandenwerbung, durch den Verkauf von Grand Prix Namensrechten (zu Beispiel Gulf Air in Bahrain, die VTB-Bank in Russland) und von den Seriensponsoren, das sind in der Königsklasse DHL, Emirates, Heineken, Rolex, Pirelli und Aramco.

Aus den von Liberty Media veröffentlichten Zahlen geht nun hervor, dass das Betriebseinkommen aus Antrittsgebühren, Fernsehrechten und Sponsoring von 198 Millionen auf 13 Millionen Dollar gesunken sind. Die Antrittsgebühren werden zwar vor einer Veranstaltung bezahlt, die Formel 1 bucht diese Zahlungen jedoch nicht als Einkommen, weil noch kein einziges Rennen bestritten werden konnte, das Gleiche gilt für die Einkünfte aus dem Verkauf der Fernsehrechte und für die meisten Sponsoring-Abkommen. Der Erlös an TV-Senderechten liegt bei jährlich rund 750 Millionen Dollar im Jahr. Die werden aber nur dann vollumfänglich bezahlt, wenn die WM aus mindestens 15 Rennen besteht.

Liberty Media teilt dazu mit: «Weil wir im ersten Quartal keine WM-Läufe austragen konnten (das wären die Rennen in Australien und Bahrain gewesen, A.C.), besteht das Einkommen primär nur aus Sponsoring-Verträgen, die nichts mit rennbezogenen Rechten zu tun haben. Die Antrittsgebühren und der Erlös für die Fernsehrechte wurden nicht als Einkommen verrechnet.» Im Schnitt blättert ein Veranstalter rund 30 Millionen Dollar auf den Tisch, um den Formel-1-Zirkus in die Stadt zu holen.

Aus das zweite Quartal wird haarig: Von April bis Ende Juni hätten acht Rennen stattfinden sollen – Vietnam, China, die Niederlande, Spanien, Monaco, Aserbaidschan, Kanada und Frankreich. Die sind alle abgesagt oder verschoben.

Die Formel-1-Gruppe (mit den Tochterfirmen Formula One Management, FOM, und Formula One TV) konnte die Betriebskosten von 52 auf 43 Millionen Dollar senken. Niedrigere Kosten durch die Beurlaubung eines Grossteils der 400 Fachkräfte werden sich jedoch erst auf die Zahlen des zweiten Quartals auswirken, weil das im April vollzogen wurde.

Gemäss den Zahlen von Liberty Media wurde im ersten Quartal kein Preisgeld an die Rennställe ausbezahlt. Inzwischen hat Liberty-Media-CEO Greg Maffei bestätigt, dass fünf Rennställe mit finanzieller Soforthilfe gestützt worden sind. Preisgelder in der Formel 1 werden gestaffelt ausbezahlt. Grundsätzlich gilt: Je besser die Platzierung im Konstrukteurs-Pokal, desto mehr Geld erhält ein Rennstall. Dazu kommen Bonus-Zahlungen. 2019 haben die zehn Formel-1-Teams rund eine Milliarde Dollar an Preisgeld erhalten.

Auf den Kosten für den Transport des Materials nach Australien bleibt die Formel 1 sitzen. Dort musste das Rennwochenende des vermeintlichen WM-Auftakts abgebrochen werden, nachdem ein McLaren-Mechaniker positiv auf Corona getestet wurde.

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