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Sebastian Vettel: Harte Kritik nach Aus bei Ferrari

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

​Wie schätzen die Zeitungen die Trennung zwischen Sebastian Vettel und Ferrari ein? Für viele Journalisten steht fest – der Trennungsgrund heisst Charles Leclerc. Aber Vettel muss auch viel Kritik einstecken.

Ferrari und Sebastian Vettel gehen Ende 2020 getrennte Wege, ein klares Signal dafür, auf den die berühmteste Scuderia der Welt in Zukunft setzen wird – auf den Monegassen Charles Leclerc, der bis 2024 unterzeichnet hat. Auf der Pole-Position als Vettel-Nachfolger: Carlos Sainz. Für viele europäische Zeitungen war die Scheidung zwischen Vettel und Ferrari absehbar.

Corriere della Sera (Italien)
Zwischen Vettel und Ferrari herrschte schon seit längerer Zeit eisiger Wind. Der frühzeitige Niedergang des Sterns Vettels ermöglicht Leclerc, im Formel-1-Firmament noch mehr zu glänzen. Leclerc ist im Laufe einer Saison zum Lieblingssohn Ferraris aufgerückt. Jetzt will Maranello auch auf Carlos Sainz setzen. Der Spanier ist intelligent und geschätzt, hinzu ist er nicht so anspruchsvoll wie Lewis Hamilton.

Corriere dello Sport (Italien)
Sebastian Vettel zahlt einen hohen Preis für die vielen Fehler, die er bei Ferrari begangen hat. Seit 2013 hat er keine WM mehr gewonnen, seit Singapur 2019 hat er keinen Sieg feiern können. Vettel hat zunehmend unter der Konkurrenz seines jungen Teamkollegen Charles Leclerc gelitten, der bei gleicher Auto-Qualität wesentlich schneller ist.

Il Fatto Quotidiano (Italien)
Fünf Jahre, 14 Siege und kein Titel: Die Beziehung zwischen Ferrari und Vettel ist in die Brüche gegangen. Schon seit längerer Zeit hatte man mit einer Trennung gerechnet. 2015 war es Liebe auf den ersten Blick zwischen dem Deutschen und den Tifosi. Doch die ausgebliebenen WM-Titel und zu viele Fehler haben eine Beziehung ruiniert, die nach dem Erfolg Leclercs endgültig zerbrach.

BBC Sport (England)
Als Sebastian Vettel Ende 2014 bei Ferrari als Nachfolger von Fernando Alonso unterschrieb, träumte er davon, seinem Kindheitshelden Michael Schumacher nachzueifern und mit dem italienischen Team die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Stattdessen endete seine Zeit in Maranello im Frust, unerfüllt. Vierzehn Siege, ja, aber Team und Fahrer haben ihre Ziele nicht erreicht, und bis zu einem gewissen Grad liegt der Grund dafür bei Vettel. Im Verlauf seiner Ferrari-Karriere sah Vettel immer weniger wie der Fahrer aus, der von 2010 bis 2013 mit Red Bull Racing vier Mal hintereinander Weltmeistertitel holte.

Sky Sports News (England)
Ferrari hat es versäumt, den Schwung von 2017 und 2018 zu nutzen, stattdessen war die Saison 2019 durch den internen Kampf zwischen dem neuen und dem etablierten Star geprägt.

The Telegraph (England)
Die Trennung ist der Höhepunkt der aussergewöhnlichen Verschlechterung der Beziehungen zwischen der Scuderia und ihrem Star-Fahrer. Mit Blick auf die jüngsten Ergebnisse von Vettel ist es verständlich, dass Ferrari mit einem weiteren Dreijahresvertrag zögerte. In den Jahren 2017 und 2018 vergab der Deutsche durch entscheidende Fehler den die Titelchance, 2019 wurde er vom jungen Teamkollegen Charles Leclerc regelmässig in den Schatten gestellt.

Kurier (Österreich)
Das Problem sitzt nicht im Cockpit. Ferrari folgt seiner jahrzehntelangen Strategie: Die Piloten sind austauschbar, sobald sie in der roten Göttin nicht mehr schnell genug über die Runden kommen.

Tages-Anzeiger (Schweiz)
Vettel kam als Heilsbringer zu Ferrari – und geht als Gescheiterter- Ferrari verlor in der internen Zerreissprobe zwischen dem Jungtalent und dem vierfachen Weltmeister die Kontrolle. Deshalb ist Vettels Schritt, wenn auch zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt, nicht nur nachvollziehbar, sondern nötig.

Neue Zürcher Zeitung (Schweiz)
Vettel ist nicht nur an den vielen Fehlern gescheitert, die er mit einem meist unterlegenen Auto unter Druck gemacht hat, sondern auch am Schlingerkurs der Ferrari-Führung. So hatte Mattia Binotto in der zweiten Saisonhälfte 2018 das Rennauto in die falsche Richtung entwickelt – was Vettel seiner besten Titelchance beraubte.

L’Équipe (Frankreich)
Nun gibt es keinen Zweifel mehr, dass Charles Leclerc in Maranello die Nummer 1 geworden ist. In weniger als zwei GP-Saisons hat es der 22jährige Monegasse geschafft, einen viermaligen Weltmeister auszuschalten und die interne Alchemie bei Ferrari umzukrempeln. In weniger als einem Kalenderjahr wurden die Messen gesungen, der Kaiser begraben und der neue König inthronisiert. Die Machtergreifung war bonapartistisch, schnell, chirurgisch und – fast – reibungslos.

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