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Wetterpech Nürburgring: Beste Übung für Imola

Von Mathias Brunner
So sah es am Freitag auf dem Nürburgring aus

So sah es am Freitag auf dem Nürburgring aus

​Der erste Trainingstag zum Eifel-GP auf dem Nürburgring ist ins Wasser gefallen. Das ist für die tapferen Fans ärgerlich. Für die Teams hingegen ist es die beste Übung fürs GP-Wochenende von Imola.

Am ersten Tag des Eifel-GP-Wochenendes ging kein Formel-1-Auto auf die Bahn. Der Regen hätte die Rennwagen nicht aufgehalten, aber es war schlicht zu neblig – die beiden Rettungs-Hubschrauber hätten nicht sicher vom Nürburging ins Spital Koblenz fliegen können.

Für die tapferen Fans auf den Tribünen war das eine bittere Pille. Für die Rennställe hingegen ist die auf einen Trainingstag verringerte Action auf dem Nürburgring die unerwartete Gelegenheit, fürs GP-Wochenende von Imola zu üben.

Die Formel 1 will dort ein Experiment durchführen, auf das Sportchef Ross Brawn schon lange scharf ist – die Königsklasse als Zweitages-Veranstaltung, mit nur einem Trainingstag am Samstag und dem Rennen am Sonntag. Lange hatten die Rennställe und die Veranstalter ein solches Format abgelehnt. Dann hat es Formel-1-CEO Chase Carey durchgezwängt, weil der GP-Tross Zeit braucht, um vom portugiesischen Grand Prix in der Algarve in die Emilia Romagna hochzurollen.

Für die Rückkehr des Imola-GP sieht der neue Zeitplan vor, dass am Samstag (31. Oktober) von 10.00 bis 11.30 ein 90minütiges freies Training stattfindet, ab 14.00 Uhr folgt die Qualifikation. Das Rennen vom 1. November wird schon um 13.10 Uhr gestartet, also zwei Stunden früher als üblich. Der Grund: Anfang November wird es früher dunkel als im Sommer.

Die Vergangenheit hat gezeigt: Wann immer wir GP-Wochenenden mit wetterbedingten Absagen des Trainings hatten (Stichwort Taifun in Japan), erlebten wir später turbulente, attraktive Rennen. Die Techniker und Fahrer haben viel weniger Zeit zum Abstimmen der Rennwagen, am Nürburgring kommen erschwerend die niedrigen Temperaturen hinzu.

Wer seine Abstimmung in nur einer Stunde des freien Trainings nicht auf den Punkt bekommt, ist für die Qualifikation schlecht aufgestellt. Wer dort weiter hinten als üblich steht, tut sich schwerer, im Grand Prix vorzustossen.

Elementar wird es sein, die Reifen so gut als möglich ins beste Betriebsfenster zu bringen. Pirelli bestätigt – die Mailänder Walzen werden zum «graining» neigen, also zum Körnen: Wenn ein Auto zu rutschen beginnt, können sich auf der Reifenlauffläche kleine Gummikörner bilden, der Unterschied zwischen Kerntemperatur des Reifen und der Oberflächentemperatur ist zu gross. Das ist für den Fahrer überaus unangenehm, weil sich das Auto anfühlt, als würde es sich auf Kugellagern bewegen. Das Körnen kann nach wenigen Runden wieder verschwinden, wenn der Pilot vorsichtig ist.

Das Aufwärmen der Hinterreifen ist durch den Antrieb einfacher, bei den Vorderrädern wird es kritisch. Jetzt zahlt sich der geniale Trick von Mercedes besonders aus – DAS.

DAS steht für «dual axis steering», Zweiachsenlenkung, ein überaus cleveres System, mit welchem die Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton und Valtteri Bottas während der Fahrt die Spur ihres Rennwagens ändern können. Die Spur beschreibt die Längendifferenz, um welche die beiden Räder einer Achse vorne näher zusammenstehen als hinten. Sind die Räder vorne näher zusammen, so spricht man von positiver Spur oder Vorspur, umgekehrt von negativer Spur oder Nachspur. Im Rennwagen verbessern Änderungen an der Spur Fahrverhalten und Aerodynamik. Der Kniff für einen Formel-1-Renner: Das Auskühlen der Reifen auf den Geraden kann minimiert werden, denn ein leicht nach innen zeigender Reifen heizt sich stärker auf. Mercedes hat das im Winter 2020 mit dem sogenannten DAS perfektioniert (dual axis steering, Zweiachsenlenkung). DAS wird Ende 2020 verboten.

Ohne DAS muss mit beschränkten Mitteln versucht werden, Temperatur in den Reifen zu behalten: über das Anstellen der Flügel, die mechanische Abstimmung mit Federn und Dämpfern, das Spiel mit der Bodenfreiheit. Bei nur einer Stunde Training vor der Quali sind die Möglichkeiten eingeschränkt, das Set-up optimal hinzubekommen.

Die Wetterkapriolen begünstigen damit, dass die Reihenfolge im Startfeld durcheinandergemischt wird. Für für den Renntag in der Eifel ist weiterer Regen vorhergesagt. Und auch hier gilt in der Königsklasse die Faustregel: Je unberechenbarer das Wetter, desto grösser die Chance auf einen ungewöhnlichen Rennverlauf.

Formel-1-WM 2020

5. Juli: Grand Prix von Österreich (Red Bull Ring)
12. Juli: Grand Prix der Steiermark (Red Bull Ring)
19. Juli: Grand Prix von Ungarn (Hungaroring)
2. August: Britischer Grand Prix (Silverstone Circuit)
9. August: 70th Anniversary Grand Prix (Silverstone Circuit)
16. August: Grand Prix von Spanien (Circuit de Barcelona-Catalunya)
30. August: Grand Prix von Belgien (Circuit Spa-Francorchamps)
6. September: Grand Prix von Italien (Autodromo Nazionale di Monza)
13. September: Grand Prix der Toskana (Autodromo Internazionale del Mugello)
27. September: Grand Prix von Russland (Sochi Autodrom)
11. Oktober: Grosser Preis der Eifel (Nürburgring)
25. Oktober: Grand Prix von Portugal (Autódromo Internacional do Algarve)
1. November: Grand Prix der Emilia Romagna (Autodromo Internazionale Enzo e Dino Ferrari)
15. November: Grand Prix der Türkei (Intercity Istanbul Park)
29. November: Grand Prix von Bahrain (Bahrain International Circuit)
6. Dezember: Rolex Sakhir Grand Prix (Bahrain International Circuit)
13. Dezember: Grand Prix von Abu Dhabi (Yas Marina Circuit)

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