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Murray Walker tot: Legende des britischen Motorsports

Von Adam Cooper
Murray Walker

Murray Walker

​Im Alter von 97 Jahren ist die britische Motorsport-Legende Murray Walker verstorben. Zahlreiche britische Renn-Fans wuchsen mit seiner Stimme auf, er hat wesentlich zum Aufschwung des Sports beigetragen.

Die traurige Nachricht wurde vom BRDC verkündet, dem British Racing Driver’s Club: «Mit grosser Trauer bestätigen wir den Tod unseres geliebten Mitglieds Murray Walker OBE. Er war ein Freund, eine wahre Motorsportlegende, der Lieblingskommentator der Nation. Murray wird schmerzlich vermisst werden, sein Wirken und seine Stimme werden im Motorsport und in unseren Herzen für immer weiterleben. Wir danken Murray für alles, was er für unsere Gemeinschaft getan hat. Wir senden unsere Liebe und Gedanken an Murrays Familie und Freunde in dieser schwierigen Zeit.»

Von 1976 bis 2001 war Walker die Stimme der Formel 1 in Grossbritannien. Mit seiner begeisterungsfähigen, liebenswürdigen Art hat er wesentlich zum Aufschwung des Sports in Grossbritannien beigetragen.

Murray Walkers Karriere begann nach seinem Dienst im Zweiten Weltkrieg bei Motorradrennen, 1976 holte ihn die BBC für ihre Formel-1-Berichterstattung. Als die Senderechte an ITV gingen, da ging Walker mit. Legendär waren Walker und seine rechte Hand, der frühere Formel-1-Champion James Hunt.

Generationen von Fans sind mit seinen feurigen Worten aufgewachsen, um die Taten britischer Stars wie James Hunt, Nigel Mansell, Damon Hill, Jenson Button und Lewis Hamilton mitzuverfolgen.

Vorbild von Murray Walker war nach seinen eigenen Worten immer sein Vater. «Ich wurde in eine Rennsportfamilie hineingeboren», sagte er. «Er fuhr Motorradrennen von 1920 bis 1935. Ich wurde 1923 geboren und reiste von Anfang an mit dem Rennzirkus herum. Für mich war das ganz normal, zu Rennen in ganze Europa zu reisen, schon als kleiner Junge. In einer Zeit, als es für viele Menschen im Königreich aussergewöhnlich war, von England nach Schottland zu reisen.»

«Dad gewann die TT, und das war vor dem Zweiten Weltkrieg eine so grosse Sache, als hätte der den Weltmeistertitel geholt. In Sachen Begabung war er eben Graham Hill als Ayrton Senna. Er war ein harter Arbeiter, er war immer mein Idol.»

Auch am Mikro: Denn nachdem Walker senior keine Rennen mehr fuhr, kommentierte er Motorradrennen für die BBC.

Murray weiter: «Damals hatten sie um die Rennstrecke fünf Leute verteilt. Dad orchestrierte das alles, und ich hörte ihm gebannt zu.»

Im Zweiten Weltkrieg diente Murray Walker als Mechanikspezialist in einem Kavallerie-Regiment – logischerweise hatte auch das also etwas mit PS zu tun.

Nach dem Krieg wollte sich der junge Walker selber als Rennfahrer versuchen. «Ich war gierig, aber nicht sehr gut. Ich gewann ein Rennen hier und da. Aber mir wurde bald klar, dass ich es nie zu einem Meisterfahrer bringen würde.»

Murray Walker merkte: Er konnte gut mit Menschen umgehen und sie begeistern, auch das Spiel mit Worten gefiel ihn, also ging er in die Werbung. «Und nebenher begann ich fortzusetzen, was mein Vater begonnen hatte – ich kommentierte Motorradrennen mit meinem Dad. Das tat ich von 1949 bis 1962, als mein Vater starb.»

Die BBC begann, den jungen Walker zu mehr und mehr Veranstaltungen zu schicken – Formel 3, Rallycross, der eine oder andere Formel-1-Lauf. «Aber noch immer war meine Arbeit Hobby, nicht Beruf.»

Mitte der 70er Jahre erkannten die BBC-Bosse nicht nur die Magnetkraft der Formel 1 richtig, längst war ihnen auch klar, wer die Stimme für die Übertragungen sein musste: Murray Walker.

Murray weiter: «Ich hatte in der Werbebranche inzwischen meine eigene Firma aufgebaut. Ich war 59, und alles war sehr stressig. Ich fand, dass nun die Zeit gekommen war, um vielleicht etwas Anderes zu machen.»

Und so begann die Formel-1-Ära im britischen Fernsehen mit Murray Walker und neben ihm Weltmeister James Hunt. Der frühere Rennfahrer wurde für seine scharfe Zunge gerühmt, er legte den Finger dorthin, wo es wehtat. Walker war neben ihm die pure Begeisterung, der Mann, der die Menschen mitriss, mit Wortwitz und ab und an einem Fehler, was ihn nur noch charmanter und bekannter machte.

Walker: «Es hat mich nie gestört, wenn ich ab und an patze. Aber Motorsport ist komplexer als Fussball, wo ein paar Männer einem Ball hinterherrennen. Mir war wichtiger, die grosse Masse mitzureissen als bei einem technischen Detail sattelfest zu sein.»

Als sich ITV ab 1997 die Senderechte für die Formel 1 sicherte, verliess Murray Walker die gute alte BBC und ging mit. James Hunt war 1993 verstorben, und der neue Mann an Walkers Seite wurde Martin Brundle. Sie kommentierten Formel-1-Rennen bis 2001. Dann hatte Murray Walker keine Lust mehr.

«Ich fand immer, man sollte aufhören, wenn man am besten ist. Ich wollte wie Jackie Stewart aufhören, auf der Höhe seines Könnens und seiner Popularität; nicht wie Graham Hill, nach jahrelangem Abstieg.»

Murray Walker blieb dem Sport verbunden und trat für zahllose Sondersendungen vor die Kamera. Nach seinem 90. Geburtstag wurde er schwächer, und er reduzierte sein Programm im Unruhestand.

Der Formel 1 ist er immer verbunden geblieben. «Meine Frau hat immer gesagt – wenn etwas keinen Motor hat, dann interessiert es dich nicht. Und tatsächlich kann ich mir aus dem ganz normalen Leben so gut wie nichts merken, etwa wo die Wäscherei ist, aber über einen bestimmten Rennfahrer weiss ich alles. Ich hatte nie einen Beruf, ich hatte eine Berufung. Und ich war in der glücklichen Lage, nicht nur mit Rennsport aufzuwachsen, sondern meine Begeisterung dafür zu Job und Hobby zugleich zu schmieden. Damit war ich restlos glücklich, dafür werde ich immer dankbar sein.»

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