Mattia Binotto (Ferrari): «Der Vorteil ist minimal»
Die Autos werden im Windkanal unterschiedlich lange entwickelt
Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn hat vor Jahren die Richtung vorgegeben: «Wir müssen wieder eine Formel 1 auf die Bahn bringen, in welcher ein Mittelfeld-Team an einem guten Tag den Top-Rennställen ein Bein stellen kann.» Ein Werkzeug dabei ist der Kostendeckel. Er beginnt 2021 bei einer Obergrenze von 145 Millionen Dollar im Jahr, das wird bis 2023 um jeweils fünf Millionen gesenkt, auf 135 Millionen.
Im Schatten des Budgetdeckels steht eine Änderung, welche den Aerodynamikern Sorgenfalten ins Gesicht zeichnet. Einfach formuliert – je erfolgreicher ein Rennstall ist, desto weniger darf er den Wagen entwickeln. Und diese Regel wirkt sich auch stark auf die 2022er Rennwagen aus, denn 2021 legen die Teams fest, wie ihre Boliden ab 2022 aussehen werden.
Aber wie genau wird die Arbeit im Windkanal oder in Sachen Flussdynamikberechnung (computational fluid dynamics, CFD) in den kommenden Jahren heruntergefahren? Massgeblich ist dabei die Platzierung eines Teams in der WM 2020.
Formel-1-WM 2020
1. Mercedes 573 Punkte
2. Red Bull Racing 319
3. McLaren 202
4. Racing Point 195
5. Renault 181
6. Ferrari 131
7. AlphaTauri 107
8. Alfa Romeo 8
9. Haas 3
10. Williams 0
In Sachen Aero-Entwicklung werden 40 Windkanal-Läufe als Basis herangezogen. Bei Weltmeister Mercedes bedeutet dies: Sie dürfen 2021 nur 36 Mal in den Windkanal. Hier die Staffelung für die kommenden Jahre.
Mercedes
2021 90 Prozent Aero-Entwicklung, gemessen an 2020
2022–2025 70 Prozent
Red Bull Racing
2021 92,5%
2022–2025 75%
McLaren
2021 95%
2022–2025 80%
Aston Martin
2021 97,5%
2022–2025 85%
Alpine F1
2021 100%
2022–2025 90%
Ferrari
2021 102,5%
2022–2025 95%
AlphaTauri
2021 105%
2022–2025 100%
Alfa Romeo
2021 107,5%
2022–2025 105%
Haas
2021 110%
2022–2025 110%
Williams
2021 112,5%
2022–2025 115%
Doch was sind diese 102,5% von Ferrari wirklich wert? Gemäss Teamchef Mattia Binotto weniger als wir erwartet hätten. Der Italiener sagte im Rahmen einer Videokonferenz in Ungarn: «Umgesetzt in die Praxis bedeutet dies, dass wir einen Lauf mehr hatten im Windkanal. Ein solcher Lauf entspricht der Arbeit einer Woche. Aber ich schätze, diese eine Woche mehr lässt sich nur mit ungefähr einer Zehntelsekunde Zeitgewinn auf der Bahn übersetzen. Der Vorteil ist also minimal.»