Formel 1: Böser Verdacht gegen Red Bull Racing

George Russell: Mercedes erklärt Strategie-Wahl

Von Vanessa Georgoulas
George Russell verlor in Brasilien durch die Strategie-Entscheidung seines Teams die Chance auf einen Podestplatz

George Russell verlor in Brasilien durch die Strategie-Entscheidung seines Teams die Chance auf einen Podestplatz

Im GP von São Paulo wollte George Russell nicht an die Box abbiegen, was sich hinterher als richtig erwiesen hat. Doch das Team setzte sich durch. Ingenieur Andrew Shovlin erklärt die Strategie-Wahl in Interlagos.

Die Entscheidung, George Russell im Grand Prix von São Paulo an die Box zu rufen, kostete Mercedes eine Top-Platzierung. Denn der Brite hätte mindestens einen Podestplatz, wenn nicht gar den Sieg holen können, hätte das Team bei der Frage, ob er während der virtuellen Safety-Car-Phase an die Box abbiegen sollte, auf ihn gehört.

Russell, der das Feld vor seinem Stopp anführte, wollte auf der Strecke bleiben, er war sich sicher: Angesichts der Verhältnisse war es nur eine Frage der Zeit, bis die rote Flagge geschwenkt wurde. Diese wurde denn auch kurz nach seinem Stopp nach dem Unfall von Franco Colapinto gezeigt. Und alle Fahrer, die den obligaten Reifenwechsel noch nicht absolviert hatten, konnten diesen ohne Zeitverlust vornehmen.

So kamen die späteren Podeststürmer Esteban Ocon, Max Verstappen und Pierre Gasly am Mercedes-Piloten vorbei, und Russell musste sich mit dem vierten Rang begnügen. Der Mercedes-Star ärgerte sich nach dem Rennen: «Wären wir draussen geblieben, wären wir beim Neustart Erster gewesen, vor Ocon, Max und Gasly. Und zu führen, macht in einem solchen Rennen alles viel einfacher.»

Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin erklärt die Strategie-Wahl des Werksteams: «Im Nachhinein würde man wohl viele Rennstrategien anders wählen – in diesem Fall wäre das sicherlich so gewesen. Wir hatten aber ein sehr kleines Zeitfenster, das nur ein, zwei Sekunden dauerte, um zu entscheiden, ob wir George auf der Strecke lassen oder reinholen, als verkündet wurde, dass die virtuelle Safety-Car-Phase enden wird. Zu diesem Zeitpunkt sprach dafür, dass man ohnehin den üblichen Zeitverlust eines Reifenwechsels hinnehmen musste.»

«Man hätte auch darauf spekulieren können, dass irgendeiner bei diesen Bedingungen abfliegen würde, was dann auch geschah, und dass es dann zu einer Rennunterbrechung kommen würde. Doch vor dem Crash machte ein Stopp für uns Sinn, denn auch Lando Norris kam rein. Deshalb konnte George darauf reagieren», fährt der Ingenieur fort.

«Er wäre dann immer noch vor den Leuten geblieben, die nicht zum Stopp abbogen, und wäre die rote Flagge nicht gekommen, dann hätte er den Vorteil der frischen Reifen gehabt. Normalerweise gehen wir nicht davon aus, dass das Rennen unterbrochen wird. Denn da kannst du mal richtig und mal falsch liegen. Wenn du auf einen Stopp verzichtest, und das Rennen nicht unterbrochen wird, bist du in der Bredouille. Aber offensichtlich hat sich das Risiko gelohnt für jene, die auf der Strecke geblieben sind», ergänzt Shovlin.

São Paulo-GP, Interlagos

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 2:06:54,430 h
02. Esteban Ocon (F), Alpine, +19,477 sec
03. Pierre Gasly (F), Alpine, +22,532
04. George Russell (GB), Mercedes, +23,265
05. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +30,177
06. Lando Norris (GB), McLaren, +31,372
07. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +42,056
08. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +44,943
09. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +50,452
10. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +50,753
11. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +51,531
12. Oliver Bearman (GB), Haas, +57,085
13. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1:03,588 min
14. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:18,049
15. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +1:19,649
Out
Carlos Sainz (E), Ferrari, Unfall
Franco Colapinto (RA), Williams, Unfall
Nico Hülkenberg (D), Haas, Disqualifikation
Lance Stroll (CDN), Aston Martin, Unfall
Nicht am Start
Alex Albon (T), Williams, Unfallschäden

WM-Stand (nach 21 von 24 Grands Prix und 5 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Verstappen 393 Punkte
02. Norris 331
03. Leclerc 307
04. Piastri 262
05. Sainz 244
06. Russell 192
07. Hamilton 190
08. Tsunoda 28
09. Gasly 26
10. Pérez 151
11. Alonso 62
12. Hülkenberg 31
13. Stroll 24
14. Ocon 23
15. Magnussen 14
16. Albon 12
17. Daniel Ricciardo (AUS) 12
18. Oliver Bearman (GB) 7
19. Colapinto 5
20. Lawson 4
21. Zhou 0
22. Logan Sargeant (USA) 0
23. Bottas 0

Konstrukteurspokal
01. McLaren 593 Punkte
02. Ferrari 557
03. Red Bull Racing 544
04. Mercedes 382
05. Aston Martin 86
06. Alpine 49
07. Haas 46
08. Racing Bulls 44
09. Williams 17
10. Sauber 0

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