Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Was wird aus HRT?

Von Peter Hesseler
Cuquerella war einer von 85 HRT-Mitarbeitern

Cuquerella war einer von 85 HRT-Mitarbeitern

Das Team des spanischen Tabellen-Letzten liegt brach – ist es noch zu retten? Was ist es noch wert? Was macht der Investor?

Nachdem vorige Woche der Rückzug des Teams HRT bekannt wurde und die Polizei am Teamsitz in Madrid Tumulte auflösen musste, ist es ruhig geworden beim Tabellen-Zwölften und – Letzten der vergangenen drei Jahre.

HRT hatte sich Anfang 2010 aus dem ehemaligen Campos-Team heraus gegründet. Haupt-Geldgeber war damals José Ramón Carabante de la Plaza, ein Bau-Unternehmer aus Malaga.

Nun wissen und wussten wir schon damals: Das Geldverdienen ist in Spanien sehr schwierig geworden, besonders im Baugeschäft. Und in diesem Geschäftsklima sind Sponsoren – und waren damals schon — so präsent geworden wie Maikäfer im Dezember.

Es dauerte dann auch nicht lange, bis Herr Carabante abspringen wollte. Er schaffte es dann im Sommer 2011, als eine gewisser Investor namens Thesan Capital einsprang. Der Begriff «investieren» bedeutet: man gibt über den Kaufpreis hinaus etwas in das erworbene Gut hinein, sonst kann man in der Regel auch aus einem Geschäft weniger wieder herausziehen, als man «investiert» hat, weil das Gut dann an Wert verliert.

THESAN CAPITAL sitzt, oder sass, in der Paseo de la Castellana 40 in Madrid.

Ob dort noch jemand sitzt, ist unklar. Die Thesan-Website gibt keinerlei Auskunft über frühere oder aktuelle Geschäfte. Die Suchfunktion beim renommierten Handelsblatt.de ergibt: null Treffer. Allzu aktiv kann Thesan Capital also nicht sein.

Thesan-Offizielle hat man so gut wie nie an der Strecke gesehen. Und auf die Frage, wie es mit dem Geld steht, antwortete Teamchef Luis Pérez-Sala im Spätsommer: «Immer wenn wir Geld anfragen, bekommen wir keins.» Da war klar, wie das mit dem «Investieren» gemeint war.

Irgendwie wurde das Team aber doch am Leben gehalten. Und allein vom Sponsorengeld kann das kaum gelungen sein. Jedenfalls arbeiteten zuletzt 85 Mitarbeiter bei HRT, dem Hispania Racing Team.

Einer davon, (Ex-)Technikchef Tony Cuquerella, hält die letzte Seite des Buches HRT für geschlossen. Er sagt: «Es war in jedem Fall eine Erfahrung.»

Leider war es eine überflüssige, denn die Konstruktion spanisches Team mit spanischem Besitzer auf spanischem Boden mit (bzw. ohne) spanische Sponsoren musste in die Hose gehen.

Man muss die HRT-Truppe dafür bewundern, wie sie durchgehalten hat, bis auch das 20. Rennen 2012 gefahren war. Am Ende wurde sogar das Benzin knapp. Man hätte bloss gerne ein Thesan-Männchen im Anzug gesehen, der das alles erklärt, besonders, was schief gelaufen ist.

Doch ausser der Mitteilung vom 12. November, dass man neue Investoren suche, blieben die Investoren stumm. Wenn Investoren Investoren suchen, liegt eben selten Erfolg in der Luft. Und dann ist plötzlich niemand mehr da. Gar keiner. So ist das immer, wenn ein Investor Formel 1 aus reinem Geschäftsinteresse betreibt.

Wer nun auch immer HRT kaufen mag: einen Startplatz erwirbt er damit nicht, denn das Team hatte nicht mehr das Geld für die Einschreibegebühr. Ohne Startrecht fehlt einem Team allerdings sein wichtigster Bestandteil.

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