Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Haugs Nachfolger: Gerhard Berger?

Kolumne von Peter Hesseler
Gerhard Berger

Gerhard Berger

Es gibt nur einen, der den scheidenden Motorsportchef bei Mercedes ersetzen kann – wenn er will ...

Wer wird Nachfolger von Norbert Haug?

Der vor zwei Tagen nach 22 Jahren zurückgetretene Motorsportchef von Mercedes wird wohl nach und nach seinen Schreibtisch räumen und die Geschäfte übergeben.

Dass sich Haug einen Kronprinz heran gezogen hätte, ist nicht bekannt.

Kollegen von lokalen Blättern im Stuttgarter Raum bringen Ralf Schumacher ins Spiel, den ehemaligen DTM- und Formel-1-Piloten. Andere nennen Christian Schacht, Generalsekretär des DMSB.

Zu beiden Möglichkeiten winken die Experten sofort ab.

Ganz sicher der meiste Einblick in die Geschäftsführung von Norbert Haug kommt Wolfgang Schattling zu, der als Pressesprecher über all die Jahre wie ein Schatten an der Seite von Haug agierte. Der ehemalige Lehrer ist inzwischen ein echter Daimler-Mann. Und wäre den beiden vorgenannten von der Qualifikation her um Längen voraus. Ausserdem agiert er hausintern als Direktor nur eine Stufe unter Haug. Mit einer Beförderung wäre er zur Stelle.

Da wir nicht davon ausgehen, dass die Personalie Haug sich Mitte dieser Woche ad hoc entwickelt hat, können wir uns auch nicht vorstellen, dass noch niemand im Hause Mercedes über die Nachfolge Haugs nachgedacht hat.

Ein kurzer Scan der wirklich ausichtsreichen Figuren lässt eigentlich nur eine einzige Variante zu, die das Vakuum, das Haug hinterlässt, aus dem Stand befüllen könnte, wenn auch auf ganz andere Art: Gerhard Berger. Der 53-jährige Tiroler ist seit seinem Abschied als Toro-Rosso-Eigner vor drei Jahren auf der Suche nach einer echten Herausforderung. Und die Silberpfeile zum Erfolg zu führen, würde Gerhard sicher reizen. Mehr Herausforderung geht nicht.

Derzeit hilft er der FIA, die Nachwuchsklassen zu sortieren und strukturiert aufzustellen, was sicher eine interessante Aufgabe ist, wofür uns Gerhard Berger allerdings auffallend überqualifiziert erscheint.

Berger kennt die Formel 1, kann gut mit F1-Promoter Bernie Ecclestone, hat mit BMW als Rennleiter mit einem britischen Team (Williams) zusammen gearbeitet, liegt mit Lauda nicht unbedingt herzlich, aber von der Logik her auf einer Wellenlänge und gilt als Mann, dem das Gold an den Fingern klebt. Wer gewinnt schon als Teamchef mit Toro Rosso? Und: Ein bisschen Gold könnte Silber ja nicht schaden.

Bergers Kontakte innerhalb der Formel 1 gelten weiterhin als hervorragend. Und er hat als Persönlichkeit das nötige Format. Als einzige Persönlichkeit, die wir weit und breit sehen.

Ob er als ehemaliger und überzeugter BMW-Mann in den erlauchten Kreis der Daimler-Funktionäre eintauchen will, rein persönlich, ob ihm Silber passt, das ist eine Frage. Die andere ist, ob Daimler sich Berger leisten kann und will. Preiswert war der noch nie.

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