Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Marko und Webber: Ein merkwürdiges Paar

Kolumne von Peter Hesseler
Webber hat keinen leichten Stand im Team

Webber hat keinen leichten Stand im Team

Der Red-Bull-Berater kritisiert seinen australischen Fahrer härter denn je – ein offener Zwist oder nur Teil des Spiels?

Der Winter war schon lang. Und Dr. Helmut Marko hat jetzt Vieles gesagt über Mark Webber.

Der Australier versage unter steigendem Druck, er könne nicht mit technischen Problemen umgehen und falle danach zu leicht in eine Abwärtsspirale. Und er werde sowieso nie mehr schneller als Teamkollege Sebastian Vettel.

Der Doktor ist ein brutaler, schonungsloser Analyst. Für uns Medienvertreter ein gefundenes Fressen, denn wir wissen: Der Red-Bull-Berater hat immer eine Position. Und er vertritt sie offen. Sie wird immer gut begründet sein, denn Dr. Marko ist studierter Jurist, also intelligent. Und er wird sie mitteilen, denn Dr. Marko ist gleichzeitig – man staune – ein emotionaler Typ. Und er ist Vettel sehr zugewandt.

Typen wie Dr. Marko sind im modernen Profi-Sport am Aussterben. Denn die meisten Darsteller in diesem Geschäft haben so viele Blätter vor dem Mund, dass sie das Reden verlernt haben.

Der Letzte von Markos Art und Qualität war zuvor Patrick Head; der Minderheitseigner bei Williams, der sich Ende 2011 aus den Teamgeschäften zurückgezogen hat. Der knorrige Head hat meistens so laut gesprochen, dass zu lügen unmöglich schien. Denn er musste immer damit rechnen, von allen gehört zu werden. Das war ihm egal, denn seine Worte und Gedanken bildeten eine hundertprozentige Einheit. Head konnte zu allem stehen, was er sagte. Wenn er auf der Startaufstellung mit dem Fuss den Ferrari-Flügel prüfte und dann «red cheating bastards» (rote Betrügerbande) brüllte, war das Head pur. Und als er den ehemaligen BMW-Sportchef Dr. Mario Theissen einst als Lügner titulierte, wackelten in München die Wände. Das war Mister Head allerdings völlig schnurz.

Dr. Marko ist genauso, auf seine Art. Er ist hundertprozentig von dem überzeugt, was er sagt. Und dass er die Wahrheit spricht. Ob es dabei Verletzte gibt oder nicht, ist nicht sein Problem.

Dr. Marko ist knallhart. Bei Vettel wird er allerdings weich, sehr weich. Dagegen ist nichts zu sagen. Denn Vettel hat bewiesen, dass er jede Unterstützung verdient hat. Vettel liefert Leistung ab, wenn es drauf ankommt. Und das ist in der Formel 1 permanent der Fall.

Irritierend an Markos Webber-Attacken ist etwas Anderes.

Man fragt sich erstens: Wie gehen zwei entscheidende Akteure im gleichen Team miteinander im Alltag um? Schauen sie sich in die Augen? Haben sie nicht schon Probleme beim Handschlag? Oder lassen sie den gleich?

Man sieht sie selten miteinander, jedenfalls nie lange …

Die zweite Frage, die sich dem Betrachter aufdrängt, ist sportlicher Natur: Wenn Dr. Marko angeblich so wenig von Webber hält, und wenn man davon ausgeht, dass dies schon länger der Fall ist (der Doktor braucht gewiss keine fünf Jahre, um einen Fahrer zu taxieren), warum fährt Webber dann immer noch für dieses für das Weltmeister-Team der vergangenen drei Jahre?

Zwei herausragende Wochenenden, die Marko dem Australier pro Saison bescheinigt, werfen die Frage auf: Was liefert Webber an den anderen GP-Wochenenden ab? Durchschnitt? Etwas mehr oder etwas weniger? Jedenfalls nichts Aufregendes. Doch obwohl Vettel 2009 dieses Team im Handstreich für sich eroberte, durfte Webber noch ein Jahr bleiben. Und noch eines. Und noch eines. Und noch eines.

Alles scheint der Australier also nicht falsch zu machen.

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