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Sotschi: Russland-GP in finanzieller Schräglage

Von Mathias Brunner
Das Olympia-Gelände mit Rennkurs

Das Olympia-Gelände mit Rennkurs

Finanzierungs-Engpass bei der neuen Strecke. Die Region kann die Kosten nicht alleine tragen.

Die «Izvestia» ist eine der grössten Tageszeitungen von Russland. Was das vertrauenswürdige Blatt nun veröffentlicht hat, ist pures Dynamit.

Basierend auf Dokumenten, welche der Izvestia vorliegen, stellt sich heraus: Der neue Formel-1-Kurs auf dem Olympia-Gelände von Sotschi wird die Region Krasnodar nicht 2,4 Mia Rubel kosten, wie ursprünglich geplant, sondern 8,47 Mia. In Euro bedeutet dies: nicht 59 Millionen, sondern 208! Das sprengt die finanziellen Möglichkeiten der Region.

Anders gesagt: Die Region braucht dringend zusätzliche Mittel. Der stellvertretende russische Premier-Minister Dmitry Kozak (zuständig für die Spiele und die Rennanlage auf dem olympischen Gelände) hat die entsprechenden Mittel bereits beantragt.

Mit dem Geld wird die Piste zu Ende gebaut und die Antrittsgebühr entrichtet. Izvestia berichtet, allein an Gebühren für «Formula One Management» (FOM) seien im ersten Jahr 60 Mio Dollar fällig, ein Betrag, der sich mit jedem zusätzlichen Jahr um jeweils zehn Prozent erhöht. Dies würde folgender Kostenkette für einen Sechsjahres-Vertrag entsprechen: 60 Millionen (2014) – 66 Mio – 72,6 – 79,86 – 87,85 – 96,63.

Unter der berüchtigen 10%-Regel leiden viele GP-Ausrichter. Sie sind gezwungen, die Ticketpreise zu erhöhen, um das erforderliche Geld wieder herein zu holen. Staatlich subventionierte Grands Prix haben es da ein wenig einfacher.

Die Antrittsgebühr, so war es einst vereinbart, sollte von vier Firmen getragen werden: Bazovyj Element (Basic Element, ein Mischkonzern), Rostechnologii (eine Staats-Holding), MegaFon (Telekommunikation) und Lukoil (Mineralöl). Aber die damals vereinbarte Gesamtsumme betrug 52 Mio Dollar.

Erst im März ist die Firma «Formula Sotchi» – der bisherige Promoter des Russland-GP – liquidiert worden. «Formula Sotchi» war für die gesamte Organisation des Grand Prix von Russland verantwortlich. Sämtliche Anteile der Firma gehörten der Regionalregierung.  Aufgrund finanzieller Probleme konnte die Firma nicht gewährleisten, dass sämtliche anfallende Zahlungen aufgebracht werden. Daher wurde das Unternehmen mit allen ihren Beschäftigten vom offiziellen Promoter des Rennens und Erbauer der Rennstrecke, der Firma «Center of Omega» geschluckt.

Igor Ermilin – Sprecher der Russischen Automobil-Föderation – trug auch nicht zur Verbesserung der Lage bei. Er sprach einst von einer Fertigstellung des Kurses im November 2014. Im Durchschnitt werden die Südrussen in jenem Monat, pünktlich zum Beginn der Ski-Saison, mit exakt einer Sonnenstunde pro Tag verwöhnt, dazu herrschen Temperaturen zwischen –3 und +2 Grad! Und es regnet an 15 Tagen des Monats ...

Angeblich ist bei «Mr. Formula One» Bernie Ecclestone der Oktober 2014 als Wunschtermin fürs GP-Debüt deponiert. Und vielleicht wird es mit der Fertigstellung so knapp wie bei einem anderen Rennen, das derzeit im Oktober stattfindet – meist ebenfalls bei eher frischen Temperaturen: Südkorea.

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