Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Kimi Räikkönen: «Regeln ändern, der Sport nicht»

Von Rob La Salle
Der Eismann spricht

Der Eismann spricht

Im Gespräch mit dem Australien-GP-Sieger. «Wenn Pirelli jetzt umstellt, dann jammern eben andere.»
Viele Formel-1-Insider sind der Meinung: Mit einem besseren Start hätte Lotus-Star Kimi Räikkönen am Ende ein Wörtchen um den Sieg mitreden können. Das ist vielleicht ein guter Ausgangspunkt fürs Gruppengespräch mit dem Formel-1-Champion von 2008.

Kimi, du hast in Shanghai gesagt, du hättest am Start Probleme gehabt. Seid ihr inzwischen bei der Fehlersuche weitergekommen?

Die Kupplung hat einfach nicht jenen Schlupf erlaubt, die wir für eine gesunde Haftung und einen guten Start gebraucht hätten. Da gibt es einige Faktoren, die zusammen spielen müssen, und wenn einer davon nicht stimmt, dann kommst du eben nicht ideal vom Startplatz weg. So einfach ist das.

Dein Duell mit Sergio Pérez war einer der Aufreger des Rennens. Du hast dich am Funk auch lautstark über den Mexikaner beschwert. Hast du Verständnis dafür, dass er von den Rennkommissaren keine Strafe bekommen hat?

Das ändert nichts. Ich habe einfach meinen Standpunkt vermitteln wollen (Kimi damals über Funk: «Was zum Teufel macht der da?»), und das habe ich getan. Alles weitere liegt nicht in meiner Hand. Ich fand eigentlich, es war klar, was passiert ist, aber verschiedene Menschen sehen gewisse Situationen eben unterschiedlich. Aber an meinem Rennen hätte sich nun mit Strafe oder ohne Strafe nichts geändert. Und was passiert ist, ist eben passiert.

Ist Sergio schon vorher durch aggressive Manöver aufgefallen?

Nein, ich habe ihn halt da im falschen Moment erwischt.

Wen schätzt du hier als grösste Rivalen ein? Ferrari?

Ich habe nicht den leisesten Schimmer. Es gibt vier Teams, die herausragen, das ist nun eine ganz Weile schon so. Ich schätze, einer aus diesen vier Teams wird’s wohl machen.

Welchen Unterschied wird die Pirelli-Umstellung machen? Statt weich und hart mit mittelhart und hart?

Das kann schon etwas ausmachen, aber ich finde nicht, dass ich in Sachen Reifen mehr weiss als ihr. Ich bin die 2013er Reifen in Bahrain noch nicht gefahren, sie sind anders als jene aus dem vergangenen Jahr. Ohne Tests kann ich nichts dazu sagen. Die Reifen sind wie sie sind, wir müssen damit leben.

Was musst du tun, um deine Sieglosigkeit hier in der Wüste zu beenden? (Kimi wurde drei Mal Dritter und zwei Mal Zweiter, hat hier aber nie gewonnen. M.B.)

Was ich tun muss? Gewinnen. (Gelächter in der Runde.) Ohne gefahren zu sein, kann ich nicht beantworten, ob ich dazu die Chance habe.

Die Geraden von Bahrain sind recht kurz. Macht das die Position im Abschlusstraining wichtiger?

Nichts hat sich geändert. Auf einigen Strecken ist es leichter zu überholen, auf anderen ist es schwieriger. Speed brauchst du immer. Wenn du den nicht hast, dann ist es auchj egal, wie lange die Geraden sind.

Ist der Lotus generell im Quali-Trimm stärker als vor einem Jahr?

Nur, wenn du alles auf die Reihe kriegst. Und das ist nicht immer leicht. Aber das gilt in der Formel 1. Wir konnten in Malaysia vielleicht nicht zeigen, wozu der Lotus wirklich fähig ist, in China war es wieder okay.

Ist das Optimal-Fenster für die Abstimmung kleiner als vor einem Jahr?

Nein.

Drei Rennen, drei verschiedene Sieger. Geht das so weiter wie vor einem Jahr, als wir in den ersten sieben Rennen gar sieben verschiedene Sieger hatten?

Wir haben vier Teams mit je zwei Fahrern, also ...  Aber wie sich die Saison entwickelt, hängt auch von den Teilen ab, welche die verschiedenen Rennställe auf die Bahn bringen werden. Da kann leicht ein Team markante Fortschritte machen. Und dann siegt es wieder anders aus.

Hat Fernando Alonso dank des Sieges von China den Schwung, gleich einen drauf zu setzen?

Es ist doch immer so: Hast du ein schlechtes Rennen, so wie Fernando in Malaysia, dann schreiben dich alle herunter. Hast du ein gutes Rennen, so wie Fernando in China, dann schreiben dich alle in den Himmel hoch. Nur, wenn alles stimmt, kannst du gewinnen. Ferrari hatte ein gutes Wochenende in China, aber keiner weiss, ob sich das hier wiederholt.

Schätzt du deine eigene Titelchancen höher ein als vor einem Jahr?

In gewisser Weise schon, weil ich besser ins Jahr gestartet bin. (Vor einem Jahr belegte Kimi in den ersten Rennen die Ränge 7, 5 und 14, jetzt errang er die Ränge 1, 7 und 2. M.B.) Wir haben uns 2012 recht brauchbar aus der Affäre gezogen, hoffentlich können wir uns dieses Jahr steigern.

Du bist schon eine ganze Weile in der Formel 1. Ist das Rennfahren anders geworden?

Ich finde nicht. Wenn du um die Spitze mitkämpfst, so ist es immer schwierig. Die Autos haben sich geändert. Manchmal ist es einfach zu überholen, manchmal nicht. Alles hängt vom Auto ab, und aus der Perspektive hat sich nichts geändert. Ich finde nicht, dass sich in meinen zehn Jahren arg viel geändert hat. Die Regeln ändern sich, aber sie ändern den Sport nicht.

Siehst du eine Notwendigkeit, bei den Reifen einzugreifen?

Nein. Generell versuchst du immer, so schnell als möglich ins Ziel zu kommen. Es könnte ja heute auch einer versuchen, fünf Mal anzuhalten. Dann hätte er gewiss frischere Walzen als andere Fahrer. Aber wäre das din schnellerer Weg um ins Ziel zu kommen? Ich glaube nicht. Man hat doch schon immer auf seine Reifen aufpassen müssen, ich verstehe den ganzen Wirbel nicht ganz. Rennfahrer sind nie zufrieden, es gibt immer etwas zu jammern. Die Aufgabe für Pirelli ist auch nicht die Einfachste. Was immer sie tun, wird es Fahrer und Teams geben, die darüber unglücklich sind. Es liegt an uns, das Beste aus den Reifen zu holen.

Aber kann der Beste noch immer gewinnen?

Meistens schon. Aber nochmals – dazu muss alles passen. Und wenn ein Element eben nicht passt, dann bezahlst du den Preis dafür.

Würdest du es also als unfair bezeichnen, wenn nun –  aufgrund von Klagen einiger Teams – die Reifenmischungen verändert würden?

Die einen fänden das sicher gut, aber andere würden sich bitter beklagen. Wie gesagt: Es ist unmöglich, alle happy zu machen.

Fernando Alonso und Lewis Hamilton haben sich in den letzten Wochen sehr lobend über den anderen geäussert. Fühlst du dich da übergangen?

Das ist mir wurscht. Jeder kann denken, was er will. Wenn man einen besser mag als den anderen, heisst das noch nicht, dass der eine besser fährt als der andere.

Aber ist es ein anderer Leistungs-Ausweis, einen Titel mehrfach zu gewinnen?

Wie soll ich das wissen? Ich war nur einmal Weltmeister. (Gelächter in der Runde.) Für mich persönlich würde ein zweiter Titel nichts ändern im Leben. Die Menschen um dich herum würden vielleicht eine andere Sichtweise annehmen, keine Ahnung.

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