Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

3. Training Bahrain: Schock für Mercedes

Von Vanessa Georgoulas
Lewis Hamilton: Rätselhafter Schaden zum Trainings-Ende

Lewis Hamilton: Rätselhafter Schaden zum Trainings-Ende

Das dritte freie Training in Bahrain beendete Fernando Alonso als Schnellster. Für Diskussionen sorgten aber seine Gegner.

Zum dritten freien Training wurden die Formel-1-Piloten in Bahrain von einem frischen Wind begrüsst. Caterham ging auf Nummer sicher und warnte Rookie Giedo van der Garde gleich zu Beginn über Boxenfunk: «Pass auf, der Wind ist ziemlich stark.»

Doch das war nicht das einzige Problem. McLaren-Neuzugang Sergio Pérez rapportierte noch während seiner Installationsrunde, auf der alle Systeme geprüft werden: «Die Streckenbedingungen sind etwas schlechter als gestern, es liegt etwas mehr Staub neben der sauberen Linie.» Trotzdem freute er sich gleich darauf: «Die Reifen greifen gut, ich habe heute Morgen viel mehr Haftung.» Auch Pérez’ Teamkollege Jenson Button funkte nach dem System-Check: «Die Strecke ist heute ziemlich schnell, findet ihr nicht auch?»

Probleme mit dem GPS
Ferrari hatte indessen alle Hände voll zu tun. Kaum war Felipe Massa auf seiner ersten Installationsrunde unterwegs, wurde er von seinem Renningenieur Rob Smedley unterrichtet: «Das GPS funktioniert nicht.» Sky-TV-Experte Marc Surer verrät: «Das offizielle GPS der FIA funktioniert, denn wir TV-Leute sehen, wo sich Massa auf der Strecke befindet. Aber jenes von Ferrari scheint nicht zu laufen.» Der ehemalige GP-Pilot erklärt: «Das GPS ist sehr wichtig fürs Rennen, aber auch fürs Qualifying. Das Team muss sehen, wo die Lücken sind, um den Fahrer im richtigen Moment loszuschicken.»

Gegen Trainings-Ende ereilte Mercedes das gleiche Schicksal: Das Team aus Brackley konnte nicht mehr erkennen, wo sich Nico Rosberg befand. Offensichtlich macht das neue GPS-System mehr Probleme als erwartet: Der Automobilweltverband FIA will für Barcelona auf das alte System umstellen, sollte das Neue auch beim vierten Grand Prix nicht wie gewünscht arbeiten.

Schock für Mercedes
Rosbergs Teamkollege Lewis Hamilton schockte ganz am Ende die Mercedes-Ingenieure, als er mit einer kaputten linken Hinterradaufhängung und einem zerfetzten Reifen an die Box geschlichen kam. Surer staunte: «Da ist die ganze Lauffläche weggeflogen.» Die Wiederholung der TV-Bilder zeigte, dass der Schaden unvermittelt auf der Geraden passierte. «Das kann nicht an den Randsteinen liegen, die hat er ja nicht hart getroffen. Es sieht so aus, als ob die Aufhängung auf der Geraden kaputtgegangen ist. Ich vermute, danach schleifte das Rad an einem Teil und so ist der Reifenschaden entstanden», rätselte der 61-jährige Schweizer.

Teamchef Ross Brawn wollte sich gleich nach dem Training nicht auf Spekulationen einlassen: «Das Auto ist eben erst wieder in die Box zurückgekehrt. Wir wissen noch nicht, ob es ein Aufhängungs- oder ein Reifenschaden war, aber das ist natürlich alles andere als schön.» Ex-GP-Pilot Johnny Herbert ist aber überzeugt: «Die Reparatur sollte für Mercedes kein Problem sein.» Der 48-jährige Brite, der als Sky-TV-Experte im Fahrerlager weilt, erklärt: «Das einzig Positive ist, dass es so kurz vor Schluss passiert ist. Das heisst, der Schaden hat Hamilton im Training nicht viel Zeit gekostet. Und es passierte nicht in einer Highspeed-Zone. Das grössere Problem für die Silbernen ist der Reifenverschleiss. Da fahren sie hier einfach nicht auf Augenhöhe mit Ferrari, Red Bull Racing oder Lotus.»

39. Pole-Position für Sebastian Vettel?
Auch Fernando Alonso erlebte keine reibungslose Generalprobe vor dem Qualifying. Der zweifache Weltmeister legte Ausgangs der zweiten Kurve einen Dreher hin. «Fernando testet am Limit», war die einzige Erklärung, die Ferrari dazu abgab. Surer wunderte sich: «Das Auto ist in ein komisches Hüpfen gekommen, das hat die Aerodynamik verrissen. Deshalb fand Alonso nicht die Haftung, die er erwartet hatte.» BBC-TV-Experte Gary Anderson vermutet: «Fernando hatte auf der Geraden zuvor Schlagenlinien gefahren, wollte also die Reifen nachhaltiger aufwärmen. Gut möglich, dass er den Haftungsgrad der Walzen unterschätzt hat.»

Nach seiner Pirouette steuerte Alonso die Box an, wo sein F138 gesäubert und noch einmal auf Herz und Nieren geprüft wurde. Kaum war der Ferrari-Mann wieder auf der Strecke, stellte er auch schon die Trainingsbestzeit von 1:22,247 min auf. Allerdings war der 31-Jährige aus Oviedo auf der weicheren Medium-Reifenmischung unterwegs, während Sebastian Vettel auf den harten Reifen die zweitschnellste Runde gedreht hatte. Dem dreifachen Weltmeister fehlte bloss eine Zehntelsekunde auf die Bestzeit. Deshalb glaubt Surer: «Vettel hat sehr gute Karten im Qualifying, auf der weicheren Mischung kann er sicher noch ein paar Zehntel zulegen. Ich denke, er hat die besten Chancen auf die Pole-Position.»

Der Red Bull Racing-Star hatte zum Schluss noch versucht, auf einem frischen Satz Medium-Reifen eine schnelle Runde zu drehen, wurde dabei jedoch von Caterham-Neuzugang Pic aufgehalten. Der 24-fache GP-Pilot und BBC 5 Live-Kommentator Anthony Davidson schimpft: «Ich verstehe Pic nicht, er lässt die Kurve für den Folgenden weit offen, dann lenkt er überraschend ein. Das haben wir jetzt vom Franzosen schon ein paar Mal gesehen. Für dich als Verfolger ist das sehr verwirrend, weil du glaubst, dass er dich gesehen hat. Was aber nicht der Fall zu sein scheint.»

Vettels Teamkollege Mark Webber konzentrierte sich derweil darauf, das Testprogramm vom Freitag zu beenden. Der 36-jährige Australier hatte am Vortag seine Renn-Vorbereitung nicht abschliessen können und unternahm deshalb eine längere Ausfahrt mit viel Benzin im Tank. Erst am Schluss drehte er noch eine schnelle Runde und reihte sich auf der Zeitenliste hinter Vettel auf dem dritten Platz ein. Die beiden Red Bull Racing-Piloten waren wieder mit dem alten Heckflügel unterwegs, der mehr Abtrieb generiert als die neue Variante. Auch das Prinzip der hohlen Radnabe ist offenbar noch nicht ausgereift genug für einen Renneinsatz: Die Ingenieure in Milton Keynes wollen das System noch besser testen, bevor es im Ernstfall zum Einsatz kommt. Dafür wurde der neue Frontflügel verwendet.

Lotus mit viel Sprit an Bord?
Gute Karten im Kampf um die Startaufstellung hat auch Romain Grosjean. Der Lotus-Pilot war wie Vettel auf der harten Mischung unterwegs, als er die sechstschnellste Rundenzeit in den Asphalt brannte. Surer analysiert: «Die Lotus-Renner waren zudem im Mittelsektor verdächtig langsam unterwegs, vielleicht hatten die etwas mehr Sprit an Bord als der Rest.» Grosjeans Teamkollege Kimi Räikkönen drehte die viertschnellste Runde. Teamchef Eric Boullier verrät: «Das Tempo stimmt. Aber die Streckenbedingungen ändern sich ständig. Wir müssen uns diesen Verhältnissen optimal anpassen, wenn wir gewinnen wollen. Unser Ziel lautet: Wir wollen beide Autos unter den schnellsten Fünf haben im Qualifying.»

Obwohl der Reifenabbau in Bahrain viel moderater ausfällt als in den Rennwochenenden zuvor, sorgte das schwarze Gold erneut für Betriebsamkeit in einigen Boxen: Diesmal war es aber der Reifenabrieb, der Probleme machte, weil er sich im Frontflügel verfing und dadurch das ganze Strömungsverhalten beeinflusste. Dafür zeigten sich die meisten Teams mit den mitgebrachten Reifensorten zufrieden. Surer erklärt: «Pirelli hat die richtigen Mischungen für dieses Wetter dabei, man kann auf den Medium- und den harten Reifen etwa 15 Runden drehen.»

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