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Mercedes: Gummi-Blockaden und höhere Gewalt

Von Mathias Brunner
Mercedes-Teamchef Ross Brawn

Mercedes-Teamchef Ross Brawn

Mercedes-Teamchef Ross Brawn im Interview: Freude über Nico Rosbergs Pole-Position, Ärger über Störfaktoren.
Pole-Position für Nico Rosberg in Bahrain – darauf hätten wir vor einigen Tagen ein paar Euro setzen sollen. Denn allzu viele Wettfreudige wären wohl nicht auf diese Gewinn-Kombination gekommen. Erstens, weil Rosberg jeweils den sauschnellen Lewis Hamilton hinter sich lassen muss, und zweitens, weil sich Mercedes auf dem Weg zur Pole an bärenstarker Konkurrenz von Red Bull Racing und Ferrari vorbeipressen musste.

Wir haben nun die zweite Pole in Folge für Mercedes – Hamilton in China, Rosberg in Bahrain. Wie sehr ist das Geschehen bereits ein Indikator für den weiteren Verlauf der Saison?

Ross Brawn muss lachen: «Also es wäre schon das Ziel, nicht ein Auto zu haben, das auf eine Runde das Schnellste ist, sondern nach 56 Runden! Natürlich freuen wir uns über Nicos Pole, aber entscheidend ist eben der Speed im Rennen, und da sind wir noch nicht weit genug.»

Lewis Hamilton ist das Opfer eines möglicherweise unsauber formulieren Reglements. Ein Reifenschaden am Morgen (gemäss Pirelli verursacht durch ein Trümmerteil) führte zur kaputten Aufhängung, die wiederum zu einem Getriebewechsel, und damit war eine Strafversetzung von fünf Rängen nach hinten fällig.

Damit könnte man nicht nur als Brite argumentieren: Der Schaden ist ein Fall höherer Gewalt, es sei unfair, Hamilton dafür zu bestrafen.

Mercedes-Teamchef Ross Brawn: «Ich glaube, Lewis wäre ganz deiner Meinung! Natürlich kann man über so etwas diskutieren. Das Problem dabei ist – es wird immer wieder Fälle geben, die nicht ganz klar sind, die gewissermassen in einer Grauzone passieren. Ich finde schon, es würde sich lohnen, solche Fälle mal unter die Lupe zu nehmen. Natürlich ist es frustrierend, eine Strafe zu bekommen für etwas, das als Einfluss von aussen eingestuft werden muss. Zum Glück kommt das nicht oft vor. Und zum Glück ist das nicht in einer Phase passiert, die WM-entscheidend ist. Dann wäre die Pille doppelt bitter.»

Am Samstagmorgen fiel im Training auf, wie Mercedes-Mechaniker allerlei Gummiknubbel aus dem Frontflügel klaubten. Welchen Einfluss hat dieses Phänomen auf ein Auto?

«Gute Frage», sagt Brawn, «denn tatsächlich hat das einen beträchtlichen Einfluss, und das ist etwas, was wir uns alle anschauen müssen. Tatsächlich hatten wir gerade beim letzten Rennen in China ziemlich stark damit zu kämpfen. Die Balance des Autos von Lewis hat sich deswegen ständig verändert, als sich dies Gummiteilchen in den Schlitzen des Frontflügels verfangen haben. Es ist erstaunlich, wie stark das die Aerodynamik beeinträchtigt. Das ist einer der Gründe, wieso die Flügel oberflächenbehandelt werden. Und natürlich sollte man den Flügel während des Reifenwechsels rasch reinigen. Doch hier haben wir das Problem, dass die Stopps inzwischen so flink geworden sind, dass dazu einfach keine Zeit mehr bleibt.»

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