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Pirelli-Test von Mercedes: Ferrari erhöht den Druck

Von Mathias Brunner
Ferrari-Chef Luca Montezemolo über den Pirelli-Test von Mercedes: «Wer die Regeln verletzt, muss bestraft werden.» Auch er stellt sich viele Fragen.

Der 20. Juni wird ein wegweisender Tag für die Formel 1: Vor dem Internationalen Gericht des Autoverbands FIA in Paris wird darüber befunden werden müssen – war der private Mercedes-Test mit Pirelli im Anschluss an den Spanien-GP in Barcelona reglementskonform oder eben nicht.

Für die Konkurrenz ist die Sachlage klar, auch Ferrari-Präsident Luca Montezemolo hat jetzt nochmals nachgelegt: «Ich sehe es mit grosser Genugtuung, dass die FIA diesem Fall in aller Gründlichkeit nachgeht. Wir haben alles Vertrauen, dass in unserem hochprofessionellen Sport jemand bestraft wird, der die Regeln verletzt.»

Mercedes-Teamchef Ross Brawn hat in Kanada erklärt, die Öffentlichkeit kenne nicht die komplette Sachlage. Er macht tatsächlich den Eindruck eines Mannes, der ein Ass im Ärmel hat und es zur richtigen Zeit auszuspielen weiss.

Dennoch stellt sich gewiss nicht nur Luca Montezemolo einige Fragen, Fragen wie:

Wurde die Testmöglichkeit von Pirelli zur gleichen Zeit mit dem gleichen Ort allen Formel-1-Rennställen offeriert?

Hätte dabei mehr als ein Team zugesagt, wie hätte Pirelli dann eine Team gewählt? Oder hätte man mit mehreren Rennställen getestet?

Wieso scheint Pirelli sich nicht daran gestört zu haben, vor dem Hintergrund des Testverbots mit einem aktuellen Formel-1-Renner testen zu gehen?

Die Darstellung, wonach Formel-1-Regelhüter Charlie Whiting den Test abgenickt habe, erscheint uns absurd. Wenn es überhaupt einen Mann mit Fachwissen, Erfahrung und Integrität im Fahrerlager gibt, dann ist es Charlie Whiting. Der Engländer kennt das Reglement bis zum letzten i-Pünktchen. Wieso sollte ausgerechnet er einen Test bewilligen, der so viel Konfliktpotenzial birgt?

Pirelli und Mercedes: Wo ist die Transparenz hingekommen?

Was viele im Formel-1-Fahrerlager nicht verstehen: Mercedes hat sich in Kanada die grösste Mühe gegeben, den Test ständig als «Pirelli-Test» zu verkaufen.

Pirelli hat bislang alles getan, um die Chancen-Gleichheit in der Formel 1 bei Testfahrten nicht zu gefährden. Als klar war, dass man mit einem rollenden Labor namens Renault R30 ausrücken würde, wurde sichergestellt, dass der Rennstall (heute Lotus) keinen Vorteil gewinnen kann: Alle Daten-Aufzeichnung am Wagen ist blockiert, Team-Mitglieder haben also keine Möglichkeiten, elektronisch aufgezeichnete Erkenntnisse herunterzuladen. Der Wagen wird nicht vom Rennteam eingesetzt, sondern von jenen Spezialisten, die für Demo-Fahrten zuständig sind. An Bord sitzt ein Pirelli-Testfahrer. Die Konkurrenz wurde eingeladen, den Test zu verfolgen.

All das ist vorbildlich transparent.

Was sollen wir vor diesem Hintergrund nun vom Mercedes–, pardon, vom Pirelli-Test in Barcelona halten? Mit einem 2013er Silberpfeil, mit aktuellen GP-Piloten (und neutralen Helmen!), im Anschluss an einen Grand Prix dort, durchgeführt vom Rennteam, ohne einen Abgesandten von der FIA und schon gar nicht von der Konkurrenz, mit Sichtschutz entlang der Bahn, mit reichlich Sicherheitspersonal gegen neugierige Zaungäste.

Fazit: Man braucht weder Vorschwörungs-Theoretiker zu sein noch ein Mercedes-Hasser, um zum Eindruck zu gelangen – besonders transparent war das wohl nicht.

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