Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sergio Pérez: Reicht aggressiv als McLaren-Fahrer?

Von Mathias Brunner
Die McLaren-Führung mit Teamchef Martin Whitmarsh und Sportdirektor Sam Michael stellt sich hinter Sergio Pérez. Aber taugt der Mexikaner wirklich zum McLaren-Star?

Sergio Pérez hat langsam die Nase voll. Der Mexikaner ist der Überzeugung, er werde zu Unrecht für seine Fahrweise kritisiert. In diesem Jahr hat sich der 23-Jährige aus Guadalajara schon mit einigen angelegt: mit dem eigenen McLaren-Stallgefährten Jenson Button in Bahrain und Monaco, in China mit Kimi Räikkönen, in Monaco erneut mit dem Finnen – worauf Kimi meinte, Pérez werde wohl so lange nichts lernen, bis man ihm mal eine runterhaue.

Auch die Medien gingen mit dem früheren Sauber-Fahrer nicht eben zimperlich um. Pérez stinkt das. Er ist der Meinung, dass er nicht anders fährt als zuvor, bei McLaren jedoch viel mehr im Rampenlicht stehe. «Vor einem Jahr habe ich im Sauber in Monaco reihenweise Leute in der Hafenschikane überholt, kommentiert wurde das damals nicht. Jetzt wird ständig darüber geschrieben, ob ich etwas richtig oder falsch mache.»

Da kann ich nur sagen: Willkommen in der Realität!

Sky-Formel-1-Experte Marc Surer meint: «Das muss einem Piloten doch klar sein, wenn er zu McLaren kommt. Das ist ein Top-Team, in welchem die Leistung in jedem Grand Prix stimmen muss. Pérez ist halt ein typischer Latino – in einem Rennen unwiderstehlich, dann wieder Mittelmass. Keiner bezweifelt, dass Sergio viel Talent in die Wiege gelegt worden ist. Aber reicht das, um bei McLaren zu bestehen? Ganz besonders jetzt, in einer Phase also, in welcher das Team Führungspersönlichkeiten bräuchte, um aus einer Krise herauszufinden. Ist das Pérez? Man muss sich auch mal in Erinnerung rufen, wie dieses Engagement überhaupt zustande gekommen ist. Lewis Hamilton hatte überraschend für Mercedes unterschrieben, McLaren musste handeln. Es wirkte etwas überhastet. Ich bin sicher nicht der Einzige, der sich die Frage stellt: Hätte man nicht gescheiter Nico Hülkenberg geholt?»

Ein Mitglied des Sauber-Rennstalls meint: «Sergio ist sehr talentiert, aber ich würde ihn nicht gerade als den Fleissigsten bezeichnen. Aber so etwas kannst du dir in einem Team wie McLaren nicht erlauben.»

In der Formel-1-WM 2013 liegt Pérez nur auf dem 13. Zwischenrang, mit 12 Punkten. Sein bestes Ergebnis: Rang 6 in Bahrain. Jenson Button liegt in der WM drei Ränge weiter vorne und hat mehr als doppelt so viele Punkte gesammelt.

Ich bin sicher, bei McLaren wird intern über die Leistung von Pérez diskutiert. Aber es gibt auch wirtschaftliche Überlegungen. Pérez wird von Telmex unterstützt, und viele im Fahrerlager sind überzeugt, dass Telemex jene Lücke im Budget füllen soll, die Vodafone nach dem Formel-1-Weggang Ende 2012 hinterlassen wird.

Bevor man also über ein Ablaufdatum von Pérez bei McLaren nachdenkt, müssten zwei Fragen geklärt werden: Wer soll ihn ersetzen? Und wer brächte einen so potenten Partner mit?

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