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FIA-Gericht: Mercedes belastet Pirelli und Ferrari

Von Mathias Brunner
Heute Donnerstag tagt in Paris das Tribunal des Autoverbands FIA. Angeklagt sind Mercedes-Benz und Pirelli. Die Verteidigung von Mercedes bleibt beim Standpunkt: das war ein Test von Pirelli, nicht von Mercedes.

Der Formel-1-Prozess des Jahres läuft. Heute muss das so genannte Internationale Tribunal des Autoverbands FIA in Paris darüber urteilen – war der Pirelli-Test von Mercedes-Benz in Barcelona rechtswidrig? Und falls ja: welche Strafe zieht das nach sich?

Anwalt Mark Howard hatte den Standpunkt von Ankläger FIA klar gemacht. Sein Fazit: Der Test war nicht erlaubt. Danach war die Reihe an Mercedes-Anwalt Paul Harris.

Der Standpunkt von Mercedes hat sich um keinen Millimeter verändert: Mercedes sieht sich im Recht, weil dieser Test von Pirelli geplant und vollzogen worden sei, überdies habe ihn der Reifenhersteller bezahlt. Die Mailänder hätten auch exakt dargelegt, wie das Testprogramm aussehe. Harris vermittelt den Eindruck – im Grunde war Mercedes nur ein Werkzeug von Pirelli.

Beim Testeinsatz, so Paul Harris weiter, sei es unvermeidlich, dass Daten gesammelt würden, anders komme Pirelli ja gar nicht an die erforderlichen Erkenntnisse heran. Harris betont, dass bei früheren Tests Ferrari und Lotus ebenfalls Zugang zu den entsprechenden Daten erhalten habe. Überdies sei der sichere Einsatz eines modernen Formel-1-Renners ohne Datenaufzeichnung überhaupt nicht möglich.

Apropos Ferrari: Die Italiener haben zwei Wochen vor Mercedes ebenfalls mit Pirelli getestet, allerdings mit einem 2011er Auto (was vom Reglement erlaubt wird). Paul Harris sagt, Pirelli sei davon in Kenntnis gesetzt worden, dass ein 2011er Mercedes nicht zur Verfügung stünde. Harris weist auch mehrmals darauf hin, dass Ferrari ebenso anzuprangern sei, schliesslich sei ein 2011er Ferrari nur eine knappe halbe Sekunde weniger schnell als ein aktuelles Auto. Damals hätten sie, Mercedes, vom Ferrari-Test auch nichts gehört, so viel zu Transparenz und Chancen-Gleichheit. Wer Mercedes anprangere, müsse das auch mit Ferrari tun.

Ein Vorteil für Mercedes habe es nicht gegeben, weil der Testplan von Pirelli keinen Aufschluss erlaube. Es habe lediglich zwei Sorten von Reifen gegeben, die von den Mailändern lediglich als Standard-Reifen und Options-Reifen bezeichnet worden seien. Harris meint weiter, es gebe deshalb keinen Lerneffekt für Mercedes, weil man die Erkenntnisse nicht mit einem bestimmten Reifen in Einklang bringen könne.

Vielmehr betont Harris den Punkt der Sicherheit und stellt seinen Mandanten nicht als Täter, sondern als Wohltäter dar: Es sei im Interesse aller gewesen, dass man verbesserte Reifen getestet habe. Zum Beweis präsentiert der Anwalt ein Fax der FIA, in welchem Pirelli angefragt wird, ob die Italiener für den damals folgenden WM-Lauf von Kanada die Sicherheit der Reifen garantieren könne.

Harris hält auch den Finger auf einen wunden Punkt im ganzen Fall: Den Unterschied zwischen Bewerbern um die Formel-1-WM, also den Teams, und Ausrüster Pirelli. Das Testverbot bezieht sich auf die Bewerber, aber nicht auf den Ausrüster. Die Paragraphen der FIA seinen da nicht sauber formuliert und widersprüchlich.

Der Eindruck im Saal: Der Rechtsvetreter von Mercedes schiebt Pirelli die Schuld zu, und da Pirelli ja gemäss Vertrag mit der FIA die Erlaubnis habe zu testen, sei Mercedes auch nichts vorzuwerfen.

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