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Mercedes vor Gericht: Ross Brawn glaubt an Unschuld

Von Mathias Brunner
Heute Donnerstag tagt in Paris das Tribunal des Autoverbands FIA. Angeklagt sind Mercedes-Benz und Pirelli. Nach zwei Anwälten erhielt Mercedes-Teamchef Ross Brawn das Wort.

Der Formel-1-Prozess des Jahres läuft. Heute muss das so genannte Internationale Tribunal des Autoverbands FIA in Paris darüber urteilen – war der Pirelli-Test von Mercedes-Benz in Barcelona rechtswidrig? Und falls ja: welche Strafe zieht das nach sich?

Anwalt Mark Howard hatte den Standpunkt von Ankläger FIA klar gemacht. Sein Fazit: Der Test war nicht erlaubt. Danach war die Reihe an Mercedes-Anwalt Paul Harris. Er versuchte zu untermauern, dass Barcelona ein reiner Pirelli-Test gewesen sei, ohne jeglichen Vorteil für den Mercedes-Rennstall. Und er beschuldigte Ferrari massiv – wenn man Mercedes vor Gericht stelle, dann müsse man das mit Ferrari genau so tun.

Ob das Gericht davon beeindruckt ist, lässt sich schwer einschätzen. Es klingt ein wenig wie der Junge, der mit der Hand in der Keksdose erwischt wird und zu seiner Verteidigung vorbringt: «Aber meine Schwester hat gestern auch Kekse stibietzt.»

Dann war die Reihe an Mercedes-Teamchef Ross Brawn, befragt zuerst vom eigenen Anwalt, anschliessend von den Rechtsvertretern der FIA und von Pirelli.

Der Erfolgs-Manager beteuert in seinen Antworten, die Test-Erkenntnisse nicht zum Nutzen des Rennstalls verwenden zu können, weil man nichts Genaues über die verwendeten Reifen wisse. Brawn muss zugeben, dass die Daten bei Mercedes gespeichert worden seien, allerdings in einer Datenbank, auf die nur er selber Zugriff habe. Brawn betont, dass diese Daten lediglich zur sicheren Abwicklung des Tests gesammelt worden seien. Brawn weist auf einen Punkt hin, den Mercedes-Anwalt Paul Harris zuvor unterstrichen hat: Früher hätten bei entsprechenden Tests auch Lotus und Ferrari Zugriff auf die gesammelten Daten gehabt.

Ross Brawn glaubt, den für einen solchen Test notwendigen Dienstweg richtig beschritten zu haben, samt der Anfrage an Charlie Whiting von der FIA.

Brawn führt aber auch aus, dass nicht alle Gespräche mit Whiting anschliessend schriftlich festgelegt würden. Dann betont er nochmals den Sicherheits-Aspekt, in besonderem Bezug auf einen Fall von Laufflächen-Ablösung am Wagen von Lewis Hamilton in Bahrain, als am Mercedes aufgrund herumwirbelnder Gummiteile die Hinterradaufhängung beschädigt worden sei. In einem anderen Fall sei bei einer Ablösung vorne (siehe unser Bild) der Frontflügel beschädigt worden.

Fazit der Aussage von Ross Brawn: Der Mercedes-Teamchef glaubt an die Unschuld seines Teams, weil die Antwort der FIA lautete – der Test gehe dann in Ordnung, sofern er von Pirelli und nicht einem Bewerber (= Team) durchgeführt werde. Und nichts anderes ist gemäss Brawn in Barcelona geschehen. Daher sah Brawn auch keine Notwendigkeit, die anderen Teams zu informieren, das wäre Sache von Pirelli gewesen.

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