Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Franz Tost exklusiv: «Toro Rosso kann McLaren packen»

Von Mathias Brunner
Exklusiv: Der Teamchef der Scuderia Toro Rosso über die Saison 2013, die Bullenreiter Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne sowie über den Renault-Motor für 2014.

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost hat keck Rang 6 als Saisonziel in der Markenwertung definiert. Toro Rosso liegt derzeit auf Rang 7 im Markenpokal, mit 20 Punkten – vor Sauber (5), aber hinter Force India (51) und McLaren (37). Anders gesagt: Um das Saisonziel zu erreichen, müssen die Italiener Sauber hinter sich halten und entweder McLaren oder Force India überholen. Mission impossible? Nicht, wenn es nach Franz Tost geht. Der Tiroler sagt selbstbewusst: «McLaren war schon einige Male hinter uns platziert. Entscheidend werden die Schritte bei der Weiterentwicklung sein. Funktionieren die neuen Spezifikationen, sehe ich realistische Chancen, McLaren abzufangen.»

Franz, wir haben mit dem Kanada-GP einen Drittel der Saison 2013 hinter uns. Was hat dich am meisten gefreut, was hat dich am meisten geärgert?

Positiv ist die Entwicklung des Teams. Bis auf Melbourne und Bahrain holten wir in jedem Rennen Punkte. Ich erwarte eine starke zweite Saisonhälfte. Am meisten ärgert mich das milde Mercedes-Urteil, weil man das Reglement bewusst verletzt hat.

In Silverstone muss die Scuderia Toro Rosso in der Regel hartes Brot essen. Bei bislang 14 Einsätzen gab es sechs Ausfälle zu acht Zielankünften, aber nur eine Punktefahrt – Jaime Alguersuari wurde 2011 Zehnter. Woran liegt es, dass ihr euch auf dem Traditionskurs schwer zu tun scheint?

In Silverstone mit sehr schnellen Kurven spielt die Aerodynamik eine noch entscheidendere Rolle. In der Vergangenheit fehlte der notwendige Abtrieb vom Unterboden und Diffusor, um wirklich konkurrenzfähig zu sein. Wir sollten deshalb dieses Jahr besser abschneiden.

Mit welchen Neuerungen taucht ihr in England auf?

Es gibt eine Änderung an der Auspuffanlage und am Diffusor.

Du hast gesagt, dass sich beide Fahrer gesteigert haben, sowohl Daniel Ricciardo als auch Jean-Eric Vergne. In welchen Bereichen erkennst du bei den beiden derzeit das grösste Steigerungspotenzial?

Es fällt kein Bereich auf, in dem einer der Fahrer extreme Schwächen zeigt. Man sieht deutlich, wie sich beide Fahrer ständig weiterentwickeln. Sofern wir ihnen ein wettbewerbsfähiges Auto zur Verfügung stellen, sind sie jederzeit in der Lage, in die Punkteränge zu fahren.

In rund einem Monat findet der Nachwuchsfahrer-Test von Silverstone statt. Wer wird dabei im Toro Rosso sitzen?

Die finale Entscheidung wurde noch nicht getroffen. Die Red-Bull-Junioren Carlos Sainz junior, Daniil Kwjat sowie Johnny Cecotto sind im Gespräch.

In der kommenden Saison tritt dein Team mit Renault-Motoren an. Was waren die ersten Eindrücke, als du den Motor auf dem Prüfstand gesehen und gehört hast?

Ich hab den Motor weder gesehen noch gehört. Mich interessieren die Prüfstands-Daten nicht primär. Entscheidend ist, wie das gesamte Power-Unit-Paket im Fahrzeug integriert wird und funktioniert. Das ist entscheidend für die Rundenzeit, und nur die interessiert mich.

Werden sich die Fans mit dem tieferen Sound der neuen Motorengeneration anfreunden?

Da wird sich erst noch zeigen, wo die Schmerzgrenze liegt. Der Sound ist eine Trademark der Formel 1, und ich hoffe schwer, dass wir uns auch in Zukunft an einer gesunden, klangvollen Musik der Formel 1 erfreuen werden.

Auf welchem Verhandlungs-Stand sind wir, was Wintertests sowie die vier geplanten Zweitages-Testfahrten während der Saison angeht?

Die Lokalitäten fuer die Wintertests sind noch im Verhandlungsstadium, die vier Zweitages-Testfahrten werden bei der Weltratsitzung der FIA abgesegnet.

Als Bauch-Antwort: Was erreicht Toro Rosso in Silverstone?

Eine Plazierung unter den ersten Acht!

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