Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

2. Training: Nico Rosberg in Silverstone vorn

Von Vanessa Georgoulas
Beim zweiten Freien Training auf dem Silverstone Circuit hatte Mercedes-Star Nico Rosberg die Nase vorn. Weltmeister Sebastian Vettel fuhr die drittschnellste Runde.

Das Aufatmen war im Fahrerlager förmlich hörbar, als der Regenschauer, der das erste freie Training ruiniert hatte, endlich weiter zog. Die Teams verloren keine Zeit und schickten ihre Fahrer schnell auf die Strecke. Die Formel-1-Stars rückten erst auf der Intermediate-Mischung aus, doch kurz darauf funkte Nico Hülkenberg an die Sauber-Box: «Es ist langsam Zeit, auf die Slicks zu wechseln, bei diesen Bedingungen ruinieren wir die Intermediate-Reifen.»

Es dauerte nicht lange, bis alle Piloten auf glatten Sohlen unterwegs waren. Auch Felipe Massa rückte auf den Slicks aus – kam jedoch nicht weit: Ausgangs der Stowe-Kurve setzte er seinen Ferrari in die Reifenstapel. Es ist das dritte Rennwochenende in Folge, in dem der kleine Brasilianer im Aus landet.

Felipe Massa: Aus nach 13 Runden

Der ehemalige GP-Pilot und SkyTV-Experte Marc Surer rätselte: «Vielleicht hatte er noch nicht die richtige Temperatur in den Reifen.» Ex-Formel-1-Fahrer und BBC-Experte Anthony Davidson ging sogar noch weiter: «Massa hat zur Mitte der Kurve das Heck aus der Kontrolle verloren. Auf einer weissen Linie, die sehr glitschig sein kann, war er nicht. Das ist ein seltsamer Unfall, aber alles sieht mir nach Fahrfehler aus.» Für Massa war der Trainingsfreitag damit nach insgesamt 13 Runden gelaufen, denn sein Ferrari hatte nach dem Aufprall nicht nur eine verknautschte Nase, sondern auch eine demolierte Vorderradaufhängung. Auch Pastor Maldonado wurde vom Pech verfolgt. Ein Wasserleck an seinem Williams sorgte für eine Zwangspause

Die zahlreich erschienenen britischen Formel-1-Fans wurden für ihre Geduld vom Morgen belohnt, und bekamen nicht nur viele Runden ihrer Stars zu sehen, sondern auch einige neue Teile: Lotus-Pilot Romain Grosjean war mit einem geschlossenen passiven DRS unterwegs, während sein Teamkollege Kimi Räikkönen die offene Variante spazieren fuhr. Doch beide kamen nicht auf Touren: Am Ende belegte Grosjean den neunten Rang, der Weltmeister von 2007 musste sich gar mit Platz 13 begnügen.

 Ex-GP-Pilot und BBC-Experte Anthony Davidson erklärte kopfschüttelnd: «Der Wagen von Kimi setzt viel zu oft auf. Anhang der Speed-Messungen kann ich auch keinen enormen Fortschritt beim direkten Vergleich mit dem Wagen von Grosjean erkennen. Ich glaube, Lotus kommt bei der Entwicklung des passiven DRS nicht vom Fleck.»

Auch das McLaren-Duo hatte neue Teile am Auto. Jenson Button und Sergio Pérez rückten mit neuem Heck- und Frontflügel, einer neuen Hinterradaufhängung und einem neu konstruierten Unterboden aus. Doch auch sie mussten sich mit einem Platz im Mittelfeld begnügen: Der Weltmeister von 2009 belegte den elften Platz, sein mexikanischer Nebenmann musste sich gar mit der 14. Position begnügen.

Gleiches Kräfteverhältnis wie in Kanada

An der Spitze durfte sich Nico Rosberg über die Bestzeit von 1:32,248 min freuen. Der Mercedes-Pilot, der Tags zuvor seinen 28. Geburtstag gefeiert hatte, drehte insgesamt 33 Runden. Doch Surer warnt: «Mercedes ist wie erwartet auf einer Runde sehr schnell, Red Bull ist das sowohl auf einer Runde als auch über die Renndistanz. Daran hat sich seit dem Kanada-GP nichts geändert.»

Zeitenjagd nicht im Vordergrund

Das Red-Bull-Duo Sebastian Vettel und Mark Webber sicherte sich die Ränge 2 und 3. Dahinter reihten sich die beiden Lokalmatadoren Paul di Resta und Lewis Hamilton ein. Für eine positive Überraschung sorgte das Toro-Rosso-Duo: Daniel Ricciardo fuhr die sechstschnellste Runde und konnte sich damit direkt vor seinem Teamkollegen platzieren.

Keinen starken Eindruck hinterliess Fernando Alonso, der das Ferrari-Testprogramm nach Massas Ausfall alleine stemmen musste. Der Asturiere belegte am Ende den zehnten Platz und Surer kritisierte: «Das ist einfach zu langsam, Ferrari muss noch zulegen. Es ist aber auch klar, dass Alonso nicht auf Zeitenjagd war, da die Aufgabenteilung beim Testprogramm durch Massas Ausfall nicht möglich war.»

Doch BBC-Technikexperte Gary Anderson weiss auch: «wir haben heute Nachmittag nicht die schnellsten Rundenzeiten gesehen, weil die Jungs ihre Hausaufgaben vom Morgen noch erledigen mussten. Es ging in erster Linie darum, die Reifen zu verstehen und ein paar Longruns zu absolvieren.»

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