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Susie Wolff: «Ich habe niemand überfahren»

Von Petra Wiesmayer
Susie Wolff will nichts davon wissen, dass sie ihren Job als Entwicklungsfahrerin bei Williams nur durch ihren Mann Toto bekommen hat, der Teilhaber des britischen Teams ist.

89 Mal umrundete Susie Wolff am Freitag die Strecke in Silverstone und absolvierte somit eineinhalb Grand-Prix-Distanzen. Nach der neuntschnellsten Zeit des Tages, mit der sie sogar drei Stammfahrer hinter sich ließ, war die Schottin zufrieden mit ihrer Leistung – und voller blauer Flecken.

«Ich hatte mich gut vorbereitet, speziell die Nackenmuskulatur und den Oberkörper und ich glaube, das hat sich ausgezahlt, denn ich fühlte mich gut», sagte die 30-Jährige am Abend gegenüber der versammelten Presse. «Das größte Problem war, dass ich Pastor Maldonados Lenkrad hatte und, wie sich herausstellte, hat er recht große Hände. Es war recht schwierig, an die KERS- und DRS-Knöpfe zu kommen. Ich bräuchte also entweder Verlängerungen für die Finger oder ein Lenkrad, das besser zu mir passt.»

Das zweite Problem sei der Sitz gewesen, der nicht richtig auf sie angepasst war, sagte Wolff weiter. «Ich hatte einfach nicht genügend Halt in meinem Sitz. Er ist okay für Aerodynamik-Tests und für ein paar Runden, aber in den schnellen Passagen bin ich herum gerutscht und habe Schnittwunden und blaue Flecken an den Schultern und den Hüften.» All das sei aber nicht wirklich ein Problem für sie gewesen und «körperliche Probleme haben mich nicht davon abgehalten, richtig Gas zu geben.»

Dass sie die erste Frau in der Formel 1 nach der Römerin Giovanna Amati werden könnte, glaubt die Schottin aber (noch) nicht. Zumindest hat sie sich nach dem Test in Silverstone aber für die begehrte Superlizenz qualifiziert. Diese kostet allerdings angeblich um die 10.000 Euro plus 1.000 Euro für jeden WM-Punkt. «Das ist verflixt teuer», meinte die Ehefrau von Mercedes-Motorsportchef und Williams-Teilhaber Toto Wolff dann auch.

Der Frage, ob ihr Mann ihr nicht gerne das nötige Geld für die Lizenz geben würde, verneinte sie entschieden. «Ich zahle selbst für meine Sachen», betonte sie und widersprach ohne Luft zu holen einer weiteren verbreiteten Meinung. «Es gibt so viele Fragen und die Leute sagen, dass ich nur durch ihn da bin, wo ich bin. Er unterstützt mich wirklich sehr. Ich habe sehr viel Glück, ihn als Mann zu haben, denn es gibt nicht viele Männer, die ihre Frau dabei unterstützen würden, wenn sie in die Formel 1 wollen. Letztendlich hat aber das Team entschieden, wer heute fahren sollte. Er hat nichts damit zu tun und ist nur in seiner Rolle als Ehemann hierher gekommen, nichts in seiner beruflichen Funktion.»

Er hätte sich Sorgen gemacht, sagte Susie Wolff weiter, «und er war wahrscheinlich nervöser als ich.» Die Sorgen waren aber unbegründet, auch wenn sie ihre Erfahrungen bisher fast nur im Simulator sammeln konnte. «In meiner ersten fliegenden Runde schlug mein Herz bis zum Hals», gestand die erste Frau in einem Formel-1-Cockpit nach mehr als 20 Jahren dann auch. Davon bekamen die mehr als 7.000 Zuschauen rund um die Strecke jedoch nichts mit und auch im Team hinterließ Wolff einen guten Eindruck. «Die Jungs der Boxencrew sind alle glücklich, dass sie noch ihre zwei Beine haben. Ich habe niemand überfahren», scherzte sie.

Susie Wolff startete im Rennsport als sie 8 Jahre alt war und ihre Eltern ihr ein Kart schenkten. Als nächster Schritt kamen die Formel Renault und die Britische Formel 3, bis sie 2006 mit Mercedes in die DTM einstieg. «Es ist allgemein bekannt, dass es schwer ist, in der DTM ein siegfähiges Auto zu bekommen und ich hatte das nie. Für mich ging es nur darum, zu fahren und zu zeigen, was ich kann.» Ihre beste Saison war 2010, als sie die erste Frau seit 20 Jahren war, die zwei Rennen in den Punkterängen beendete.

In der Formel 1 hat bisher nur eine Frau ein Rennen gewinnen können, Lella Lombardi 1976. Giovanna Amati schaffte es 1992 im Brabham noch nicht einmal, sich für ein Rennen zu qualifizieren. Susie Wolff hofft, dass sie vielleicht nächste Saison die Chance bekommt, die nächste Frau in der Formel 1 zu werden. «Es gibt nichts, was dem Gefühl, da draußen zu sein, auch nur nahe kommt, ganz besonders auf einer schnellen Strecke wie dieser. Das aufzugeben wäre sehr schwer.»

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