Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Gerhard Berger: «Viele Köche verderben den Brei»

Von Petra Wiesmayer
Gerhard Berger und Max Mosley

Gerhard Berger und Max Mosley

Gerhard Berger ist für eine Neuordnung der Formel 1, insbesondere in der Hinsicht, dass die Kosten drastisch reduziert werden. Eine Meinung, die er mit dem ehemaligen FIA-Präsidenten Max Mosley teilt.

Die Formel 1 ist teuer, für viele Teams viel zu teuer, so dass sie ums Überleben kämpfen müssen. Erst kürzlich stand Sauber vor dem finanziellen Kollaps, die Spitze des Eisbergs einer Entwicklung, vor der Max Mosley bereits zu seiner Zeit als FIA-Präsident warnte. «Es geht um das Überleben der Formel 1. Es muss endlich eine wirksame Kostenbremse eingeführt werden. Wenn nichts passiert, wird die Formel 1 schrumpfen», sagte der 73-Jährige jetzt der Welt am Sonntag.

Mehr als die Hälfte aller Teams seien in einer ähnlichen Lage, in der sich Sauber befand, könnten die Entwicklung aus eigener Kraft aber nicht aufhalten, sagt Mosley. «Das Problem ist, dass die kleineren Teams immer weniger Geldgeber finden, um konkurrenzfähig zu werden. Dadurch werden sie am Ende aus dem Sport gedrängt. Sie sind gezwungen aufzugeben. Es ist allerhöchste Zeit für ein Umdenken.» Daher sei eine Begrenzung der Ausgaben unbedingt erforderlich, «egal, ob groß oder klein.»

Er habe diese Kostendeckelung schon vor Jahren gefordert, betonte Mosley, es sei aber nichts passiert. Schuld an der jetzigen Misere habe auch sein Nachfolger, Jean Todt. «Niemand konnte oder wollte sich dem Vorschlag anschließen. Die Teams haben stattdessen eine eigene Regelung der Kostengrenze eingeführt, die aber in Wirklichkeit nie gegriffen hat. Es war am Ende nur eine unverbindliche Absichtserklärung, nur eine Art Lippenbekenntnis», sagte der Ex-FIA-Präsident.

«Es blieb praktisch wirkungslos, auch weil mein Nachfolger Jean Todt nie ein Freund der Kostenbremse war. Die FIA hat sich folgerichtig nicht mehr richtig um das Problem der Kostenkontrolle gekümmert. Jetzt hat die Formel 1 ein großes Problem.»

Diese Budget-Obergrenze sei aber schwer durchsetzbar, glaubt Gerhard Berger. «Ich kenne alle Argumente dafür und dagegen und man muss beide Seiten gegeneinander abwägen», sagte er der Bild am Sonntag. «Natürlich könnte man eine Null weglassen und auch für 40 oder 50 Millionen eine spannende Formel 1 hinstellen. Denn es interessiert - und das ist die eine Seite - keinen einzigen Fan, dass durch x Versuche in teilweise zwei Windkanälen mit hunderten Leuten x verschiedene Bremsbelüftungen für ein Heidengeld entwickelt werden.»

Auf der anderen Seite sei aber eben jene komplizierte Technik ein Hauptgrund für das Engagement vieler Hersteller in der Formel 1, da sie sich so weltweit profilieren könnten. Man dürfe in puncto Veränderungen aber nichts übers Knie brechen, betonte der 54-Jährige. «Da gibt es viele Stellschrauben. Ich bin gegen schnelle Insellösungen. Ein ganz wichtiger Punkt sind die ständigen technischen Veränderungen. Die sind verwirrend und mit wahnsinnigen Kosten verbunden, gleichzeitig ist der Markt für Sponsorengelder in den letzten Jahren zurückgegangen. Diese Schere tut der Formel 1 nicht gut.»

Es sei höchste Zeit, dass sich in der Formel 1 etwas ändere und wichtig wäre dabei auch, dass wieder alle an einem Strang ziehen, glaubt Berger. «In der Formel 1 trifft mehr und mehr das alte Sprichwort zu: <Viele Köche verderben den Brei.> Früher waren Präsident Max Mosley und Vermarkter Bernie Ecclestone für lange Zeit eine Einheit. Heute haben wir mit Jean Todt und Ecclestone zwei Chefköche, die unterschiedliche Gewürze verwenden und unterschiedliche Ansichten haben. Das führt dazu, dass es unübersichtlicher, teurer und für viele der Fans schwerer zu verstehen ist.»

Eine Lösung des Problems zu finden und gleichzeitig auch in Zukunft eine finanzierbare und spannende Formel 1 zu garantieren, könnten nur Jean Todt und Bernie Ecclestone, «weil sie den Gesamtüberblick haben und die Kette der Verknüpfungen kennen. An jeder einzelnen Veränderung hängen unterschiedliche Auswirkungen, deshalb bringt es nichts, wenn Leute von außen einwirken wollen. Das Ungleichgewicht der Giganten und der finanziell schwachen Kleinen muss korrigiert werden.»

Früher habe Bernie Ecclestone das auch immer gut geschafft, meinte Berger weiter. «Heute ist der technische Aufwand ins Uferlose geschossen und ist eines der Grundübel der Formel 1. Vielleicht muss man ein abgegrenztes Fenster schaffen, wo sich die Ingenieure ihre Ideen freien Lauf lassen können.»

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