Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

GP-Boykott Force India? Bellende Hunde beissen nicht

Von Mathias Brunner
Bob Fearnley und Vijay Mallya mit Monisha Kaltenborn

Bob Fearnley und Vijay Mallya mit Monisha Kaltenborn

Was ist von der unterschwelligen Drohung von Bob Fernley (stellvertretender Teamchef Force India) zu halten, am Grossen Preis der USA in Austin aus Protest nicht teilzunehmen?

Bob Fernley hat sich im Fahrerlager von Austin hingestellt und sechs starke Worte gesagt: «Die drei letzten Teams überdenken das.» Es war die Antwort auf die Frage, ob es stimme, dass einige Rennställe – als Zeichen des Protests – in Erwägung ziehen würden, den Grossen Preis der USA zu boykottieren. Die drei letzten Teams derzeit sind: Lotus, Sauber, Force India.

Hintergrund des Wirbels: Die Besitzer dieser drei Rennställe regen sich völlig zu Recht über die ungerechte Geldverteilung in der Formel 1 auf und darüber, dass es für Mittelfeldrennställe wie sie immer schwieriger wird, zu überleben.

Marussia und Caterham sind bereits in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert. Die Frage ist: Wer springt als nächster über die Klinge?

Wir haben ausführlich über die Ansichten von Gérard Lopez (Lotus), Monisha Kaltenborn (Sauber) und Vijay Mallya (Force India) berichtet und über die gewaltige Kluft zwischen ihnen und den Top-Teams – finanziell und philisophisch.

Aufs Wesentliche konzentriert: Die wohlhabenden Rennställe sehen keinen Grund für Sparmassnahmen oder einen Kostendeckel. Sie haben leicht reden: für sie geht es ja nicht ums nackte Überleben.

Daher der angebliche Plan der Mittelfeldler, in Austin ein Zeichen zu setzen in aller Weltöffentlichkeit. Indem am Rennen nicht teilgenommen wird oder indem diese drei Rennställe ihre Autos nach einer Runde von der Piste nehmen.

Aber wer sich im Fahrerlager von Austin umhört, dem wird schnell klar: Einen solchen Boykott wird es nicht geben.

Für Sauber geht es darum, endlich die ersten Punkte einzufahren. Wieso sollte man ausgerechnet nach der besten Sauber-Quali-Leistung (zehnter Startplatz von Adrian Sutil) die Autos an die Box holen?

Force India-Teamchef Mallya hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, in der Markenwertung McLaren abzufangen. Auch er würde sich mit einer solchen Protestaktion ins eigene Fleisch schneiden.

Lotus-Teamchef Gérard Lopez: «Es ist richtig, dass es derzeit viel Frustration in der Formel 1 gibt. Daraus hat dann einer eine Verschwörungstheorie gezimmert. Aber es wird keinen Boykott geben.»

Vijya Mallya wischt das Ganze vom Tisch: «Ich habe mit niemandem über einen Boykott gesprochen.»

Und überhaupt – wen soll das beeindrucken?

Die Fans wissen schon lange, dass im Formel-1-Apfel mehrere Würmer stecken. Dazu brauchen wir nicht noch weniger Autos auf der Rennstrecke.

Entscheidungsträger wie Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und FIA-Präsident Jean Todt werden durch einen Boykott auch nicht auf einmal alles auf den Kopf stellen. Wie wenig sich Ecclestone beeindrucken lässt, zeigt seine Aussage vom späteren Samstagnachmittag: «Hier in Austin werden alle fahren. Ob einige von ihnen 2015 fahren, weiss ich nicht.»

Die Drohung von Bob Fernley ist Säbelgerassel, mehr nicht. Aber Hunde, die bellen, die beissen bekanntlich nicht.

Die leere Drohung kommt nicht überall gut an. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Wenn einer den Fehdehandschuh hinschmeisst, dann sollte er auch Taten folgen lassen.»

Ein Problem dabei: Fernley hat überhaupt nichts zu sagen. Der Entscheidungsträger bei Force India ist Vijay Mallya. Durchaus denkbar, dass Fernley damit beauftragt worden ist, ein wenig Unruhe zu stiften. Das wäre in der Formel 1 nichts Neues. Dass man anschliessend grossen Worten keine Taten folgen lässt, gehört auch zu diesem Geschäft.

Die Formel 1 liegt vielen hier im Fahrerlager von Austin am Herzen. Es schmerzt sie zu sehen, wie Caterham und Marussia in Scherben liegen. Das ist ihr Sport, sie wollen ihn nicht dahinsiechen sehen. Aber ungeachtet dessen, was am Renntag in Austin passiert oder eben nicht – ein Boykott ist der falsche Ansatz.

In den USA sowieso: viele Fans haben die Reifenblamage von 2005 in Indianapolis nicht vergessen. Noch so eine Schmach kann sich der Vollgaszirkus nicht leisten.

Schlusswort von Formel-1-Promoter Ecclestone: «Ich garantiere, dass alle beim Austin-GP fahren.»

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