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Lewis Hamilton nur Zweiter: Glück sieht anders aus

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton wirkt nicht glücklich

Lewis Hamilton wirkt nicht glücklich

Am Freitag zwei Mal Klassenbester, am Samstag zwei Mal von Nico Rosberg bezwungen: Lewis Hamilton sass nach dem Qualifying da wie sieben Tage Regenwetter, nicht wie ein Champion.

Die Glas-halb-voll- oder Glas-halb-leer-Theorie lässt sich in der Formel 1 auch auf Lewis Hamilton anwenden: Man könnte die Körpersprache von Lewis Hamilton durchaus so deuten, dass sich hier ein Mann bis zum Zerreissen konzentriert. Das wäre positiv. Man könnte Gestik und Sätze des Briten jedoch auch so auslegen – hier sehen wir kein Mann mit stolzgeschwellter Brust, keinen angehenden Champion, der sich seiner Sache sicher ist, sondern eher einen in sich gekehrten Jungen, der von den ganzen Vorkommnissen reichlich eingeschüchtert wird.

In der Medienkonferenz nach der Niederlage im Abschlusstraining gibt sich Hamilton einsilbig und wirkt mit sich und der Welt im Unreinen.

Nico Rosberg hat ihn um fast vier Zehntelsekunden entzaubert, und natürlich hat der Deutsche nicht einen Zaubertrank gefunden, der ihn auf einmal um so viel schneller als den Briten macht.

Dafür erhielt Rosberg genau jene Hilfe, von der er ständig spricht – Hamilton macht Fehler. Nico reibt ihm das ungefragt ständig unter die Nase.

Formel-1-Champion Damon Hill, der alle Psychospielchen der Formel 1 kennt: «Kein Zweifel, da versucht einer, seinen Gegner ein wenig aus der Fassung zu bringen.»

Das scheint zu funktionieren. Hamilton reichlich kleinlaut: «Meine Runden waren nicht so gut, am Auto lag es aber nicht – der Wagen war tadellos. Ich habe mir zu viele Fehler erlaubt.»

Auf seine Taktik für das Rennen der Rennen angesprochen, meint Lewis: «Ich weiss nicht, was morgen passieren wird. Mein Gefühl ist gut, es ist so wie immer. Es gibt wirklich nichts, was ich morgen anders machen sollte – ich will gut losfahren, dann sehen wir weiter. Ob ich dann gegen Rosberg oder Bottas kämpfe, ist mir völlig egal.»

Dabei ist Hamilton mit seinen 17 Punkten Vorsprung in der viel komfortableren Ausgangslage als Rosberg. Nico muss siegen, Lewis muss nur Zweiter werden.

Ex-GP-Pilot Johnny Herbert: «Ich könnte es mir sogar vorstellen, dass Nico clever genug ist, vorne so dosiert zu fahren, dass von hinten die Williams aufrücken und dann Hamilton auf die Nerven fallen ...»

Hamilton über Stil und Ziel: «Normalerweise ist es nicht mein Stil, dass ich in einem Rennen auf Platz fahre. Ich fahre auf Sieg. Aber vielleicht ist es morgen anders, schauen wir mal.»

Wieder eine so ausweichende Antwort ...

Ein Kollege will wissen, wie nun genau der grosse Rückstand zu erklären sei. Lewis: «Erstens hat Nico einfach eine sehr gute Arbeit abgeliefert, und meine Runden waren nie sauber. Sie waren nicht katastrophal, aber glücklich bin ich auch nicht damit. Unterm Strich aber geht Startplatz 2 in Ordnung, denn alles Entscheidende passiert erst morgen.»

Das Gesicht dazu ist keines eines Mannes, der sich aufs Rennen freut. Es sieht eher aus wie das Gesicht eines Rennfahrers, der sich vor dem Scheitern fürchtet.

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