Formel 1: Böser Verdacht gegen Red Bull Racing

Renault-Chef Ghosn zu Red Bull: «Halten Verträge ein»

Von Mathias Brunner
​Renault-Chef Carlos Ghosn will mit einem eigenen Werksteam Formel-1-Sport betreiben oder gar nicht mehr. Er sagt aber auch: «Wir halten unsere Verträge ein.»

Im Rahmen der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt (IAA) hat Renault-Konzernchef Carlos Ghosn bestätigt, dass die Ära von Renault als Motorenhersteller in der Formel 1 enden wird: «Wir haben die Formel-1-Verantwortlichen darüber informiert, dass man nicht weiter auf uns als Motorenlieferant zählen sollte.»

Was bedeutet das für das Abkommen mit Red Bull, das bis Ende 2016 Turbo-Motoren für Red Bull Racing und Toto Rosso vorsieht? Carlos Ghosn: «Wir halten unsere Verträg ein, das ist kein Problem.»

Es wäre branchenüblich, dass im Abkommen zwischen Renault und Red Bull Leistungsklauseln verankert sind (wie ein bestimmter Platz in der WM zu einem bestimmten Zeitpunkt). Werden die nicht erfüllt, eröffnen sich Wege, aus dem Vertrag auszusteigen. Es wird von Renault nicht bestätigt, dass Red Bull aufgrund solcher Klauseln das Abkommen bereits gekündigt hat, wie am GP-Wochenende in Belgien gemunkelt worden war.

Carlos Ghosn in Frankfurt zu den Gesprächen mit Red Bull: «Die Verträge sind derzeit Gegenstand von Verhandlungen, es ist zu früh zu sagen, wann diese Abkommen beendet werden.»

Red Bull will jedoch so bald als möglich wieder einen Motor haben, der Rennsiege erlaubt, in Monza haben Ferrari-Präsident Sergio Marchionne und Teamchef Maurizio Arrivabene mit Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko und Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner verhandelt. Dr. Marko später SPEEDWEEK.com gegenüber zur Lösung Ferrari: «Wir sehen das als ersten Schritt, um wieder einen konkurrenzfähigen Motor zu bekommen. So dass wir einfach nicht mehr schon zum Vornherein gehandikapt sind.»

Renault arbeitet seit 2007 mit Red Bull Racing zusammen, 2009 wurde in China das erste gemeinsame Formel-1-Rennen gewonnen, 2010 bis 2013 gewann Sebastian Vettel für Red Bull Racing und Renault vier Mal in Folge den WM-Titel, auch der Markenpokal wurde vier Mal hintereinander gewonnen.

Mit Renault wurden bis vor dem kommenden Singapur-GP insgesamt 157 Grands Prix bestritten, dabei wurden 50 Siege errungen, 57 Pole-Positions und 46 schnellste Rennrunden.

Aber Carlos Ghosn sagt: «Als wir WM-Titel gewannen, wurde der Name Renault nie erwähnt. Der Sieger war das Team. Also hat sich bei uns das Gefühl breit gemacht, dass unsere Investitionen nicht besonders rentabel sind.»

Was der 62jährige CEO von Renault und Nissan nicht sagt: Ein Teil dieses Problems ist hausgemacht. So wurde auf den Seitenkästen der RBR-Rennwagen für Infiniti geworben, mit dem Ergebnis, dass viele zufällige GP-Zuschauer auf den Gedanken kamen, Motorenpartner von RBR sei diese japanische Luxusmarke des Hauses Nissan. Das Team heisst offiziell auch «Infiniti Red Bull Racing», nicht etwa «Renault Red Bull Racing».

Carlos Ghosn weiter: «Dieses Gefühl, zu wenig Gegenwert zu erhalten, wurde dann beim Schritt vom V8-Motor zur heutigen Technik intensiviert. Weil einige Teams, die unsere Motoren verwendet haben, nicht gut abschnitten, und als Grund für das schlechte Abschneiden wurde der Motor gefunden. Also bist du am Punkt – wenn es gut läuft, wirst du nicht erwähnt, wenn es ein Problem mit dem Team gibt, bist du der Erste, auf den mit dem Finger gezeigt wird. Ist das fair oder unfair? Ich glaube nicht, dass dies die Frage ist. Das ist ein Sport. Da gewinnt man zusammen, und man verliert zusammen.»

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