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Eddie Jordan träumt: VW-Konzern kauft Red Bull Racing

Von Günther Wiesinger
Daniel Riccardo im Red Bull Racing-Renault

Daniel Riccardo im Red Bull Racing-Renault

Der einfallsreiche BBC-Formel-1-Experte Eddie Jordan wärmte in Singapur ein altes Gerücht auf. Er kann sich sogar vorstellen, dass Audi in der Formel-1-WM mit Ferrari-Motoren fährt.

Gewisse Motorsport-Storys gewinnen auch durch ständiges Wiederholen nicht an Wahrheitsgehalt.

Der Einstieg der Volkswagen Group in die Formel 1 wird in gewissen Abständen seit bald 20 Jahren verzapft und angekündigt, im letzten Jahrzehnt galt der gepante 1600-ccm-Vierzylinder-Weltmotor als Beweggrund für die Formel 1; er kam aber nie zustande.

Zuletzt war im vergangenen März davon die Rede, als ohne Rücksicht auf Verluste gemeldet wurde, Audi werde für 300 Millionen Euro den Rennstall Red Bull Racing kaufen.

«Da wüsste ich aber etwas davon. Ausserdem haben wir keinen Winter-Räumungsverkauf», lautete die kurze Antwort von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz auf dieses Wintermärchen.

Es gab damals keine Gespräche, nur eine Formel-1-Machbarkeitsstudie des ehemaligen Ferrari-Teamprinzipals Stefano Domenicali – und ein paar gutgläubige Journalisten, die willfährig verbreiteten, was sie aus dritter Hand gehört hatten.

Der ehemalige Formel-1-Teambesitzer Eddie Jordan hatte jetzt beim Singapur-GP nichts Besseres zu tun, als über den angeblich unmittelbar bevorstehenden Verkauf von Red Bull Racing an VW zu berichten, als TV-Experte beim renommierten britischen TV-Sender BBC, wohlgemerkt.

Red Bull-Racing Teamprinzipal Christian Horner dementierte diese Gerüchte umgehend.

Und als ehemaliger Formel-1-Rennstallbesitzer sollte Eddie Jordan zumindest fähig sein, sein Märchen zu Ende zu denken.

Dann müsste uns der glorreiche Chefanalyst der BBC aber noch verraten, mit welchen Antriebseinheiten VW oder Audi oder Porsche in der Formel-1-WM in den nächsten zwei oder drei Jahren fahren würde.

Dass die Entwicklung eines 1,6-Liter-Sechszylinder-Turbomotors samt KERS aus dem Stand bis zum ersten Renneinsatz nicht von heute auf morgen geht, wird dem guten Eddie einleuchten.

Frühestens 2018 könnte also ein Fahrzeug mit einem Triebwerk des VW-Konzerns in der Formel-1-WM in der Startaufstellung stehen.

Und womit mobilisiert die Winterkorn-Truppe in der Zwischenzeit die hauseigenen Formel-1-Fahrzeuge?

Mit Mercedes-Motoren? Mit Ferrari-Aggregaten?

Das wäre ja Marketing-mässig eine gigantisch weitblickende und umsichtige Lösung. Vielleicht könnte man auch gleich in der DTM auf Mercedes-Motoren zurückgreifen?

Oder vielleicht könnte der VW-Konzern dann statt mit Audi oder Porsche gleich mit der hauseigenen Sportwagenfirma Lamborghini in die Formel 1 einsteigen und einen Ferrari-V6 hineinstecken? Am besten gleich auch in die Lambo-Strassenautos, man sollte ja Synergie-Effekte nützen.

Eddie Jordan hält es tatsächlich für vorstellbar, dass der VW-Konzern zur Überbrückung bis 2018 mit Ferrari-Aggregaten in den Ring steigt.

Die Strategen der zur Audi Group gehörenden Marke Lamborghini werden von so viel Einfallsreichtum begeistert sein. Der eitle Lamborghini-CEO Stephan Winkelmann wird also künftig für Ferrari die Daumen drücken, wenn's nach Eddie geht.

Und Sergio Marchionne, Herr über Ferrari, Fiat, Chrysler, Alfa Romeo und Lancia, hat sicher nichts Besseres zu tun, als den Freunden aus Deutschland (denen auch die Marken Seat und Skoda gehören, also direkte Fiat-Kontrahenten) aus der Formel-1-Motorenpatsche zu helfen. Aus der gar nicht vorhandenen.

«Never let the truth spoil a good story», lautet das Dogma britischer Boulevard-Berichterstatter.

Das heisst ungefähr: «Lass' dir keine gute Geschichte durch die Wahrheit kaputt machen.»

Irgendwann wird der VW-Konzern vielleicht doch in der Formel 1 auftauchen. Vielleicht auch nicht.

Gut und weniger gut fundierte Einstiegsgerüchte werden wir trotzdem auch künftig im Halb-Jahres-Rhythmus hören.

Und Eddie Jordan wird uns demnächst mit der nächsten Exklusiv-Story unterhalten. Vielleicht erzählt er uns dann: Renault kauft Mercedes-Motoren für das Lotus-Team.

Der journalistische Wahnwitz kennt keine Grenzen mehr.

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