Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

2. Training Brasilien: Alonso-Motor hin, Rosberg vorn

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg darf zufrieden sein

Nico Rosberg darf zufrieden sein

​Zweites freie Training zum Grossen Preis von Brasilien im Autódromo José Carlos Pace von Interlagos: Einmal mehr geht ein Honda-Motor bei Alonso kaputt, Nico Rosberg fährt Bestzeit.

Im zweiten freien Training drehte sich für die meisten Fahrer alles um das Thema Reifen. Vor den zweiten 90 Minuten hatte es kurz geregnet, aber die Bahn trocknete schnell wieder ab. Sky-TV-Experte Bruno Senna weiss: «Es passiert dir in Interlagos oft, dass du die hinteren Walzen zum Arbeiten bringst, nicht aber die vorderen. Das ist natürlich Gift für die Balance. Überhaupt bist du von den Reifen her auf der brasilianischen Bahn von den Hinterreifen her beschränkt. Wir haben hier viele Beschleunigungen aus langsamen Kurven heraus, gute Traktion ist gefragt, aber das geht alles auf die Hinterreifen.»

Das Training begann mit 80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit, die Tropfen machten die neuen Randsteine noch tückiger. Fakt ist: Die Erhöhung der grün-gelben Randsteine erhöhen die Rundenzeiten – weil die Fahrer nicht mehr ungestraft über die Kerbs räubern können. So wie Max Verstappen im ersten Training erwischte es zu Beginn der zweiten 90 Minuten auch den US-Amerikaner Alexander Rossi: Dreher im Senna-S, nachdem der junge Manor-Marussia-Fahrer nicht die ideale Linienwahl erwischt hatte.

Freitag, der 13. November, war kein guter Tag für Lotus: 1000 Euro Strafe für die Schwarzen – weil am Morgen Testfahrer Jolyon Palmer in der Boxengasse direkt in den Weg von McLaren-Fahrer Jenson Button gelassen wurde.

Sergio Pérez war zudem in der Boxengasse zu schnell (200 Euro Strafe), zudem haben die FIA-Rennkommissare bestätigt – zehn Ränge zurück in der Startaufstellung wegen Einbaus des neuen Renault-Motors.

Nach 20 Minuten jammerte Red Bull Racing-Fahrer Daniil Kvyat über Funk: «Der Regen beginnt das Fahren zu beeinträchtigen.» Seltsam, Mexiko-Sieger Nico Rosberg war offenbar nicht dieser Ansicht: «Der Regen ist kein Problem», funkte der Mercedes-Star seinem Ingenieur Tony Ross.

McLaren-Fahrer Jenson Button hatte ganz andere Schwierigkeiten. Der Weltmeister von 2009 kündigte am Funk an: «Ich brauche ein anderes Paar Handschuhe, die hier haften schlecht.» Mal ganz etwas anderes: Grip-Probleme bei den Handschuhen ...

Williams schickte Valtteri Bottas schon nach 25 Minuten mit weichen Reifen auf die Bahn, um Erfahrungen zu sammeln. Offensichtlich hatten die britischen Strategen Angst davor, dass sich der Regen verstärken würde. Sebastian Vettel bestätigte über Funk: «Da kommt mehr Regen.»

Motorschaden für Alonso

Fernando Alonso war am Ende der Gegengeraden neben der Bahn, konnte zwar weiterfahren, musste dann aber aufgeben: «Ich habe keine Power», knurrte der zweifache Champion über Funk, kurz darauf brannte es kurz im Heck des McLaren – Feierabend. Die McLaren-Truppe wird nun prüfen müssen, wie viel Schaden entstanden ist.

Kurz darauf verordnete Formel-1-Rennchef Charlie Whiting rote Flaggen, um den liegen gebliebenen McLaren aus der Gefahrenzone zu entfernen. Wie im Reglement vorgesehen, lief jedoch die Uhr des Trainings weiter.

Lotus nutzte die Pause, um am Wagen von Romain Grosjean neue Bremsen einzubauen. Der Genfer hatte sich zuvor über die Funktion der Bremsen beklagt.

Lewis Hamilton drang mit weichen Reifen als erster Fahrer unter die 1:13 min vor, mit 1:13,843, dann zeigte Nico Rosberg, dass er derzeit in toller Form ist: 1:12,385 min. Die Runde von Rosberg war sauberer, zudem hatte der Mexiko-Sieger weniger Verkehr.

Weil viele Fahrer fürchteten, dass der Regen stärker fallen würde und wegen der Pause aufgrund des stehengebliebenen McLaren bekamen die Fans nun einiges zu sehen.

Max Verstappen zeigte den zweiten Dreher des Tages: «Das Heck ist viel zu nervös», sagte der 18jährige Niederländer.

Die Erfahrung der meisten Piloten zeigt: Unter Bedingungen wie am Freitag wäre es im Rennen schwierig, mit nur zwei Stopps durchzukommen. Bruno Senna weiss: «Das kann sich jedoch ändern, wenn mit Training zu Training mehr Gummi auf die Bahn kommt. Das bringt dich jedoch in Schwierigkeiten, was die Abstimmung angeht. Wenn der Wagen williger einlenkt, weil die Reifen besser haften, dann ist das zwar wünschenswert, aber du musst das an der Hinterachse kompensieren. Interlagos ist zwar ein kurzer Kurs, aber es ist wirklich knifflig, eine Abstimmung für alle Kurventypen zu finden.»

Viele Fahrer klagten über abbauende Vorderreifen und das gefürchtete Körnen – wenn der Reifen auf dem Asphalt so lange rutscht, bis sich auf der Reifenoberfläche kleine Gummikügelchen bilden.

Nico Rosberg schaute zum kleinen Service vorbei, Probleme beim Hochschalten vom zweiten in den dritten Gang, beschloss dann aber, direkt wieder auf die Bahn zu gehen, nachdem er am Lenkrad gefühlte zweihundert Einstellungen verändert hatte.

Valtteri Bottas zeigte einen Dreher und scheuchte zwei Raubvögel auf, die Interlagos als ihr Heim betrachten. Ungewöhnlich ist das nicht: Auf dem Renngelände nisten zahlreiche Käuze.

Der Kampf um den Brasilien-Sieg hat längst begonnen. Nach der Aufforderung von Mercedes-Ingenieur Tony Ross an Rosberg, «Lass uns wissen, wie die Reifen sind», antwortete Nico: «Das möchte ich nicht tun.» Denn das könnte dem Gegner im eigenen Lager Informationen geben.

Eine Antwort gab er dann selber: Nico kam mit abgefahrenen weichen Reifen von der Bahn ab, holperte über die Wiese, rettete den Wagen aber zurück auf die Bahn und dann zurück zur Box. Viel Gummi war nicht mehr auf den Reifen.

Der Eindruck aus dem ersten Training jedoch erhärtet sich: Mercedes liegt mindestens eine gute halbe Sekunde vor dem Rest der Welt, und den führt Sebastian Vettel im Ferrari an.

Das ist aber nur das Bild auf eine schnelle Runde. Im Dauerlauf liegt Hamilton knapp vor Nico Rosberg, und Ferrari-Star Vettel liegt nur um zwei Zehntel dahinter. Ferrari betet dafür, dass das Wetter heiss bleibt, doch für Sonntag sind kühlere Temperaturen angesagt – das spricht eher für Mercedes.

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