Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Ferrari: Stellt Pirelli die Weichen zum WM-Titel?

Von Mathias Brunner
​Beim Test am 1. Dezember in Abu Dhabi geht es um mehr als die erste Probefahrt mit der neuen, ultraweichen Mischung. Pirelli will das Fundament zu unberechenbaren Grands Prix legen.

Seit 2011 ist Pirelli alleiniger Reifenausrüster der Formel 1. Die Vorgabe von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone damals an die Mailänder: «Baut uns bitte Reifen, die gezielt abbauen, auf dass die Grands Prix unvorhersehbarer werden.» Das hat in den ersten Jahren wunderbar funktioniert, in den letzten beiden aber nicht mehr. Wieso?

Zu Beginn der neuen Pirelli-Ära in der Formel 1 taten sich Techniker und Fahrer schwer, mit den neuen Walzen zurecht zu kommen. Da konnten die Stars schimpfen wie sie wollten – aber der beabsichtigte Verschleiss der Reifen führte zu atemraubenden Zwei- und Dreistopprennen, war ein wundervolles Mittel gegen die Formel Gähn, und in der Regel jammerten jene am lautesten, welche jeweils die grössten Probleme mit dem Gummi hatten.

Beim Schritt in die neue Turbo-Ära passierten jedoch zwei Dinge gleichzeitig: Erstens erhielt Pirelli keine exakten Angaben, wie sich die Leistung der neuen Motoren entwickeln würde. Also blieb das Traditionsunternehmen auf der sicheren Seite. Keine Firma riskiert freiwillig Reifenschäden. Gleichzeitig gewöhnten sich Ingenieure und Piloten immer besser an den Umgang mit den Reifen aus Italien. Beide Effekte führten dazu, dass wir wieder mehr Grands Prix erlebten, in welchen es nur einen Reifenwechsel gab, die Walzen erwiesen sich als haltbarer, die Rennen daher weniger abwechslungsreich. Die Dominanz von Mercedes-Benz hat zusätzlich für viele Fans die Attraktivität des GP-Rennsports vermindert.

Für 2016 ist daher ein Kurswechsel angebracht und der führt zur brisanten Frage: Stellt Pirelli eben die Weichen zum Titelgewinn von Ferrari?

In der Saison 2015 hat sich nämlich gezeigt: Je schwieriger der Umgang mit den Reifen, wie etwa in der Hitze von Sepang, bei Mischverhältnissen oder auch in der Nacht von Singapur, desto besser schaut Ferrari im direkten Duell mit Mercedes aus. Es gab einige Situationen, in welchen die Ferrari-Fahrer besser mit den Reifen haushalten konnte als Lewis Hamilton und Nico Rosberg in ihren Silberpfeilen.

Pirelli will für 2016 nun wieder Walzen bauen, die markanter abbauen als jene der vergangenen zwei Jahre. Und das kommt Fahrern und Chassis zu Gute, die schonend mit dem schwarzen Gold umgehen.

Pirelli-Rennchef Paul Hembery bestätigt: «Wir haben einige Vorstellungen davon, was wir gerne umsetzen würden. Nach dem Test vom 1. Dezember in Abu Dhabi werden wir wissen, ob wir da auf gutem Weg sind. Wir möchten grundsätzlich schon einen stärker abbauenden Reifen, der die Fahrer wieder dazu zwingt, zwei oder drei Mal neue Reifen zu holen.»

Wie will Pirelli das schaffen? Paul Hembery meint: «Es geht um die chemische Zusammensetzung der Reifenmischung. Die muss so geändert werden, dass es für die Fahrer unattraktiv bleibt, länger auf der Bahn zu bleiben, weil die Rundenzeiten zu schlecht werden.»

Rennen mit mehr Reifenwechseln würden den Rennställen auch die Möglichkeit geben, andere Strategie zu fahren. Die meisten Teams sind daher für einen solchen Schritt. Die Mercedes-Gegner sehen darin eine Möglichkeit, die Dominanz der Silberpfeile zu durchbrechen.

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