Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Training Abu Dhabi: Ferrari & Mercedes – Reifenrätsel

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg: Bestzeit im zweiten Training von Abu Dhabi

Nico Rosberg: Bestzeit im zweiten Training von Abu Dhabi

​Das zweite freie Training auf dem Yas Marina Circuit ist bei fallenden Temperaturen aussagekräftiger als die erste Probefahrt: Dennoch ranken sich Rätsel um Mercedes und Ferrari.

Es gibt Geburtstage, die sich etwas ganz Besonderes: Diesen 27. November wird Riccardo Adami jedenfalls nicht so schnell vergessen. Denn Sebastian Vettel meldete sich kurz nach Beginn des zweiten freien Trainings zum Abu-Dhabi-GP über Funk bei Adami: «Ich habe heute Morgen noch etwas vergessen.» Dann sang Seb in italienischer Sprache ein Happy Birthday. Ob Adami die Farbe seiner Uniform annahm, ist nicht bekannt. Aber er meldete sich lachend über Funk zurück und bedankte sich für die unerwartete Einlage.

Dann aber war es Zeit fürs Tagesgeschäft auf dem Yas Marina Circuit: Das Training begann zur gleichen Zeit (17.00 Uhr Lokalzeit) wie Abschlusstraining und Rennen, daher sind die Pistenverhältnisse mit fallenden Temperaturen wesentlich aussagekräftiger als der Streckenzustand im ersten Training.

An der früheren Reihenfolge änderte das nichts: Hamilton vor Rosberg, dann ein Respektabstand zu den Piloten von Ferrari und Red Bull Racing.

Kimi Räikkönen ging als erster Fahrer mit superweichen Reifen auf die Bahn und blieb hinter den schnellsten Zeiten der Silberpfeile (mit der härteren Mischung). Jedoch: Die Runde des finnischen Formel-1-Champions von 2007 war unsauber, da lag mehr drin.

Während die Sonne blutrot unterging, ärgerte sich Felipe Nasr grün und blau: Der brasilianische Sauber-Fahrer hat noch immer kein ideales Gefühl für die Bremse, ein Problem, das den Sensations-Fünften des Saisonstart-GP von Australien bis heute verfolgt.

An der Spitze das gewohnte Bild, am Schwanz des Feldes das gewohnte Bild. Martin Brundle beim Pistenspaziergang: «Die Manor-Rennwagen machen einen Eindruck, als würde das Lenkrad auf die Hinterräder wirken, nicht auf die Vorderräder.»

Manor ist übrigens korrekt gesagt, denn das Team hat beantragt, 2016 Manor-Mercedes zu heissen, die Bezeichnung Marussia wird verschwinden.

Sebastian Vettel drängte sich dann mit superweichen Reifen zwischen die beiden Mercedes, kurz bevor ihn sein Stallgefährte Daniel Ricciardo im Red Bull Racing-Renault überflügelte. Es spricht für das Chassis von RBR, dass Ricciardo im letzten Sektor der Runde, also im kurvigen Teil, zu diesem Zeitpunkt der schnellste Mann war.

Interessant: Mit den weichsten Reifen fuhr Nico Rosberg acht Zehntelsekunden schneller als mit weichen und damit eine Zehntelsekunde schneller als Lewis Hamilton. Ferrari hatte jedoch beim Schritt von weich auf superweich 1,5 Sekunden gefunden!

Hintergrund: Ferrari war es gelungen, mehr aus den Reifen zu holen als Mercedes. Das bedeutet aber noch nicht, dass es im Abschlusstraining oder dann im Rennen gleich sein muss.

Für Nico Rosberg ist das Training noch immer ein Eiertanz: Er muss zusammen mit seinem Ingenieur Tony Ross eine Balance finden zwischen nachhaltiger Abstimmungsarbeit und nicht zu vielen Runden – die Triebwerke von Rosberg haben mehr Kilometer auf dem Tacho als jene von Hamilton. Dies liegt daran, weil Rosberg mit dem Motorschaden in Monza eines seiner 2015er Triebwerke verloren hat.

Nach einer Stunde hatte Carlos Sainz (Toro Rosso) Feierabend: Er hielt in der Haarnadel an, nachdem sein Motor Leistung verloren hatte und das Team über Funk den Befehl gab – bitte das Auto sofort anhalten. Carlos knurrte zurück: «Etwas ist passiert – schon wieder.»

Der Madrilene hat sich vor kurzem bitter darüber beklagt, wie oft er 2015 von Problemen mit der Standfestigkeit behindert worden ist. Tatsächlich ergab eine Analyse seiner Rennen. In vielen Rennen lag Carlos vor dem hochgelobten Max Verstappen, und die verlorenen WM-Punkte würden ihn locker vor den Niederländer schieben.

Nico Rosberg stellte im Dauerlauf körnende Vorderreifen fest. Das kommt vor, wenn die Autos zu stark über die Vorderreifen rutschen und sich auf der Reifenoberfläche kleine Gummikügelchen bilden.

Bei den Hinterreifen besteht hingegen auf dem Yas Marina Circuit aufgrund der vielen Beschleunigungsmanöver aus langsam Kurven heraus Überhitzungsgefahr. Generell müssen die Fahrer auch aufpassen, in den schnellen Passagen der Sektoren 1 und 2 die Reifen nicht zu überfordern. Weil sie sonst im dritten Pistensektor aufgeschmissen sind. Die Beschleunigungen führen auch zu einem überhöhten Spritverbrauch.

Sergio Pérez liess gleich zwei Mal aufhorchen: Zuerst mit der drittschnellsten Zeit, dann mit einer brennenden Bremsscheibe links hinten. Hatten wir schon erwähnt, dass der Yas Marina Circuit eine der härtesten Strecken für die Bremsen ist?

Das zweite freie Training verstärkt, was wir schon vor dem Beginn des ersten freien Trainings festgehalten hatten: Der Kampf um den Sieg (zwischen den Mercedes-Fahrern und Sebastian Vettel), die Duelle um die Podestränge (vermutlich zwischen Ferrari und Red Bull Racing), die Rangeleien um die WM-Punkteplätze – das alles wird sich über das Reifen-Management entscheiden. Teilweise wurde das Körnen der Reifen so schlimm, dass die Rundenzeiten gemessen an der schnellsten Zeit um bis zu sieben Sekunden angestiegen sind. Das könnte die Ausgangslage zu einem überaus unterhaltsamen Grand Prix werden.

Wir kennen die Spritlast in den Ferrari und Mercedes nicht, aber die Dauerläufe im zweiten Training haben gezeigt: Sebastian Vettel fuhr mindestens so schnell wie Lewis Hamilton. Am schnellsten im Dauerlauf aber ist Nico Rosberg.

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