Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Was kann die F1 von der MotoGP lernen, Toto Wolff?

Von Andreas Reiners
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff

Die Formel 1 kann von der MotoGP lernen – diese Meinung vertreten nicht wenige Experten. Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

In Zeiten, wo die Formel 1 reihenweise Zuschauer verliert und sich einiges an Kritik anhören muss, verweisen einige Experten auf die MotoGP. Zum Beispiel Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene, wenn er auf das komplizierte Regelwerk der Formel 1 angesprochen wird.
«Die Regeln, die wir in der Formel 1 haben, haben nichts mit denen in der MotoGP zu tun. Bei den Motorrädern werden die Hersteller aber mit großem Respekt behandelt. Alles wird zusammen gelöst und die Entscheidungen schnell und konsequent getroffen», sagte Arrivabene.

«Es ist eine andere Herangehensweise und Haltung, mit der man auch versucht, bei den Änderungen auch die Geschmäcker der Fans in Betracht zu ziehen. Sie hören sehr genau zu und reagieren schnell», sagte Arrivabene. Ganz im Gegensatz zur Formel 1, wo sich die Protagonisten mit ihren verschiedenen Interessen oft im Weg stehen. Verhandlungen ziehen sich so in die Länge, oft ohne Ergebnis.

Auch beim Thema Fans könnte die Formel 1 Anschauungsunterricht nehmen, so Arrivabene. «Werft einen Blick auf die Tribünen. Wenn du dort eine Erdnuss in die Luft geworfen hättest, wäre sie nicht auf den Boden gefallen, weil jeder Platz besetzt war. Ich denke, was die Kommunikation betrifft, kann die MotoGP der Formel 1 ein paar Lektionen erteilen.»

Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sieht Möglichkeiten, sich bei den Motorrädern noch etwas abzuschauen. Auch wenn er im Interview mit der Tiroler Tageszeitung sagt, man müsse hier Äpfel mit Äpfel und Birnen mit Birnen vergleichen. «Die Formel 1 hat ein TV-Publikum, das ein Vielfaches der MotoGP darstellt. Wo die MotoGP reüssiert, das ist das Live-Event. Sie füllen die Strecken und haben gute Action. Die Fahrer sind nicht ferngesteuert, die Aerodynamik spielt fast keine Rolle – davon könnten wir lernen», so Wolff.

Verbessern müsse sich die Formel 1 auch bei den sozialen Medien. Da muss die Motorsport-Königsklasse mit der Zeit gehen, dabei aber auch die DNA des Sports bewahren. «Das ist in der Formel 1 nun mal der Grand Prix am Sonntagnachmittag. Das dürfen wir nicht über Bord werfen. Das klassische „Um 14 Uhr vor dem TV-Gerät sitzen“ gibt es nicht mehr. Es regiert On Demand, whenever, whereever – am Handy oder am iPad, am besten in leicht verdauliche Stücke geteilt», weiß Wolff.

Deshalb denkt der Österreicher an ein Umsatzmodell, von dem die Königsklasse profitieren kann. Da die Formel 1 aber vor allem durch den Fernseher groß wurde, müsse man mit den TV-Anstalten zusammen Konzepte ausarbeiten, um auf das neue Umfeld zu reagieren. «Ich bin kein Experte. Das ist nur meine private Meinung. Trotzdem sind manche Rennen zu lange. Ebenso wäre der 14-Uhr-Slot zu diskutieren und die Übertragung direkt auf Handy und iPad muss kommen», sagte Wolff.

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