Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Jos Verstappen: «Honda ist für mich ein Fragezeichen»

Von Mathias Brunner
Jos Verstappen

Jos Verstappen

Der Niederländer Jos Verstappen vor der Formel-1-Saison 2016: Wieso er Mercedes für das Mass der Dinge hält und was er seinem Sohn Max zutraut.

Im Wechsel allein liegt das Beständige: Vor zwanzig Jahren, beim ersten Formel-1-GP im Albert-Park, stand schon ein Verstappen in der Startaufstellung, es war Jos Verstappen, aber er kam mit seinem Footwork-Hart nicht ins Ziel. 2016 soll das Sohn Max mit dem Toro Rosso-Ferrari besser machen. Der hat mit Melbourne sowieso noch eine Rechnung offen, denn vor einem Jahr schied der damals 17jährige Max bei seinem GP-Debüt ebenfalls aus. Erst beim zweiten Rennen hat es dann mit einer Zielankunft geklappt und mit den ersten WM-Punkten obendrein.

Papa Jos ist bei allen Rennen seines Sohnes dabei, drängt sich aber nie in den Vordergrund. Der heute 44-Jährige weiss, dass Max jeweils viel Arbeit hat. Aber er steht mit Rat und Tat zur Seite, wenn der junge Verstappen einen Ansprechpartner braucht.

Jos Verstappen wird das Etikett des erfolgreichsten niederländischen Grand-Prix-Piloten irgendwann an seinen Sohn verlieren. Er weiss das, und es stört ihn nicht weiter. Mit zwei dritten Rängen auf dem Hungaroring und in Spa-Francorchamps 1994 wurde Jos 1994 bei Benetton WM-Zehnter. Nach 107 Grands Prix war dann Schluss.

Max wurde im ersten Jahr mit Toro Rosso 2015 WM-Zwölfter und will 2016 seinen ersten Podestrang erringen. Dazu muss jedoch eines der Top-Teams schwächeln, und damit sind wir mitten drin in Jos Verstappens Aussichten auf die kommende Saison, wie er im niederländischen Telegraaf festhält.

«Für mich liegt Mercedes-Benz noch immer vorne. Ich habe mir das Testgeschehen in Barcelona entlang der Strecke angeschaut, und es war von freiem Auge ersichtlich, wie gut der Silberpfeil liegt. Vom Leistungsvorsprung auf die Gegner ganz zu schweigen.»

Die grösste Spannung bei den Weltmeistern ist weniger die Leistungsfähigkeit des Autos, sondern wie sich das Duell der beiden Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg entwickeln wird. Jos sagt weiter: «Für Rosberg ist es fünf vor zwölf. 2016 muss sein Jahr werden, sonst wird es für ihn in diesem Rennstall ganz eng.»

Verstappen wünscht sich ein starkes Ferrari, das Mercedes ein wenig fordern kann. Dahinter sieht er Williams und Red Bull Racing auf Augenhöhe. Aber auch Force India ist da nicht weit weg. «Bei Force India erfüllt mich nur eines mit Unbehagen – das ist die Situation rund um Mitbesitzer Vijay Mallya. Ich könnte mir schon vorstellen, dass seine Schwierigkeiten früher oder später Auswirkungen aufs Team haben werden.»

«Renault ist schneller als erwartet», stellt Verstappen fest. «Ich finde es gut, dass Kevin Magnussen den Platz von Pastor Maldonado eingenommen hat. Der Venezolaner hat der Formel 1 Farbe gegeben, aber für mich war es der falsche Farbton für den GP-Sport.»

Den grössten Schritt nach vorne hat gemäss des Niederländers aber «McLaren-Honda getan. Ich finde den neuen Wagen sehr interessant. Das grosse Fragezeichen ist für mich der Honda-Motor. Ich schätze aber, McLaren-Honda kann ungefähr auf dem Niveau von Toro Rosso fahren.»

Und wie werden sich die Neulinge aus den USA schlagen? Jos Verstappen über Haas F1: «Bei den Testfahrten haben sie recht zuversichtlich gewirkt, aber dann musste zugegeben werden, dass einige Aspekte des Unterfangens Formel 1 wohl unterschätzt worden sind, besonders auf technische Seite. Ich glaube, sie werden flott unterwegs aber dennoch eher zum Schluss des Feldes zu finden sein. Alles andere würde mich von einem neuen Team auch sehr überraschen.»

Formel-1-WM

20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin)
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)

Das Formel-1-Startfeld 2016

Team: Mercedes AMG Petronas Formula One Team (D)
Fahrzeug: Mercedes F1 W07 Hybrid
Motor: Mercedes-Benz PU106C Hybrid
Fahrer: 6 Nico Rosberg (D)
44 Lewis Hamilton (GB)

Scuderia Ferrari (I)
Ferrari SF16-H
Ferrari 059/5
5 Sebastian Vettel (D)
7 Kimi Räikkönen (FIN)

Williams Martini Racing (GB)
Williams FW38
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
19 Felipe Massa (BR)
77 Valtteri Bottas (FIN)

Red Bull Racing (A)
Red Bull Racing RB12
TAG Heuer (umbenannter Renault-Motor)
3 Daniel Ricciardo (AUS)
26 Daniil Kvyat (RU)

Sahara Force India Formula One Team (IND)
Force India VJM09
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
11 Sergio Pérez (MEX)
27 Nico Hülkenberg (D)

Renault Sport Formula One Team (F)
Renault RS16
Renault RE16
20 Kevin Magnussen (DK)
30 Jolyon Palmer (GB)

Scuderia Toro Rosso (I)
Toro Rosso STR11
Ferrari 059/4
33 Max Verstappen (NL)
55 Carlos Sainz (E)

Sauber F1 Team (CH)
Sauber C35
Ferrari 059/5
9 Marcus Ericsson (S)
12 Felipe Nasr (BR)

McLaren Honda (GB)
McLaren MP4-31
Honda RA616H
14 Fernando Alonso (E)
22 Jenson Button (GB)

Manor Racing (GB)
Manor MRT05
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
88 Rio Haryanto (RI)
94 Pascal Wehrlein (D)

Haas F1 Team (USA)
Haas VF16
Ferrari 059/5
8 Romain Grosjean (F)
21 Esteban Gutiérrez (MEX)

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