Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Surer: «Stell dir vor - Quali-3-Finale, keiner fährt»

Von Mathias Brunner
Marc Surer

Marc Surer

Marc Surer, Schweizer GP-Experte von Sky, zeichnet fürs neue Quali-Prozedere ein düsteres Bild: Erleben die Fans statt eines heissen Duells null Aktion auf der Bahn?

Niki Lauda, Aufsichtsrats-Chef des Mercedes-GP-Rennstalls, hat unlängst bei einem PR-Termin in der Südschweiz vielen Fans aus dem Herzen gesprochen: «Die neue Quali-Regel ist dumm. Ich sitze ja in der so genannten Strategiegruppe. Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone kam und hat uns eröffnet, man müsse den Kampf um den Platz des Trainingsbesten ein wenig lebhafter gestalten. Aber sein erster Vorschlag lautete, die Reihenfolge der ersten Zehn umzudrehen. Der Schnellste hätte als von Startplatz 10 losbrausen müssen, der zweitschnellsten von neun und so weiter. Das fanden wir von Mercedes jetzt nicht besonders verlockend. Also haben wir einem anderen Vorschlag zugestimmt, der Ausscheidungs-Qualifikation. Ich bin mir jedoch noch immer nicht sicher, ob bis Australien alles geregelt sein wird. Jedenfalls kann ich mit Sicherheit sagen – die Piloten mögen das neue Quali-Format nicht.»

Marc Surer, Schweizer Formel-1-Fachmann des Digitalsenders Sky, geht noch einen Schritt weiter. Denn der Basler hat im System einige Tücken erkannt.

Und so geht es: Quali-Segment 1 dauert 16 Minuten. Nach sieben Minuten scheidet der langsamste Fahrer aus. Danach wird alle 90 Sekunden – bis zum Ende von Q1 – der jeweils langsamste Fahrer aus dem Feld genommen. Insgesamt scheiden also sieben Fahrer aus, 15 Fahrer kommen weiter ins zweite Quali.

Marc Surer dazu: «Das setzt die Teams gewaltig unter Druck. Man muss in den ersten sieben Minuten eine Zeit setzen, um eine Runde auf der sicheren Bank zu haben. 22 Autos versuchen folgerichtig, eine freie Runde ohne Verkehr zu erwischen. Damit sind vor allem in Quali 1, wenn am meisten Autos auf der Bahn sind,

Durcheinander und Ärger programmiert. Behinderung könnte zum Unwort des Formel-1-Jahres 2016 werden, weil sich alle gegenseitig stören und danach bestimmt lauthals darüber schimpfen werden. Hinzu kommt, dass es keine Fahranweisungen über den Boxenfunk mehr geben darf und die Piloten mehr auf sich selbst gestellt sind. Anders gesagt: Dieses Quali-Format wird viel böses Blut geben.»
Quali-Teil 2 dauert 15 Minuten. Nach sechs Minuten scheidet der langsamste Fahrer aus. Danach ist alle 90 Sekunden ein weiterer Fahrer fällig. Insgesamt fallen auch hier sieben Fahrer durch den Rost, acht Fahrer erreichen Q3.

Marc Surer weiter: «Hier wird sich die Verkehrslage etwas entspannen. Alle werden eine erste Rundenzeit setzen und dann noch einmal rausfahren, um sich sicher zu qualifizieren. Ich erwarte keine allzu grossen Veränderungen im Vergleich zum alten Qualifying.»

Quali 3 dauert nur noch 14 Minuten. Nach fünf Minuten scheidet der langsamste Fahrer aus. Danach scheidet erneut alle 90 Sekunden ein weiterer Fahrer aus. Nur noch zwei Piloten kämpfen in den letzten 90 Sekunden um die Pole-Position. So jedenfalls die Theorie, denn in der Praxi könnte das ganz anders aussehen.

Denn der 64jährige Marc Surer wittert: «In Q3 werden die Piloten einen Satz Reifen brauchen, um nicht nach fünf Minuten eliminiert zu werden. Den zweiten Satz werden die Fahrer beim Versuch, unter die letzten Zwei zu kommen, verschiessen. Die beiden verbliebenen Piloten können sich somit in den letzten 90 Sekunden auf abgefahrenen Gummis nicht mehr verbessern. Denn mehr als zwei Reifensätze kann man in Q3 gar nicht verwenden. Ich gehe davon aus, dass meistens in den finalen 90 Sekunden gar nicht mehr gefahren werden wird.»

So weit also zum Duell um die Pole-Position …

Formel-1-WM

20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin)
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)

Das Formel-1-Startfeld 2016

Team: Mercedes AMG Petronas Formula One Team (D)
Fahrzeug: Mercedes F1 W07 Hybrid
Motor: Mercedes-Benz PU106C Hybrid
Fahrer: 6 Nico Rosberg (D)
44 Lewis Hamilton (GB)

Scuderia Ferrari (I)
Ferrari SF16-H
Ferrari 059/5
5 Sebastian Vettel (D)
7 Kimi Räikkönen (FIN)

Williams Martini Racing (GB)
Williams FW38
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
19 Felipe Massa (BR)
77 Valtteri Bottas (FIN)

Red Bull Racing (A)
Red Bull Racing RB12
TAG Heuer (umbenannter Renault-Motor)
3 Daniel Ricciardo (AUS)
26 Daniil Kvyat (RU)

Sahara Force India Formula One Team (IND)
Force India VJM09
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
11 Sergio Pérez (MEX)
27 Nico Hülkenberg (D)

Renault Sport Formula One Team (F)
Renault RS16
Renault RE16
20 Kevin Magnussen (DK)
30 Jolyon Palmer (GB)

Scuderia Toro Rosso (I)
Toro Rosso STR11
Ferrari 059/4
33 Max Verstappen (NL)
55 Carlos Sainz (E)

Sauber F1 Team (CH)
Sauber C35
Ferrari 059/5
9 Marcus Ericsson (S)
12 Felipe Nasr (BR)

McLaren Honda (GB)
McLaren MP4-31
Honda RA616H
14 Fernando Alonso (E)
22 Jenson Button (GB)

Manor Racing (GB)
Manor MRT05
Mercedes-Benz PU106C Hybrid
88 Rio Haryanto (RI)
94 Pascal Wehrlein (D)

Haas F1 Team (USA)
Haas VF16
Ferrari 059/5
8 Romain Grosjean (F)
21 Esteban Gutiérrez (MEX)

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