Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Haas nach Rang 5 von Grosjean: Zukunft der Formel 1?

Von Mathias Brunner
Romain Grosjean im Haas-Renner vor Felipe Massa im Williams

Romain Grosjean im Haas-Renner vor Felipe Massa im Williams

​Hat die Herangehensweise von US-Teamchef Gene Haas gezeigt, wo die Zukunft der Formel 1 hinführt? Der Erfolg gibt dem amerikanischen Unternehmer Recht.

Als Teambesitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner davon sprachen, dass sie schon beim Formel-1-Saisonbeginn 2016 in Australien in die Punkte fahren wollen, gingen im Fahrerlager die Brauen hoch: Leidet da vielleicht jemand an Selbstverblendung?
Aber dann fuhr Romain Grosjean in Melbourne auf Rang 6, und die Skeptiker waren noch immer nicht überzeugt: Das Rennen habe aufgrund der Rennunterbrechung wegen des Alonso-Unfalls seine eigenen Gesetze gehabt, meinten sie.

Und nun das: Rang 5 von Grosjean in Bahrain! Und das in einem Grand Prix, in welchem sich, zugegeben, einige potenzielle Gegner von selber aus dem Rennen genommen haben. Aber wenn Neulinge wie Haas einem Williams-Team auf der Nase herumtanzen, immerhin 2014 und 2015 dritte Kraft in der Formel 1, dann muss selbst den hartnäckigsten Kritikern dämmern – ganz offensichtlich machen die US-Amerikaner etwas sehr richtig.

Vielleicht ist in einigen Köpfen noch immer die Denke drin: Neulinge essen jahrelang hartes Brot. Das war bei Virgin Racing (heute Manor) so, bei Lotus (später Caterham, dann pleite gegangen) und auch bei HRT (ebenfalls verschwunden). Aber die Voraussetzungen waren damals ganz anders.

Diese drei Teams hatten viel weniger Vorlaufzeit, vor allem jedoch versuchten sie ein Auto selber zu stemmen, während Gene Haas einen anderen Ansatz wählte: «Ich will so viele Teile von Ferrari verwenden, wie es mir das Reglement erlaubt», sagte er schon 2015.

Den tollen fünften Platz des Genfers Romain Grosjean erlebte Gene Haas nicht vor Ort in Arabien mit: Er weilte beim NASCAR-Rennen in Martinsville. Dort sagte er unseren Kollegen von ESPN: «Das Team hat ehrfurchtgebietend gearbeitet. Das gibt uns tüchtig Mumm für China. Alles ist nach Plan gelaufen. Gut, wir haben auch ein wenig Anfängerglück haben dürfen. Aber ein wenig Wind in den Segeln kann gewiss nicht schaden.»

Während Grosjean in Australien die Unterbrechnung in die Karten spielte, war es dieses Mal die clevere Reifenwahl: Romain verpasste den Einzug ins dritte Quali-Segement, das gab ihm mehr strategischen Spielraum für den Bahrain-GP.

Grosjean sagt: «Wir dürfen auf uns wirklich stolz sein. Aber was mir so Freude macht – ich weiss, dass wir das noch steigern können! Unsere Boxenstopps müssen besser werden. Und wir sind noch lange nicht am Idealpunkt angelangt, was die Abstimmung des Autos angeht. Heute freue ich mich einfach für mein Team. Ich habe gestern einige sehr müde Gesichter in der Box gesehen. Ihnen ein solches Ergebnis schenken zu dürfen, das ist ein irres Gefühl. Ich glaube nicht, dass ich in der Formel-1-WM schon mal so weit oben wie auf Zwischenrang 5 war. Dies mit einem neuen Team zu erreichen, das ist der pure Wahnsinn.»

Teamchef Günther Steiner sagt: «Was für ein Tag! Romain ist einfach fabelhaft gefahren. Das einzige Haar in der Suppe ist der Ausfall von Esteban, da gab es ein Problem mit der Bremse vorne links, dem müssen wir auf den Grund gehen.»

«Nun möchten wir es schaffen, mit beiden Autos in die Punkte zu fahren. Vor dem Hintergrund der Leistungen von Grosjean in Australien und Bahrain halte ich das für ein realistisches Ziel.»

Das Modell Haas könnte Schule machen: Gene Haas hat gezeigt, dass eine enge Partnerschaft (in seinem Falle mit Ferrari) samt eines Baukastenprinzips (die komplette Hinterachse stammt beispielsweise von Ferrari) zum Erfolg führen kann.

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