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Lewis Hamilton 36 Punkte hinter Rosberg: «Joker weg»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton kam zum Schluss an Felipe Massa nicht mehr vorbei

Lewis Hamilton kam zum Schluss an Felipe Massa nicht mehr vorbei

​Der dreifache Formel-1-Champion Lewis Hamilton liegt nach dem China-GP 36 Punkte hinter seinem Mercedes-Stallgefährten Nico Rosberg: «Ich habe keine Joker mehr.»

Drittes Rennen, dritter Sieg von Nico Rosberg. Dritter Grand Prix der Saison, drittes vermurkste Rennen von Lewis Hamilton. Nach dem Start eingeklemmt in Australien – viele würden sagen, dass er von Nico Rosberg in jener Währung zurückbezahlt erhielt, die Hamilton selber 2015 ausgeteilt hat. Schlechter Start in Bahrain und von Bottas auf die Hörner genommen. Getriebe-, dann Motorschaden in China, letzter Startplatz, noch der siebte Rang.
Ergebnis: Nico Rosberg hat schon einen Vorsprung von stattlichen 36 Punkten auf seinen härtesten Gegner, es steht 75:39 für den eindrucksvollen Deutschen.

Lewis Hamilton sagt in seiner Medienrunde mit britischen Kollegen am Abend nach dem China-GP: «Gut, die Saison ist noch lang. Aber Fakt ist, dass ich keine Joker mehr habe.»

Ein Joker: Eigentlich die Option im Spiel, wenn der Spielende (in der Regel einmalig) besondere Hilfe in Anspruch nehmen kann.

In unserem Falle eher der Schwarze Peter, denn während für Rosberg mit dem sechsten Sieg in Folge alles nach Plan läuft, hat Hamilton nicht viel Glück.

Fühlt sich Lewis derzeit als Unglücksrabe? «Überhaupt nicht», antwortet der Engländer. «Ich sehe mich nicht als ein Mann mit einer permanenten schwarzen Wolke über seinem Kopf. Ich bin gestolpert, gut, dann stehe ich halt wieder auf und versuche, es beim nächsten Mal besser zu machen.»

Kleine statistische Zwischenbemerkung zu den weiteren Saisonaussichten von Hamiltons Gegner Rosberg: Kein Pilot, der je sechs Rennen in Folge gewann, wurde nicht anschliessend Weltmeister. Kein Fahrer, der die ersten drei Rennen einer Saison gewann, liess sich im gleichen Jahr den Titel noch nehmen.

Hamilton kokettiert mit seinem Rückstand: «Ich liege um 36 Punkte zurück? Wirklich? Ich dachte, es seien 50!»

Und wenn wir schon dabei sind: In der Saison 2014 lag Hamilton mal um 29 Punkte hinter Rosberg – und war am Ende doch Champion. Lewis: «Es fühlt sich heute nicht einfacher an als damals. Um genau zu sein, fühlt es sich schlimmer an, weil derzeit ein Tiefschlag nach dem nächsten kommt.»

«Aber solche Dinge passieren im Leben. Ich glaube daran, dass uns Hürden in den Weg gestellt werden, um sie zu meistern. Ich weiss, dass mein Team stark genug ist, um sich aus dieser Talsohle wieder hoch zu arbeiten.»

«Ich gebe zu: Leicht ist das alles nicht. Das ist schon eine harte Probe, und in mir zerren verschiedene Emotionen. Du hast ein Ziel, das ist die erfolgreiche Titelverteidigung, und die siehst, wie dieses Ziel weiter und weiter von dir wegrückt. Aber so etwas gehört nun mal zum Motorsport. Niederlagen machen dich stärker, Rückschläge lassen ein Team zusammenrücken.»

Lewis Hamilton hat immer gesagt, er geniesse es, gegen Widerstände kämpfen und sie überwinden zu können. Ein GP-Triumph, sagen wir vom fünften Platz aus, bedeute ihm mehr als eine problemlose Fahrt von der Pole zum Sieg. Er liebe Herausforderungen, das sei das Salz in seiner Lebenssuppe, gemäss des Mottos, sich stetig zu verbessern – still I rise.

Insofern darf sich der Engländer freuen: Selten war eine Herausforderung grösser als in dieser Formel-1-Saison 2016.

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