Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Racing-Raritäten: Die schnellste Badewanne der Welt

Von Mathias Brunner
​«Racing-Raritäten» ist ein Blick zurück in die 60er Jahre, als die Fahrer noch fast im Freien am Lenkrad sägten und Flussdynamik aus Regen bestand. Wer ist es? Wann und wo ist das Bild entstanden?

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Name, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Zugegeben, nur Insider hätten jetzt auf Anhieb gewusst, auf welcher Rennstrecke wir uns beim letzten Rätsel befunden haben. Aber der farbverschmierte McLaren-Honda von Fernando Alonso war nur einmal genau so unterwegs – auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya, am 3. März 2016.

Wir haben das Bild aus zwei Gründen ausgewählt. Jeder weiss, wie pingelig Ron Dennis in Sachen Präsentation seines Rennstalls ist. Der Engländer war vor Jahren der Erste, der Boxenböden grau streichen liess. Und wenn Alonso oder Button auf die Bahn gehen, einen schwarzen Gummistrich auf dem Boxenboden hinterlassend, dann wird das sofort weggewischt.

Am betreffenden Wintertesttag in Katalonien wurde das Auto dann nicht nur mit dem üblichen, grünen FloViz eingestrichen, nein, auf der anderen Seite wurde mit der Markierfarbe in Rot gearbeitet. Dies ergab einen McLaren-Auftritt, wie wir ihn so bald nicht wieder erleben werden.

FloViz und grosse Messgitter gehören bei der Testarbeit zur Formel 1 wie Monte zu Carlo: Mit der zähflüssigen Farbe wird bei der Rückkehr an die Box der Strömungsverlauf geprüft. Es ist ein Vergleichstest zu den Werten aus der Flussdynamikberechnung (computational fluid dynamics, CFD), wenn also die Luftströmung um den Rennwagen herum simuliert wird.

Die Gitter messen in der Regel den Luftdruck und -strömungen in kritischen Bereichen, beispielsweise in den Verwirbelungen um die Räder herum oder beim Einlass der Seitenkästen.

FloViz ist eine Abkürzung für «flow visualization» (Flussveranschaulichung). In der Formel 1 ist die Verwendung dieser Pasta verhältnismässig jung: McLaren benutzte die Farbe 2010 erstmals auf dem Testplatz in aller Öffentlichkeit. In den Werken war schon länger damit gearbeitet geworden. Wieso das späte Debüt an der Teststrecke? Weil nicht nur die eigenen Techniker den Strömungsverlauf sehen, sondern auch die Argusaugen der Konkurrenz.

Die Paste muss dabei flüssig genug sein, um sich leicht auftragen zu lassen und wenig zu tropfen. Aber auch aushärtend genug, um nicht vom Luftstrom komplett weggeschmiert zu werden.

Die Ingenieure wissen: Die CFD-Progamme können noch so hochgestochen sein, der Windkanal nach dem jüngsten Stand – nichts ersetzt die Arbeit an der Strecke.

Das Vorgehen ist immer gleich: Ein bestimmtes aerodynamisches Teil, sagen wir ein Frontflügel, wird mit der Paste eingeschmiert. Der Fahrer legt eine Runde zurück. Die Farbe verschmiert nach Strömungszwang und trocknet aus. An der Box können die Spezialisten dann überprüfen, ob der Verlauf so ist, wie sie sich das vorgestellt hatten.

Zum neuen Rätsel: Die einzige Flussdynamik auf diesem Bild hat Petrus entworfen, worüber sich unser Fahrer hier sichtlich nervt. In der Badewanne sitzen, das ist ja an sich etwas recht Gemütliches, aber mit der damals schnellsten Badewanne der Welt durch diese Flut zu pflügen – das brauchte schon Mumm in den Knochen.

Immerhin konnte damals von Rennneutralisierung keine Rede sein, Niederschläge hin oder her. Meteorologische Rahmenbedingungen, der Pistenverlauf und ein Blick auf Pilot und Fahrzeug dürften Ihnen den Weg zur richtigen Lösung nicht verwässern.

Wer war es? Wann und wo ist das Bild entstanden?

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!

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