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Daniel Ricciardo: Max Verstappen und ich, starkes Duo

Von Mathias Brunner
Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo

​Der dreifache GP-Sieger Daniel Ricciardo spricht über seinen neuen Stallgefährten Max Verstappen: «Er ist jung, er ist sauschnell, er wird mich anstacheln. Ich sehe uns auf Jahre hinaus bei Red Bull Racing.»
Daniel, wie hast du vom Platzwechsel bei Red Bull erfahren?

In der Nacht, bevor das Team es verkündet hat, rief mich Teamchef Christian Horner an. Er wollte sicherstellen, dass ich es von ihm erfahre und nicht aus dem Internet. Und mehr gab es eigentlich nicht. Er meinte einfach, ich würde einen neuen Stallgefährten erhalten, und das es im Team ein paar Umstellungen geben wede, aber dass sich für mich überhaupt nichts ändert.

Hast du nach dem Russland-GP mit so etwas gerechnet?

Eigentlich nicht. Klar weiss ich, dass solche Dinge innerhalb einer Saison passieren können. Aber ich könnte nicht behaupten, dass ich das kommen sah. Ich war ein wenig überrascht.

Zwischen Max Verstappen und Carlos Sainz hat es bei Toro Rosso geknistert. Macht dir das Sorgen?

Nein. Ich habe ja auch nicht zum ersten Mal einen schnellen Stallgefährten. Die Rivalität mit Jean-Éric Vergne war recht intensiv. Aber wir haben es geschafft, den gegenseitigen Respekt zu bewahren. Es ist nicht schwierig, mit mir auszukommen. Auf der Strecke geht es zur Sache, aber neben der Strecke mach ich mein eigenes Ding. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich wegen Max bei Red Bull Racing für mich viel ändern wird.

Du hast nach dem Sotschi-Rennen gesagt, Daniil sollte sich entschuldigen. Bedauerst du das heute?

Nein, ich bedaure gar nichts. Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, mich um meinen Stallgefährten zu kümmern. Ich habe das gesagt, weil ich dieser Meinung war. Aber ich glaube nicht, dass das irgendetwas geändert hat. Ein schlechtes Rennen alleine ist nicht der Grund für solch einen Schritt.

Siehst du den ganzen Wirbel um Max Verstappen als Chance?

Ja, das sehe ich wirklich so. Jeder neue Stallgefährte ist immer eine Herausforderung. Max ist noch sehr jung, aber er ist sauschnell. Das Medieninteresse an ihm ist so gross, weil er als 17-Jähriger in die Formel 1 gekommen ist. Dann hat er sehr gute Ergebnisse eingefahren. Viele Leute erwarten Grosses von ihm. Für mich ist er einfach ein weiterer Gradmesser. Er wird danach trachten, viel von mir zu lernen. Aber auch ich kann mir von ihm was abschauen, so wie man das bei jedem Teamkollegen macht. Ich habe nichts dagegen, wenn mich ein Stallgefährte antreibt, und Max wird das gewiss tun.

Was hat Daniil Kvyat nach dem Rennen eigentlich zu dir gesagt?

Er kam vor unserer Nachbesprechung zu mir und hat sich entschuldigt. Er hat einfach seine Sicht der Dinge erklärt. Das hat die ganze Spannung genommen. Es war einfach schade, dass das alles in der ersten Runde passiert ist. In der Nachbesprechnung hat er sich dann vors Team gestellt und sich nochmals entschuldigt. Es war ihm schon klar, dass er unser Rennen ruiniert hat.

Schaut man als Racer ein wenig über die eigene Schulter, weil so viele Fahrer gerne den Job hätten?

Nein, ich persönlich mache das nicht. Ich respektiere, wer als Fahrer nachrückt, und es entspricht der Natur des Sports, dass immer jemand nachrückt. Etwas anderes anzunehmen, das wäre naiv. Aber ich versuche immer, nach vorne zu blicken. Vielleicht würde ich anders denken, wenn ich im hinteren Drittel des Feldes fahren würde und mich um meine Zukunft sorgen müsste.

Siehst du dich denn für die kommenden zwei oder drei Jahre gemeinsam mit Max bei Red Bull Racing?

Das Team wird schon wissen, was es macht. Ich habe meine Position in den letzten Jahren klar gemacht. Ich habe gute Arbeit geleistet, also ist das Team mit mir zufrieden. Ich glaube, Max und ich bilden ein starkes Duo. Das scheint die Vision zu sein.

Siehst du das als Test für Max?

Natürlich, und das macht Red Bull oft so. Das war ja bei mir auch nicht anders, als ich an die Seite von Sebastian Vettel gerückt wurde. Zuvor hatte ich nicht viele gute Ergebnisse vorzuweisen. Ich hatte keine Siege, ich war noch nicht mal auf dem Siegerpodest. Das Team wusste von den Tests, dass ich schnell bin. Es war ein gewisses Risiko, mich auf den Platz neben Seb zu befördern. Sie haben dann gesehen, dass das funktioniert. Also machen sie nun das Gleiche mit Max.

In der Vergangenheit haben solche Platzwechsel bei Red Bull oft gute Ergebnisse erbracht, also bin ich damit einverstanden. Hätte man Kvyat mehr Zeit geben müssen? Ich habe keine Schwarzweiss-Antwort darauf, und es liegt letztlich auch nicht an mir, das zu entscheiden. Unterm Strich liegt es immer an den Fahrern selber. Max zu Toro Rosso zu holen als 17-Jähriger, das war auch ein Risiko. Und Verstappen hat sich bewährt.

Wird es für Max einfacher sein, sich an den Red Bull Racing-Renner zu gewöhnen als das mit dem 2015er Auto möglich gewesen wäre?

Ja, ich glaube, das Handling ist einfacher, und es wird ihm leichter fallen, das Limit zu finden. Vor einem Jahr hatten wir mit dem Wagen noch alle Hände voll zu tun. Max wird merken, dass unser Auto mehr Haftung aufbaut, ich erwarte, dass er sich schnell daran gewöhnt haben wird. Schon am Freitagnachmittag.

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