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Daniel Ricciardo (Red Bull): Im GP an Mercedes dran!

Von Mathias Brunner
Daniel Ricciardo an der Mauer der Champions

Daniel Ricciardo an der Mauer der Champions

​Daniel Ricciardo hat seinen Red Bull Racing-Renner in die zweite Startreihe für den Kanada-GP gestellt – auf einer Powerstrecke keine vier Zehntel hinter Mercedes!
Daniel, wie nahe am Maximum war deine viertschnellste Zeit? Lag noch mehr drin?

In der letzten Schikane war es kritisch, abgesehen davon war die Runde ziemlich sauber. Du denkst später immer: Hier hätte ich einen Meter später bremsen können, da hätte ich einen Randstein noch direkter nehmen können. In der Haarnadel habe ich ein Rad stehen lassen, ich glaube nicht, dass ich jene 16 Hundertstel hätte schneller sein können, die auf Sebastian Vettel fehlten.

Wo siehst du dich in Sachen Renn-Speed?

Generell helfen uns kühlere Bedingungen. Gestern war es wärmer, das hat uns ein wenig geschadet. Ich hoffe, dass wir im Rennen auf Augenhöhe mit Mercedes und Ferrari liegen. Mercedes legt in der Regel im Abschlusstraining ein paar Schaufeln nach, im Rennen dann sind Ferrari und wir gemessen wieder ein wenig näher dran. Ich hoffe, das passiert auch hier. Ein Dreikampf wäre fabelhaft.

Gibt es ein generelles Problem mit wärmeren Bedingungen?

Nein, das war einfach gestern so. Wir taten uns beim Umgang mit den Reifen schwer. Hätten wir gewusst, dass es heute wärmer sein würde, dann hätten wir von der Abstimmung her reagiert. Aber die Prognosen zeigten, dass es eher wieder kühler sein würde, so wie auch am Sonntag. Für die Reifen gilt: Je wärmer es ist, desto schwieriger ist es, die Vorderreifen zum Arbeiten zu bringen. Besonders auf Pisten mit glatter Oberfläche. Daher seht ihr so viele Fahrer zwei Aufwärmrunden fahren. Lewis hatte in Monaco bei Re-Starts mit den Reifen grosse Mühe, da scheinen wir besser zu sein. Wenn wir also hier morgen eine Safety-Car-Phase haben, dann mache ich mir gewiss keine Sorgen.

Hättest du gerne ein Regenrennen?

Es würde mir jedenfalls nichts ausmachen. Noch lieber wären mir Mischverhältnisse.

Aber du hast bei der Abstimmung keine Kompromisse eingegangen – im Hinblick auf ein mögliches Regenrennen?

Nein, wir sind auf vollen Speed auf trockener Bahn gegangen. Weil es eher kühl ist, bewegst du dich von der Abstimmung sowieso in eine Richtung, die du auch für ein Regenrennen einschlagen würdest.

Montreal ist eine Power-Strecke. Dennoch verliert ihr auf die Pole nur vier Zehntel. Das muss euch Mumm machen.

Ja, das ist prima. Ich bin wirklich zufrieden. Es kommen auch Strecken, die besser zu unserem Wagen passen. Was toll ist: Wir haben eben auch beiden Seiten Fortschritte gemacht, beim Chassis, aber auch beim Motor. Generell ist die Stimmung viel besser als im vergangenen Jahr. Vor einem Jahr lag ich, wenn ich mich richtig erinnere, im Qualifying um 1,5 Sekunden hinter der Pole. Das haben wir um eine Sekunde verringert. So darf es weitergehen. Die Moral bei uns ist gut.

Die Moral scheint auch bei dir besser zu sein. Du wirkst nicht mehr so bedrückt wie noch am Donnerstag. Was ist passiert?

(Lacht.) Ich schätze, ich hatte die beste Therapie, und das ist eben ein Rennauto fahren. Da bin ich am glücklichsten, da kann ich auch, wenn du so willst, gewisse Aggressionen abbauen. Zudem fahre ich einfach gerne hier in Montreal. Ich werde noch in Jahren auf Monaco zurückblicken und mich ärgern. Aber es bringt weder mir noch dem Team etwas, weiter darüber zu brüten. Was passiert ist, das ist Vergangenheit, man muss nach vorne blicken.

Du hast einmal die Mauer berührt, einmal bist du um Haaresbreite daran vorbei geschlittert. Was macht den Unterschied zwischen Held und Depp aus? Wann weisst du als Fahrer, dass es perfekt wird oder dass es kritisch wird?

Gute Frage! Du weisst, wo die Reise hingeht, so bald du den Randstein der ersten Rechts genommen hast. Der Winkel, in dem du den Randstein attackierst, gibt vor, wo du ausgangs Kurve sein wirst – an oder eben in der Mauer. Im Qualifying wusste ich, dass ich noch ein wenig Reserven habe, also setzte ich alles auf eine Karte, stach tiefer in die Kurve rein, daher ist das Auto dann für die folgende Links eher auf die Mauer als auf die Gerade ausgerichtet. Ich blieb auf dem Gas und hoffte auf das Beste. Und ich kam mit einem Kuss davon. Es war knapp. Ideal willst du ein Auto, mit dem du den Randstein attackieren kannst, das sich dann aber schnell beruhigt. Ist es nach dem Kerb-Hoppler zu nervös, bekommst du ein Problem und kannst nicht früh genug aufs Gas.

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