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Rosberg vs. Hamilton: Chronologie einer Rivalität

Von Andreas Reiners
Lewis Hamilton und Nico Rosberg

Lewis Hamilton und Nico Rosberg

Zwei Jugendfreunde fahren für Mercedes, sollen den Silberpfeilen zu neuem Glanz verhelfen. Das war die Hoffnung, als Lewis Hamilton 2013 Michael Schumacher ersetzte und Teamkollege von Nico Rosberg wurde.

2016 kann man ganz klar sagen: Das mit dem Glanz hat hervorragend funktioniert, 2014 und 2015 wurde Mercedes Konstrukteurs-Weltmeister, Hamilton zweimal in Folge Champion.

Was auf der Strecke blieb, war die Freundschaft, die mindestens zu einer erbitterten Rivalität wurde. Mit allem, was dazugehört. Psychospielchen, Unerlaubtes und teaminterne Crashs. Wie nun in Spielberg. Das war allerdings nicht der erste Zusammenstoß der beiden.

SPEEDWEEK.com zeichnet das Duell der beiden nach

6. April 2014: Beim Großen Preis von Bahrain leisten sich beide ein erbittertes Duell. Zehn Runden vor Schluss funkt die Box an beide Piloten: «Schaut bitte, dass ihr beide Autos ganz nach Hause bringt.» Rosberg ist allerdings sauer. Er findet mindestens ein Manöver von Hamilton fragwürdig. Später wird die Kritik relativiert. Und es kommt heraus, dass Rosberg mit einer vom Team nicht genehmigten Motoreinstellung gefahren ist.

24. Mai 2014: Im Qualifying zum Klassiker in Monaco raubt Rosberg seinem Stallrivalen mit einem seltsamen Fehler in seiner Schlussrunde die Chance auf einen Konter. Für Hamilton ist klar – das war pure Absicht. Die FIA-Regelhüter sprechen den Deutschen aber von einer Schuld frei. Rosberg gewinnt am Ende auch das Rennen. Hamilton nach dem Rennen: «Die Leute sprechen immer von Freundschaft. Ich habe eine Handvoll Freude. Und Nico gehört nicht dazu.»

27. Juli 2014: Beim Großen Preis von Ungarn sind die beiden Fahrer auf unterschiedlichen Strategien unterwegs. Als es zum Duell kommt, bittet das Team Hamilton, Platz zu machen. Der Brite ignoriert die Order. Später korrigiert sich das Team – dieser Funkbefehl für Hamilton sei nicht richtig gewesen. Hamilton sagt, er sei von dieser Anordnung schockiert.

24. August 2014: Es kommt zur ersten entscheidenden Berührung auf der Strecke. Rosberg fährt Hamilton in der zweiten Runde ins Auto und schlitzt ihm einen Reifen auf. Hamilton fällt mit Reifenschaden zurück, Rosbergs Frontflügel ist kaputt, Daniel Ricciardo sagt Dankeschön. In den Tagen nach dem Rennen werden die Fahrer zum Rapport zitiert. Schon in Belgien war offene Kritik an Rosberg aufgefallen. Ist Hamilton das Liebkind im Team?

7. September 2014: Beim Italien-Rennen herrscht offiziell Frieden, verordnet durch die Teamführung. Nicht zu übersehen ist allerdings, dass Rosberg die Vorkommnisse mehr mitnehmen als seinen Teamkollegen.

12. April 2015: Rosberg mault am Funk, Hamilton fahre zu langsam. Das schadet Rosbergs Reifen und lässt Vettel gefährlich aufrücken. Das Team weist Lewis darauf an, das Tempo zu erhöhen. Andernfalls werde man Rosberg zuerst zum Stopp hereinholen. Was das Team auch prompt macht. Rosberg beklagt sich nach dem Rennen, Hamilton habe sein Rennen kompromittiert, das sei Fakt. Hamilton ist gleichmütig: «Er gehört nicht zu meinen Aufgaben, Nico Rosberg ein gutes Rennen zu ermöglichen.»

24. April 2015: Bei der Rückkehr zur Konfliktstätte Monaco leistet sich Mercedes einen unfassbaren taktischen Fehlgriff. Während einer Safety-Car-Phase verpokert sich Mercedes gnadenlos bei Hamilton, als sie ihn zum Reifenwechsel reinholen.

Der Weltmeister verliert den sicheren Sieg. Nico Rosberg bedankt sich und siegt vor Sebastian Vettel. «Unsere Berechnungen waren falsch. Wir haben irgendwo einen Hund in unserem Algorithmus. Wir haben Mist gebaut», gibt Wolff zu.

25. Oktober 2015: Das Rennen in Austin ist eine weitere Demonstration Hamiltons. Seiner Stärke, sagen seine Befürworter. Seiner Skrupellosigkeit, sagen die Kritiker. Denn bei seiner Fahrt zu seinem dritten WM-Titel fährt Hamilton kompromisslos in die erste Kurve. Wie es in Rosberg aussieht, zeigt seine Reaktion, als ihm sein Teamkollege die Kappe mit der Nummer zwei zuwirft. Rosberg schmeißt sie frustriert und wütend zurück. Den Vorwurf, er sei zu lieb und zu nett für das Duell mit Hamilton, wird Rosberg erstmal nicht mehr los.

15. Mai 2016: Einiges hat sich inzwischen geändert, Rosberg fährt mit einem unglaublichen Momentum, gewinnt Rennen für Rennen, genauer gesagt die ersten vier des Jahres in Serie. Dann der erste große Knall 2016. Beim Spanien-GP kollidieren beide in Runde drei, nachdem Hamilton seinen Teamrivalen zurücküberholen will.

Eine Verkettung unglücklicher Umstände, wie Toto Wolff erklärt. «Nico war mit der falschen Motor-Einstellung unterwegs, deshalb war er langsam unterwegs, als er aus der dritten Kurve kam. Lewis hatte mehr Speed und wollte vorbei. Doch Nico machte die Tür innen zu und das war die Seite, die Lewis zum Überholen gewählt hatte. Er geriet auf das Gras und flog dann ab.» Bestraft wurde keiner von beiden. Doch Rosberg kommt aus dem Tritt.

29. Mai 2016: Nico Rosberg fügt sich. Der Deutsche diskutiert nicht, er lamentiert auch nicht. Rosberg macht Lewis Hamilton stattdessen bereitwillig Platz. Freiwillig freilich nicht, Rosberg gehorcht, nachdem ihn Mercedes anweist, dem Briten Platz zu machen.

«Wir haben ihm zunächst gesagt, dass er mehr Tempo machen soll. Als das nicht funktioniert hat, war die Ansage, dass er Lewis ziehen lassen soll», erklärt Wolff. Schließlich geht es um einen Mercedes-Sieg. Da muss das eigene Ego hintenanstehen. Auch wenn es schmerzhaft ist. «Die Entscheidung war absolut naheliegend», so Rosberg. Hamilton gewinnt, Rosberg wird Siebter.

12. Juni 2016: Sebastian Vettel düpiert Hamilton und Rosberg am Start zum Großen Preis von Kanada und fährt nach vorne. In der ersten Kurve drängt Hamilton seinen Rivalen ab. Rosberg fällt zurück und rettet am Ende noch Platz fünf. Den Sieg von Hamilton kann er nicht verhindern.

3. Juli 2016: Rosberg ist auf dem Weg zum Sieg-Hattrick in Österreich. Als Hamilton überholt, wehrt er sich. Es kommt zum Crash. Hamilton gewinnt, Rosberg rettet sein kaputtes Autos als Vierter ins Ziel. Am Ende gibt es eine Zehn-Sekunden-Strafe für ihn, die aber keine Auswirkung auf das Ergebnis hat.

Der Crash hat dafür große Auswirkungen auf das Binnenverhältnis. Toto Wolff spricht offen von Teamorder, Niki Lauda gibt Rosberg die Schuld. «Nico hat versucht mit aller Kraft, mit nicht mehr funktionierenden Bremsen, das Überholmanöver von Lewis zu verhindern», sagt der Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams.

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