Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Marc Surer: Halo, Funk, Pistenlimit, so geht’s weiter

Von Mathias Brunner
​Wir haben im Rahmen des Hockenheim-GP jede Menge Zündstoff: Halo verschoben, Funk wieder erlaubt, Tauziehen ums Einhalten von Pistengrenzen. Was sagt Ex-GP-Fahrer Marc Surer dazu?
Marc, die Einführung des Kopfschutzes Halo ist auf 2018 verschoben. Was sagst du dazu?

Hier gibt es verschiedene Punkte zu beleuchten. Generell lässt sich feststellen: Man kann den Halo auch dann einführen, wenn eine etwas schönere Lösung gefunden ist. Die Erklärung, man habe ihn nicht lange genug testen können, kommt mir seltsam vor. Worauf wurde denn gewartet? Wir haben den Halo bei den Wintertests erstmals am Ferrari gesehen, dann passierte monatelang gar nichts.

Für mich steht auch weiter im Raum, ob nicht der Aeroscreen von Red Bull die komplettere und daher die bessere Lösung ist. Der Aeroscreen ist eleganter und verändert die Formel 1 weniger nachhaltig.

Ich wäre ganz anders vorgegangen: Ich hätte den Teams gesagt – baut selber eine Lösung. Der Fahrer muss einfach gut aussteigen können und der Schutzbügel muss gewisse Belastungen aushalten. Wir haben ja auch verschiedene Chassis im Feld, die aber die gleichen Belastungstests absolvieren müssen. Dann hätten die Teams den Halo auch besser ins eigene Design einbetten können. Also im ersten Schritt ein Bügel je nach Geschmack des Teams, um dann 2018 zu einer Lösung à la Aeroscreen überzugehen.

Es gibt einen weiteren Aspekt, auf den ich schon mal hingewiesen habe: Stellt euch vor, wir bringen den Halo also für 2017 nicht, aber wir haben in der kommenden Saison einen ganz schlimmen Unfall mit einem Schwerverletzten oder einem Toten. Dann will ich nicht wissen, welche Diskussion losgeht. Diese Gefahr ist da.

Das Vorgehen beim Funk erinnert mich an Brettspiele, die wir als Kinder gespielt haben: Zurück an den Anfang.

Wir haben mit Nico Hülkenberg ein Interview gemacht, und nicht einmal er konnte im Detail sagen, was denn nun erlaubt ist und was nicht. Ich sage: Wenn etwas unkontrollierbar ist, dann macht es keinen Sinn, das in Regeln zu pressen. Wenn nicht mal die Fahrer oder Techniker exakt wissen, was erlaubt ist, wie soll es dann ein Fan vor dem Fernseher wissen?

Anders gesagt: Die FIA hatte gar keine Wahl als das wieder freizugeben. Aber wir sind wie erwähnt zurück am Anfang – es besteht die Gefahr, dass die Piloten wieder von den Ingenieuren ferngelenkt werden. Wenn also erneut der Eindruck entsteht, die angeblich besten Fahrer der Welt könnten ihr Auto nicht ohne Hilfe von aussen lenken, dann ist das ein Schuss in den Ofen.

Was gut ist: Alles, was die Sicherheit betrifft, muss erlaubt sein. Es kann doch nicht sein, dass ein Fahrer Probleme mit den Bremsen hat, und das Team darf ihm das nicht sagen. Wenn ein Pilot wie Lewis Hamilton in Baku eine Anweisung für eine andere Motoreinstellung erhält, dann geht das für mich in Ordnung. Wenn ein Techniker einem Piloten sagt, wie er eine bestimmte Kurve fahren muss, dann ist das für mich ein rotes Tuch. Das wertet die Formel 1 ab.

Was ist mit dem Einhalten der Pistengrenzen?

Das geht für mich in eine ähnliche Richtung wie der Funk. Ich habe vor kurzem ein NASCAR-Rennen in Watkins Glen angeschaut. Da sind die Piloten in der ersten Kurve alle neben der Bahn gefahren, keiner hat sich aufgeregt. Die Regelhüter in den USA sind da ganz entspannt: Wenn die dort schneller sind, dann sollen sie in Gottes Namen dort fahren. Daher komme ich zum Schluss: Wenn eine Piste so gebaut ist, dass man neben der eigentlichen Bahn schneller ist, dann ist eben die Strecke falsch gebaut. Es muss für die Fahrer unattraktiv werden, neben der eigentlichen Bahn zu fahren – durch Grasstreifen, durch Rumpelrandsteine, welche dem Auto richtig wehtun, durch Kiesbetten. Dann sehen wir auch wieder Disziplin. Aber es geht doch nicht, irgendwelche Linien auf die Bahn zu zeichen und dann darüber zu lamentieren, ob einer nun fünf oder zwanzig Zentimeter daneben gefahren ist. Zumal du das aus diesen Autos sowieso kaum erkennen kannst.

Was ist deine Meinung zu stehenden Starts bei Regenrennen?

Das finde ich gut. In Silverstone damals blieb das Safety-Car zu lange auf der Bahn. Ich hätte eine Runde hinter dem Führungswagen erlaubt, dann hätten sich die Piloten zum Start aufstellen müssen. Das muss reichen, um dem Fahrer ein Gefühl für die Bahn zu geben. Wozu fahren wir so lange, dass die Piloten gleich auf Intermediates oder sogar auf Slicks wechseln können? Wozu haben wir bitteschön denn Regenreifen?

Schliesslich: Eine Situation mit Doppelgelb zum Schluss einer Quali wird es nicht mehr geben, da zeigt Charlie Whiting künftig gleich rot.
Das finde ich auch gut, dann sind die ganzen Diskussionen beendet, ob jemand einen Vorteil hatte oder nicht.

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