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Ferrari: Weiter Unruhe, Produktions-Chef Lanzone geht

Von Mathias Brunner
​Ferrari kommt nicht zur Ruhe: Gestern Freitag war bekannt geworden, dass Reifenfachmann Antonio Spagnolo zu Williams geht. Nun sind wohl die Tage von Produktions-Chef Corrado Lanzone gezählt.

Ferrari-Präsident Sergio Marchionne sucht eine Abkürzung zum Erfolg. In Monza musste der Fiat-Geschäftsleiter und Chef der berühmtesten Sportwagenfirma der Welt zugeben: «Es gibt nichts zu beschönigen – wir haben unsere Ziele für die Saison 2016 verpasst. Ich finde, wir haben in Australien gut begonnen, da waren wir nicht weit weg von Mercedes, aber dann konnten wir nicht wie erhofft nachlegen, die Entwicklung war zu wenig rasant.»

Die will der Fiat-Sanierer nun beschleunigen. Der Präsident und Teamchef Maurizio Arrivabene suchen nach Mitteln und Wegen, die Abläufe im Rennwagenwerk zu straffen.

Und dazu gibt es weitere Umstellungen, welche über das Ersetzen von Technikchef James Allison weit hinausgehen. Wie die italienischen Kollegen von motorsport.com berichten, muss nach fünf Jahren Corrado Lanzone (52) seinen Posten als Produktions-Chef räumen. Angeblich sei das keine Entscheidung von Technikchef Mattia Binotto, sondern eine von Marchionne. Nur einen Tag vorher war bekannt geworden, dass Reifenexperte Antonio Spagnolo geht – zu Williams.

Der langjährige Ferrari-Technikchef Mauro Forghieri sagte dem italienischen Journalisten Leo Turrini: «Ich spüre bei Ferrari ein gewisses Unbehagen. Mir gefällt Teamchef Maurizio Arrivabene sehr gut, er hat Leidenschaft, er gibt der Scuderia eine Seele. Aber Marchionne hat eine grundfalsche Atmosphäre erzeugt. Kannst du dich an Gordon Murray erinnern, den grossen Designer aus den 80er Jahren? Er hat mir gesagt, dass viele junge Kollegen, talentierte, mutige Leute, Offerten von Ferrari ausgeschlagen hätten, erschrocken von der Instabilität bei Ferrari, abgeschreckt von zu viel Politik.»

Aber die Einschätzung ist nicht ganz korrekt, denn angeblich hat Ferrari eine Reihe von Technikern aus dem zweiten und dritten Glied von Mercedes-Benz und Red Bull Racing engagiert.

Ferrari war schon vor der Sommerpause aktiv: An die Stelle des bisherigen Chefaerodynamikers Dirk de Beer ist der Franzose David Sanchez gerückt (ein früherer Mitarbeiter von Renault und McLaren). Die Leitung der Aerodynamikabteilung obliegt nun Enrico Cardile, zuvor in der GT-Abteilung von Ferrari tätig.

Möglicherweise hätte James Allison auch ohne den unerwarteten persönlichen Verlust (seine Gattin ist Ende März verstorben) Ferrari verlassen. Immer wieder hören wir davon, dass die junge Garde aufstrebender Techniker von Maranello vielversprechende Ideen in ihren Schubladen verschwinden liessen. Offenbar passten sie nicht zum Konzept des Ferrari.

Sergio Marchionne hat im Sommer reagiert, als ihm klar wurde, dass Ferrari auch 2016 nicht Weltmeister werden würde. Der Spitzen-Manager führte sehr viele Einzelgespräche in Maranello, dabei wurde ihm klar – die Ideen sind da, die Man-Power ist da, aber offenbar lässt sich das Potenzial nicht optimal umsetzen. Die ganzen Umstellungen sollen Ferrari breiter und besser aufstellen.
Ein Grundproblem jedoch bleibt: Der 2017er Ferrari ist ein Kind von James Allison und seinen Vertrauten.

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