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Marcel Schrötter: «Das war der erste Schritt zum Tod»

Von Günther Wiesinger
Marcel Schrötter macht sich Gedanken um die IDM

Marcel Schrötter macht sich Gedanken um die IDM

«Es existiert seit fünf Jahren keine IDM-Klasse mehr, in der man für die Weltmeisterschaft üben könnte», kritisiert Moto2-WM-Pilot Marcel Schrötter. «So geht das nicht.»

Marcel Schrötter hat den Jahreswechsel in Kalifornien verbracht und dort mit Freunden wie Jack Miller und Fabio Quartararo am 2. Januar in Newport Beach seinen 26. Geburtstag gefeiert. Er trainiert dort mit dem Motocross-Bike und fährt Rennrad und Mountainbike.

Marcel Schrötter will 2019 in der Moto2-WM den Durchbruch schaffen und sich für einen MotoGP-Vertrag in Erinnerung rufen.

Inzwischen hat der Pflugdorfer 152 Grands Prix absolviert und 2018 in Misano mit dem ersten Podestplatz seiner GP-Laufbahn überzeugt. Der Moto2-WM-Achte aus dem Dynavolt Intact GP-Team schaffte auch drei vierte und einen fünften Platz.

Marcel, aus deutscher Sicht schaut es mit dem Nachwuchs schlecht aus. Seit sechs Jahren, damals kam Philipp Öttl, hat sich kein neuer Fahrer in der Moto3-WM etabliert. Es ist kein echtes Talent in Sicht. In der Moto2-Klasse kommt mit Lukas Tulovic erstmals seit 2014 ein neuer Deutscher in die WM. Welche Tipps kannst du geben?

Wahrscheinlich ist es am sinnvollsten, möglichst früh nach Spanien zu gehen, wie es Tulovic gemacht hat, wenn man irgendwie die finanziellen Möglichkeiten und eine entsprechende Unterstützung hat. Wenn man in Spanien Erfolg hat, bekommt man meistens auch die Chance, Richtung Grand Prix und WM zu kommen, weil dann die Kontakte entstehen.

Alles was in der CEV Repsol Championship passiert, wissen die Teams in der WM, weil sie alle dort Nachwuchsteams betreiben und vor Ort sind.

Die CEV ist immer noch die beste Möglichkeit für den Aufstieg. Oder die Teilnahme im Rookies-Cup.

Aber in Deutschland müsste sich viel ändern, um generell wieder mal echten Nachwuchs nach oben bringen zu können.

Deine Generation hat sich noch in der IDM durchgesetzt. Auch Öttl, Bradl und Folger haben dort ihre ersten Erfolge errungen. Du warst IDM-125-Champion und bist als Wildcard-Fahrer 2009 in Valencia Fünfter geworden. Heute ist die IDM nur noch ein Auffanglager für Fahrer, die in der WM gescheitert sind.

Genau. Zu meiner Zeit hatte KTM ein eigenes Junior-Team in der IDM 125 – mit Ranseder und Bradl. Dort sind wir damals gegen Fahrer angetreten, die aus der WM zurückkamen. Es gab 40 Teilnehmer in der 125-ccm-Klasse.

Jetzt existiert seit fünf Jahren keine IDM-Klasse mehr, in der man für die Weltmeisterschaft üben könnte – weder Moto2 noch Moto3. Der Junior-Cup bringt auch seit Jahren keine WM-Kandidaten mehr zum Vorschein.

Ja, es gibt keine GP-Klasse mehr. Das ist sowieso für den deutschen Nachwuchs der erste Schritt zum Tod gewesen. Das geht einfach nicht.

Ich hoffe, dass sich da bald wieder etwas entwickelt.

Der ADAC Junior-Cup ist sicher ein Schritt, um in den Sport zu kommen. Aber viele Fahrer beginnen dort erst mit 15 Jahren. Und das ist vielfach schon zu spät, um international wirklich weiterzukommen.

So ein Cup kann eine Zwischenstation für ein, zwei Jahre sein. Aber dann muss der nächste Schritt die CEV und die Junioren-WM sein. Das ist der logische und einzige Weg.

Aber es ist in Deutschland auch keiner da, der so ein Talent dann richtig fördert.

Hm, es gibt das Intact-Team, Kiefer Racing, Prüstel GP, Freudenberg, alle betreiben Nachwuchsarbeit. Alle mit den falschen Fahrern? Tim Georgi ist sicher ein Talent. Dirk Geiger auch. Aber sie sind von der Bildfläche verschwunden.

Es liegt sicher nicht an den Teams. Diese Teams versuchen, das Beste herauszuholen aus dem, was sie haben.

Intact hatte sogar Moto3-Pläne mit der Dorna zusammen und eventuell mit dem ADAC. Aber der ADAC hatte kein Interesse. Dann braucht man sich nicht zu wundern, dass in Deutschland gar nichts vorwärts geht.

Es ist auch nicht die Aufgabe von uns WM-Fahrern, hier Lösungen zu finden. Natürlich kann man irgendwelche Tipps geben und versuchen zu helfen. Aber zuerst muss etwas passieren, bevor dann wir helfen können.

Wir haben hier in der WM selbst alle Hände voll zu tun, um etwas Geld verdienen und das eigene Leben finanzieren zu können. Keiner von uns ist so weit, dass er reich wird dabei. Wir können also finanziell keine Hilfe leisten.

Die großen Verbände müssen halt Talente, die zum Beispiel den Minibike-Cup gewinnen, unter Vertrag nehmen und ihnen für die nächsten zwei, drei Jahre helfen. Es genügt nicht, wenn man ihnen für die kommende Saison 20.000 oder 30.000 Euro gibt.

Bis zum Minibike-Cup und Junior-Cup kann man den Sport in der Familie und mit kleinen privaten Sponsoren noch finanzieren. Aber wenn es dann in die Spanische Meisterschaft geht, braucht man mehr Unterstützung. Man kann ja nicht erwarten, mit 30.000 Euro in die CEV geschickt zu werden, dort zu gewinnen und dann in die WM zu gehen.

Die Talente müssen auf dem Weg in die WM schon besser unterstützt werden. Es wird vielleicht nicht bei jeden klappen, nicht alle schaffen den Durchbruch. Aber heute haben die jungen deutschen Talente oft gar keine Chance mehr.

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