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Martin Bauer holt sich IDM-Führung zurück

Von Esther Babel
Martin Bauer mit seiner Mutter als Trostspender

Martin Bauer mit seiner Mutter als Trostspender

Trotz lädierter Knochen düste der Österreicher in Salzburg aufs Podest.

Ein starker Wille kann Bergeversetzen. Dies stellte Martin Bauer bei der fünften Runde zur IDM am Salzburgring eindrucksvoll unter Beweis. Der Motorex KTM Pilot, der gesundheitlich angeschlagen an den Start ging, brauste im ersten Superbike-Rennen tapfer an der Spitze mit und sicherte sich in der letzten Runde den zweiten Platz. In Lauf 2, der wegen Regens vorzeitig abgebrochen wurde, sicherte sich der Österreicher mit dem vierten Rang weitere wertvolle Punkte für die Meisterschaft, deren Führung er damit wieder zurück erobernkonnte.

Die Hochgeschwindigkeitspiste des Salzburgrings liegt weniger als eine Autostundevon Mattighofen, dem Sitz der österreichischen Motorrad-Manufaktur, entfernt. Für das Heimrennen, zu dem selbstverständlich auch wieder zahlreiche KTM Mitarbeiter anreisten, waren die Erwartungen trotzdem gedämpft. Beim letzten IDM-Event am Sachsenring war schliesslich eine wenig schöne Kollision zwischen Martin Bauer und Matej Smrz passiert - ausgerechnet zwischen den KTM-Markengefährten, die bis dahin in der Meisterschaft in Führung lagen.

Als Folge reiste Martin Bauer mit Verletzungen nach Salzburg an. Knochenabsplitterung in der rechten Mittelhand, Kapselausriss im dritten und vierten Finger, Bänder in beiden Knienbeschädigt und überdehnt sowie eine Gehirnerschütterung. Ob damit zwei Wochenspäter überhaupt daran zu denken war, ein 190 PS starkes Superbike im Renntempozu bewegen, war unklar. Bauers Plan lautete deshalb, sich von Trainingssitzung zu Trainingssitzung zu hangeln und dann jedes Mal neu zu entscheiden, es weiterzu probieren. Zur Unterstützung engagierte KTM zwei Sport-Physiotherapeuten. Erwin Göllner und Dr. Thierry Murrisch, beide seit Jahren in der Formel 1 sowie im Skirennsport und bei etlichen olympischen Disziplinen erfolgreich als Betreuer aktiv.

Unterm Strich verlief das freie Training am Freitag und das Zeittraining am Samstag bei extrem wechselhaftem Wetter besser als erwartet. Getaped, bandagiert und massier tbrauste Martin als bester KTM Pilot auf Startplatz 7. Die atemberaubende Durchschnittsgeschwindigkeit des RC8 R-Piloten lag über 190 km/h, dieSpitzengeschwindigkeiten, je nach Windschatten durch andere Maschinen, zwischen 285 und 290 km/h.

«Hand und Knie schmerzen, jede Bewegung ist mühsam», erklärte Bauer nach dem Training. «Zum Aufsteigen halten die Mechaniker das Motorrad schräg, damit ich leichter das Bein über den Sattel schwingen kann. Der Lenker ist asymmetrisch eingestellt, links näher zum Tank, damit ich mich mit dem gesunden linken Arm stärkerabstützen kann. Bremskraft aufbauen kann ich mit der rechten Hand, aber abstützen nicht. Ich versuche also, mich zusätzlich mit den Knien am Tank abzustützen, deshalb sind dort Noppenmatten aufgeklebt. Durch das Kompensierenverkrampft der Körper natürlich überall. Das Fahren wie auch die Zeitenklappten besser als erwartet. Aber ohne die physiotherapeutische Betreuung könnte ich sicher nicht antreten.» Der erschöpfte Eggendorfer benötigte nach seinem zweiten Platz im ersten Rennen etliche Minuten, bevor erüberhaupt zur Siegerehrung gehen konnte. Lauf 2 beendete er als Vierter.

«Es ist deutlich besser ausgegangen als erhofft», war sich Bauer am Sonntagabend bewusst. «Eigentlich waren wir nur auf Schadensbegrenzung aus. Ich bin in beiden Rennen gut weggekommen und habe meine Position über die Distanz bringen können. Eigentlich ist alles sensationell gelaufen. Die Schmerzen wurden von Runde zu Runde stärker.Ich habe versucht, die Kraft beim Bremsen auf die linke Seite auszulagern, aber dann verkrampfte sich die andere Seite. Die letzten drei, vier Runden waren schlimm. Ich habe arg kämpfen müssen, um das Tempo noch zu halten. Ich weiss nicht, ob ich das ein zweites Mal durchgestanden hätte. Ich war froh, dass der zweite Lauf abgebrochen wurde. Ohne die extrem gute ärztliche Betreuung hätte ich dasniemals durchgestanden. So viele Injektionen wie an diesem Wochenende habe ichmein ganzes Leben noch nicht bekommen. Daher ein ganz großes Merci an Thierry und Erwin. Dankeschön auch an die KTM-Familie, die so hinter mit gestanden ist und alles organisiert hat, um mir zu helfen. Ich glaube, jetzt brauche ich erstmal Urlaub. Besonders freut mich auch das erfolgreiche Comeback von meinem Freund und Markenkollegen Stefan Nebel. Nach dem unglücklichen Crash von ihm Mitte Mai in Oschersleben, wo er unschuldig zu Sturz kam und sich einen Bruch seines rechten Schlüsselbeins zuzog, hatte er sechs Läufe aussetzen müssen. Aber er hat die Zähne zusammengebissen und für sich und KTM ein frühzeitiges Comeback gegeben - mit den Top-Platzierungen 5 und 6.»
 

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