Lucy Glöckner: Red Plate trotz Schlammschlacht

Lucy Glöckner im Matsch
Nachdem die ehemalige Straßenrennfahrerin (IDM Superbike, Langstrecken-WM) Lucy Glöckner als Kind des Erzgebirges im Oktober 2024 bei ihrem Heimrennen in Zschopau am Enduro-Sport Gefallen fand und in diesem Jahr ihre erste volle Saison im DMSB Enduro-Damen Cup bestreitet, gewann die 34-Jährige gleich beim Saisonauftakt Anfang März im niedersächsischen Uelsen beide Fahrtage.
Nun ging es am vergangenen Wochenende zur zweiten Saisonstation ins nordsächsische Dahlen zu ihrem einzigen Heimspiel in diesem Jahr, denn vom 17. bis 19. Oktober gastiert in Zschopau mal wieder die Enduro-Weltmeisterschaft zu ihrem Finale 2025.
Nun muss man konstatieren, dass die Damenklasse in Uelsen mit nur drei Ladys nicht sonderlich stark besetzt war. In Dahlen nahmen nun schon doppelt so viele und teilweise schon erfahrenere Frauen und Mädchen die mit so allerlei Dreck und Staub verbundenen Strapazen auf sich.
Prompt verfehlte Lucy am ersten der wiederum zwei Fahrtage als Vierte das Podium, um an Tag 2 als Dritte auf selbiges zurückzukehren. Gleichzeitig hatte sie erneut das imaginäre Red Plate der Tabellenleaderin erfolgreich verteidigt. Dennoch ordnete sie ehrlich zu sich selbst ein, dass sie als totale Neueinsteigerin momentan an alles andere als den Titel denkt.
Gleichwohl ist ihr Ehrgeiz zwar nicht erst geweckt, jedoch ungebrochen. So sagte sie im Ziel zu SPEEDWEEK.com: «Mit dem zweiten Tag konnte ich etwas zufriedener sein. Gestern habe ich einfach zu viele Fehler gemacht, was mich viel Zeit gekostet hat. Zum Beispiel hatte ich auf einer Sonderprüfung einen ziemlich heftigen Crash. Heute bin ich ganz zufrieden. Das ist halt nach wie vor ein Lernprozess.»
Zu diesem führte sie zudem aus: «Es war mir klar, dass das hier schwieriger wird. Man kennt ja ein paar Namen bzw. fragt mal rum, wer die Konkurrenz so ist. Ich finde das aber gut. So kann ich nur dazu lernen. Leider bin ich manchmal noch zu nervös und mache halt kleine Fehlerchen. Ob ich Erste, Zweite, Dritte oder Letzte werde, ist mir sch…egal. Es ist gut, dass Stärkere mitfahren. Auch für mich persönlich, denn schließlich will ich mich weiterentwickeln.»
Und wie sieht sie ihre Situation mit dem Red Plate? Träumt sie schon vom Titel? «Der Ehrgeiz ist immer da, aber daran denke ich überhaupt noch nicht. Ich will weiter dazulernen. Zum Beispiel waren das hier andere Streckenbedingungen, was für meine Entwicklung nur gut sein kann.»
Und weiter: «Ich habe Ehrgeiz, den muss man auch haben, um das Ganze zu betreiben. Aber es muss ein gutes Mittelmaß bleiben. Wenn jemand sagt: ich muss schneller werden … Ich muss gar nichts. Ich muss niemanden mehr etwas beweisen außer mir selbst. Für mich will ich das auch von allein. Dazu bin ich zu lange im Rennsport dabei, um nur irgendwie rumzugammeln. Es macht mir Spaß, das ist das Wichtigste.»
Nachdem am ersten Dahlener Fahrtag fast vorsommerliches Wetter vorherrschte, kam am zweiten etwas Regen dazu. Ein Fakt, der Lucy im Nachgang zum Scherzen animierte. So sagte sie: «Mit dem Regen wurde alles etwas schmieriger. Der Schlamm setzte irgendwann das Profil zu, das war es für kurze Zeit immer wieder wie mit einem Slick zu fahren.» Konnte sie das als kleinen Vorteil nutzen? «Schön wäre es gewesen, aber irgendwie hat das Schwarze vom Asphalt gefehlt.»